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Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)

Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)

Titel: Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Kraft
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doch ziemlich leidtat. Sind das tatsächlich Schweißperlen auf Ravenors Stirn? Und sein Blick wandert nervös hin und her, wie bei einem in die Enge getriebenen Tier.
    Gerade explodierte der Prinz aufgrund eines weiteren Fehlers: „So unfähig kann man doch gar nicht sein! Selbst der hirnloseste Spross eines Orten würde die Situation einschätzen können.“
    Das war der Punkt, an dem Ravenor von der Einstellung ‚Ich will es recht machen‘ zu ‚Angriff ohne Rücksicht auf Verluste‘ umschwenkte. Patzig bemerkte er:
    „Mein Prinz, Ihr könntet ja an meiner Stelle einen begabten Orten unterweisen und mich einfältigen Dummkopf meinen simplen Dienst tun lassen.“
    Eryn griff sich mit der Hand an den Kopf. Das war’s jetzt.
    Einen Hauch der Zauber, die Ravenor nun trafen, nahm Eryn ziemlich gut wahr. Links und rechts klatschte es Ravenor ins Gesicht, sodass der Kopf von einer Seite auf die andere flog.
    „Ihr sagt mir nicht, was ich zu tun oder zu lassen habe!!! Bursche!!!“, donnerte der Prinz los. „Nur, weil Ihr zu bequem seid, Euch zu bemühen! Saufen, spielen und rumhuren könnt Ihr die ganze Nacht lang, aber ein Buch lesen ist zu viel verlangt? Ich gebe Euch hier eine außergewöhnliche Chance und Ihr wagt es auch noch, Euch zu solchen Bemerkungen zu erdreisten. Ich werde keinen Orten oder Agarat an Eurer Stelle unterrichten, denn wenn ich es nicht fertigbringe, Euch etwas beizubringen, dann macht mich das zu einem schlechten Lehrer! Und das bin ich wohl kaum!“
    „Nein, mein Prinz!“, tönte es aus zwei Kehlen mit so viel Überzeugung in der Stimme wie irgend möglich.
    „Hinsetzen.“ Ein ausgestreckter Finger deutete auf Ravenor, als ob er ihn durchbohren wollte, und der setzte sich so schnell, dass Eryn schon meinte, hier wäre mit einem Zauber nachgeholfen worden. Dann begann Prinz Raiden auf und ab zu laufen. Eryn erinnerte sich, wie ihn das am Anfang völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Aber der Herr von Naganor war noch nicht fertig.
    „Ihr werdet Euch in Zukunft besser vorbereiten und ich werde Euch so lange unterrichten, wie ich es für nötig halte. Würdet Ihr nur die Hälfte der Zeit, die Ihr mit Lamentieren verbringt, auf die Aufgabe verwenden, kämen sicherlich bessere Ergebnisse heraus. Bloßes Draufgängertum ist für einen Offizier der Garde nicht genug. Lasst mich nicht feststellen, dass es ein Fehler war, Euch zu befördern. Das sage ich Euch jetzt nicht als Euer Kommandant, sondern als Euer... Lehrer.“
    Ravenor hatte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Er rang sich eine Entschuldigung ab, die der Prinz aber gar nicht zur Kenntnis nahm. Ein doppelt so dickes Buch wie Die Schlacht von Belagor , mit dem schönen Titel: Kampftaktiken anhand antiker Schlachten landete vor Ravenor auf dem Tisch.
    „Drei Tage, Sir Ravenor – gut vorbereitet, wohlgemerkt! So eine Stümperei wie heute möchte ich mir nicht mehr anhören müssen“, sagte der Prinz mit einem schneidenden Unterton in der Stimme.
    Ravenor nahm das Buch zögernd, so, als ob es ihn gleich beißen würde.
    „Ihr dürft jetzt gehen.“
    So schnell wie es der nötige Respekt erlaubte, machte sich Ravenor aus dem Staub. Prinz Raiden sah ihm nach.
    „Uneinsichtiger Sturkopf“, murmelte er dabei vor sich hin.
    Einen kurzen Augenblick überlegte Eryn, ob er sich für Ravenor einsetzen sollte, denn er war sich sicher, dass Ravenors ungeschicktes Verhalten nicht Respektlosigkeit war, wie Prinz Raiden vermutete. Andererseits war der Prinz überhaupt nicht kritikfähig, und ein falsches Wort konnte jetzt dazu führen, dass Eryn das nächste Opfer der prinzlichen Launen wurde.
    So entschied Eryn: Schweigen ist Gold!
     
    Ravenor war fertig mit der Welt. ‚Ungerecht behandelt‘ trifft die Art, wie der Prinz mit mir umgeht, schon bei Weitem nicht mehr. Ich bin nicht faul und ich habe mich bemüht. Vor sich hinbrütend erreichte er das Tor der Garnison. Doch nach dem üblichen Prozedere hatten die Wachen noch eine Nachricht für ihn. Unverzüglich bei Sir Galden melden.
    Was kommt jetzt noch? Nach einer zu erwartenden Belohnung klingt das nicht. Aber der Tag ist sowieso schon versaut.
    Sir Galden saß über den Dienstplänen, als Ravenor ihn aufsuchte.
    „Sir Galden, Ihr wolltet mich sprechen?“
    Der Stabsoffizier kramte in einem dicken Stapel Papier auf der Suche nach etwas und bemerkte nebenbei:
    „Ja, genau. In Eurem Zug gab es ein Gerangel. Einer der Männer ist am Pfahl gelandet. Mir scheint, Ihr habt

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