Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)

auf dem Tisch.
    Ich betrinke mich über alle Maßen und werde unehrenhaft entlassen. Das war’s dann mit meiner Karriere, aber ich muss wenigstens nicht mehr zu diesem Spießrutenlauf, den der Prinz Unterricht nennt. Die Versuchung war da, doch dann ärgerte Ravenor sich über sich selbst.
    Das wäre das Eingeständnis der eigenen Dummheit. Ich habe gelernt, bin vorbereitet und ich habe Eryns Ring. Heute wird es besser laufen. Wenn ich klar denken kann, dann ist das alles halb so schwierig. Ich lasse mich einfach nicht aus der Ruhe bringen, beschloss er und zog sich schnell um. Danach benutzte er noch dezent ein Duftwasser. Wieder fiel sein Blick auf die Weinflasche . Der Bursche hätte sie ruhig wegräumen können und richtig aufgeräumt ist das hier auch nicht. Wenn ich zurück bin, dann muss ich ihn mir mal zur Brust nehmen. Bevor er ging, nahm er den kostbaren Ring und steckte ihn an den Finger. Er fühlte bereits, wie es wirkte.
    Ruhe, das Entscheidende ist die innere Ruhe. Genauso wie im Kampf, da funktioniert es ja auch. Und ich gehe ja nur zum Prinzen. Keine Gefahr für Leib und Leben. Obwohl, so sicher war er sich da nicht. Was er aber mit Sicherheit wusste, die Lektionen des Prinzen waren die totale Demoralisierung... aber heute nicht, sagte er sich, um sich selbst Mut zu machen.
     
    Eryn konnte sich nicht beklagen. Sein erfolgreiches Experiment mit dem Unhaer hatte den Prinzen auf eine Idee gebracht. Er wollte im Unhaer einen sicheren Bereich mit einem Tor errichten. Das war ein ehrgeiziges Projekt, denn dazu mussten sie gleich mehrere Probleme lösen. Das reizte Eryn enorm. Das ist nicht nur das einfache Auswendiglernen von Zaubern, verbunden mit endlosem Üben. Nein, das ist richtige Forschung und Meister Raiden hat mir sogar die Torzauber und das Reisen erklärt, damit ich ihn besser unterstützen kann .
    Der Herr von Naganor war auch erheblich angenehmer im Umgang als sonst, da das wissenschaftliche Problem ihn geistig beschäftigte und von den Banalitäten ablenkte, die er normalerweise als untragbare Umstände definierte. Und es gab Bücher zur Essenz, die Eryn wissensdurstig verschlang, denn Gold war seine stärkste Ader und der Kreis, der ihm allein auf der weiten Welt gehörte. Es kümmerte ihn nicht besonders, dass dafür alle anderen Zauberthemen erst einmal unter den Tisch fielen.
    Meister und Schüler waren in eine Zeichnung vertieft, als Ravenor auftauchte. Der wurde nebenbei zur Kenntnis genommen und dann mit der Bemerkung „Kurz warten!“ gleich wieder vergessen.
    Kurz wurde schon langsam zu lang und Ravenor erlaubte sich zu fragen: „Mein Prinz, wenn es jetzt unpassend ist, dann kann ich auch später wiederkommen.“
    Eryn brauchte keine Gedanken lesen zu können, um zu wissen, dass Prinz Raiden gerade so etwas wie: Das könnte dir so passen dachte.
    Der Herr von Naganor legte die Zeichnung beiseite. „Nein, wir fangen gleich an.“
    Das Buch wechselte in die Hände des Schwarzen Magiers und eine Kartenillusion erschien gleich darauf. Ravenor war tatsächlich erheblich gelassener, als er Eryn nun die Kampfaufstellung einzaubern ließ. Dann wurde die Schlacht nachgestellt und selbst wenn Ravenor Fehler machte und der Prinz ihn aufzog und beschimpfte, verkniff der sich alle Kommentare und behielt seine Ruhe.
    Auf der Karte stürmte eine Reitereinheit vor, als Meister Raiden in Eryns Gedanken sprach.
    Was hast du Ravenor eigentlich gesagt? Andauernd denkt er an ‚deine Worte‘ und wie sehr ihm das hilft. Mein Prinz, ich habe ihm nur gesagt, dass Fleiß der Schlüssel zum Erfolg ist und dass Ihr ein sehr guter, wenn auch strenger Lehrmeister seid, fand Eryn sogleich die passenden Worte.
    Hm, nur das? Zumindest scheint es zu funktionieren, der Unmagische ist nicht ganz so tölpelhaft wie sonst.
    Die Schlacht war geschlagen und das zu Meister Raidens Zufriedenheit: „Na also, geht doch. Und nun bitte zurück zur Anfangssituation.“
    Die Startaufstellung wurde reaktiviert. Wohlweislich hatte Eryn sich Kopien der Bilder gespeichert, weil er den Fall der Fälle schon geahnt hatte. Ein Funkeln lag in Prinz Raidens Augen und eine kleine Bewegung der Mundwinkel verriet Eryn, dass jetzt etwas Überraschendes kommen würde, etwas, das der Prinz selbst durchaus für amüsant hielt.
    „...Und nun fügen wir der grünen Seite auf dem Schlachtfeld noch ein paar Magier hinzu, Eryn.“
    Kleine Gestalten mit grünen Roben und langem, wehenden weißen Haar erschienen als Gruppe am