Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
einfach. Ich war heute gut. Dessen war er sich sicher und das baute ihn auf, egal was der Prinz nun von sich gab.
„Mein Prinz, ich will nicht widersprechen, aber ich habe nachher noch Dienst.“
Die Augenbraue des Prinzen zog sich kurz hoch. Und es war klar, dass Seine Hochwohlgeboren sich darum absolut nicht scherte.
„Ich denke, der Dienst kann warten.“
Ravenor seufzte in Gedanken: Wäre auch schön, wenn man das Sir Galden mitteilen könnte. – „Natürlich, mein Prinz. Eure Wünsche?“ Der Unterricht ist doch vorbei, oder?
Zunächst schien es, als ob Prinz Raiden gar keine weiteren Wünsche hätte, sondern lediglich Konversation betreiben wollte. Was letztendlich einem Monolog gleichkam, wobei Ravenors Aufgabe darin bestand an bestimmten Stellen „Ja“ oder „Nein“ zu sagen. Eine durchaus lösbare Aufgabe.
Der Inhalt dieser Ansprache war die Wichtigkeit von Bildung und Kenntnissen in Taktik und Kriegsführung für einen Offizier. Es war nicht so, dass Ravenor das nicht schon alles gehört hätte.
Dann halt noch einmal! Wahrscheinlich muss man mir alles zweimal sagen, weil ich so dumm bin.
Ravenor wusste, wie gefährlich es war, in Gegenwart des Prinzen Frechheiten zu denken. Aber den Geist unter Kontrolle zu halten war ausgesprochen schwierig und der Herr von Naganor hatte ihn ertappt.
„Ich langweile Euch also.“
Ravenor versuchte noch zu retten, was zu retten war: „Nein, nein, natürlich nicht.“
Doch Prinz Raiden war schon beleidigt und sarkastisch entgegnete er: „Reden wir halt über die banalen Themen, die Euer Hirn beschäftigen. Aber was könnte das sein. Literatur, Kunst, Magie… eher Fehlanzeige. Oh, da fällt mir doch tatsächlich etwas ein, worin Ihr gut sein sollt. Man hört, der Schwertkampf liege Euch. Wie wäre es mit einem kleinen Waffengang?“
Das kam unerwartet.
„Mein Prinz, ich kann doch nicht gegen Euch blankziehen“, kam Ravenors fruchtlose Bemühung, das Unheil abzuwenden.
„Warum nicht? Ist ja nur eine Übung, und wenn ich mich recht entsinne, habt Ihr die Klinge schnell bei der Hand, egal, wen Ihr vor Euch habt... und sei es nur ein Kind.“
Das war die Anspielung auf den Vorfall in Arvon mit Prinz Tyren.
Ravenor schoss die Röte ins Gesicht: „Ich habe meine Unbeherrschtheit damals sehr bereut und… und möchte keine ähnliche Situation mehr provozieren. Darum bitte ich Euch, auf einen Kampf, und sei er nur zur Übung, zu verzichten.“ Ich gewinne, er ist sauer, ich verliere, er ist sauer, ich lasse ihn gewinnen, er ist sauer. Scheiße, aus dieser Zwickmühle komme ich nicht raus.
Zwei Schwerter waren bereits von der Wand gewandert und lagen nun auf dem Tisch. Ein Griff zeigte zu Ravenor, der andere zu Prinz Raiden.
„Ha, du denkst wohl, du könntest gewinnen, Bursche?“ Im Eifer ging Meister Raiden kurz dazu über seinen Sohn zu duzen. Dann wurde er wieder förmlich: „Ihr habt einen guten Ruf als Schwertkämpfer, aber meiner ist legendär und mit Eryn wäre ein Übungskampf reizlos. Der ist so unfähig mit dem Schwert. Das erkennt man schon, wenn man ihm beim Üben zu sieht. Vielleicht bin ich ja von Euren Fähigkeiten positiv überrascht. Und seid unbesorgt, nur zur Sicherheit wirke ich einen Bann für Unverletzlichkeit, falls Ihr Eure Klinge nicht beherrscht. So muss sich keiner zurückhalten. Aber kommt nicht auf die Idee, mich gewinnen zu lassen. Ich würde es merken. Außer dem Bann keine weitere Magie – nur Stahl auf Stahl.“ Die Regeln waren aufgestellt und langsam streckte Ravenor die Hand nach der Klinge aus.
„Gleich hier?“, fragte er vorsichtig, da der Raum nicht viel Platz bot und überall Sachen herumstanden.
Das Inventar fuhr ruckartig an die Wand und nun bot sich in der Mitte des Zimmers ein ausreichend freier Platz. Ravenors Hand schloss sich um den Schwertgriff.
„Es kann nichts passieren? Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ich Euch verletzen würde“, sicherte er sich erneut ab, wobei der kleine ironische Unterton Meister Raiden zum Glück entging.
„Nichts. Ein kleiner Schmerz bei einem Treffer, das ist alles.“
Immer noch war Ravenor skeptisch: „Und Ihr tragt mir nichts nach?“
„Keine nachfolgenden Konsequenzen. Jetzt hört endlich auf mit dem Gerede und fangt an! Oder wollt Ihr mich totquatschen?“
Das Schwert war gut ausbalanciert und lag sicher in der Hand. Sie begannen, sich zu umkreisen. Dann griff Ravenor an und die Klingen krachten aufeinander. Unglaublich schnell zischten die
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