Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
eine weitere Entschuldigung zu heucheln.
Da grinste der Herr von Naganor plötzlich. „Mit Sicherheit nicht. Eryn, hol einen Armbandrohling!“
Ein Vorrat von Rohlingen befand sich in einer Kiste im Raum und im Nu lag der Reif auf dem Tisch.
„Die Ader Gold bitte“, forderte der Prinz ungeduldig.
Es war inzwischen Eryns leichteste Übung, für andere Magier die Essenz zur Verfügung zu stellen, damit diese einem Gegenstand permanente Eigenschaften verleihen konnten. Ganze fünf Minuten bezauberte Meister Raiden den Reif.
Da muss er wirklich einiges hineingepackt haben. Nur einen Teil der Zauber erkannte Eryn wieder. Unzerstörbare Härte und die Versiegelung von Bannen. Anderes konnte er nicht zuordnen. Dann war das Werk vollendet.
„Euren Arm, Sir Ravenor“, kommandierte der Prinz und Ravenor streckte gehorsam die Rechte aus. Der Prinz schob den Armreif über die Hand und ließ ihn dann so schrumpfen, dass Ravenor ihn auf keinen Fall wieder abstreifen konnte.
„Und nun ein kleiner Test. Bringt mir den Becher von dem Tisch dort drüben.“
Es war ein mit Wasser vermischter Wein, der noch vom Vortag dort herumstand. Wie befohlen ging Ravenor die paar Schritte durch den Raum und streckte die Hand aus. Zog sie dann aber schnell wieder zurück, als ob er sich verbrannt hätte. Er probierte es mit der anderen Hand, aber es passierte dasselbe.
„Mein Prinz... ich kann nicht.“
Die Erkenntnis, was das bedeutete, traf Ravenor härter als ein paar Schläge.
Meister Raiden nickte zufrieden. „Gut, Alkohol werdet Ihr nun nicht mehr anrühren. Wäre doch gelacht, wenn ich es nicht schaffe, aus Euch einen brauchbaren Offizier zu machen. Schließlich habe ich es auch fertiggebracht, den Waldmenschen in einen fleißigen und strebsamen Magierschüler zu verwandeln. Und manchmal zeigt er sogar Anzeichen von Intelligenz, die man ihm gar nicht zutrauen würde.“
Das war mal wieder richtig aufbauend formuliert. Ob man das ein Lob nennen kann?, sinnierte Eryn.
Nach dem ersten ungläubigen Schock, was das Anlegen des Reifs bedeutete, breiteten sich in Ravenor Verbitterung und Trotz aus.
„Mein Prinz, ich warte auf Eure Befehle.“ Der Unterton war schon fast provozierend.
Ravenor, lass es einfach sein. Denk an Meister Savyen und was der mit Rotbart gemacht hat, obwohl der sein Sohn war. Du solltest Meister Raiden jetzt nicht weiter reizen.
Aber der Prinz überhörte glücklicherweise den Tonfall. „Nachdem wir nun den ersten Schritt auf dem Weg zur Besserung getan haben, werde ich Euer Aufgabenfeld neu überdenken. Mir dünkt, Ihr seid noch nicht ausreichend ausgelastet. Und bis dahin übernehmt Ihr die Wache vor der Halle. Wegtreten!“
Ravenor salutierte und war schnurstracks zur Tür hinaus.
Einfachen Wachdienst zu schieben, war jetzt immer noch besser, als die Gegenwart des Prinzen weiter ertragen zu müssen.
13. Arbeit in der Hauptstadt
Seit Eryn und Ravenor die Belehrungen des Etikettemeisters über sich hatten ergehen lassen müssen, kamen die beiden in regelmäßigen Abständen zu dem zweifelhaften Vergnügen, mit Meister Raiden speisen zu müssen. Wenn sie Glück hatten, dann redete der Prinz mit Eryn über deren Forschungsarbeit. Wenn nicht, dann machte der Herr von Naganor Späße auf ihre Kosten oder belehrte sie. Das eine war so unangenehm wie das andere.
Nach der Sache mit der unglücklich formulierten Aufstellung hatte Ravenor so viele Aufgaben übertragen bekommen, dass Freizeit für ihn ein absolutes Fremdwort wurde. Er beklagte sich nicht, denn es hätte sowieso nichts genützt. Der junge Offizier hoffte nur auf bessere Zeiten und auf die Magie des Vergessens, der sich selbst ein Magier nicht entziehen konnte.
Das Mahl war fast beendet und sie hatten schweigend dagesessen und gegessen. Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken, da begann Meister Raiden ein Gespräch.
„Wie sind Eure Fortschritte bei den Intonierungen, Sir Ravenor?“ Gerade dabei den nächsten Bissen zum Mund zu führen, senkte sich die Gabel wieder auf den Teller und Ravenor sah zu Prinz Raiden hinüber.
„Mein Prinz, als Schüler kann ich mich nicht selbst beurteilen. Bitte fragt Meister Eriwen, um eine objektive Einschätzung meiner Kenntnisse zu erhalten.“ Es war eine Quälerei für Ravenor all die Laute der Intonierung zu lernen, die er – im Gegensatz zu den anderen Magierschülern – nur im Zusammenhang mit Artefakten gebrauchen konnte. Und für vieles gab es gar keine Artefakte. Was
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