Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Kartenrand.
„Nun, Sir Ravenor, wo stehen die Magier in diesem Szenario?“
Das stand nicht im Buch und Ravenor erlaubte sich, das anzumerken.
„Natürlich steht das nicht im Buch, Holzkopf. Ich erlaube mir gerade, das Szenario zu verändern. Also, wir haben nun fünf Magier im Spiel.“
Wenn Ravenor von etwas gar keine Ahnung hatte, dann war das Magie. Und bisher waren Magier in den Schlachten auch nicht vorgekommen.
„Mein Prinz, langt da nicht ein einziger Magier, um das ganze feindliche Heer zu vernichten?“
Die Erinnerung an Aspenweg hing in der Luft.
„Wir reden nicht von Ausnahmemagiern wie mir, sondern von ganz normalen mittelmäßigen Kampfmagiern. Ha, die kleinen Magier mit ihren grünen Roben sehen fast aus wie Tellenor. Wir können sie auch gleich so nennen, denn als Kampfmagier hat der sich nie besonders hervorgetan. Um ehrlich zu sein, ich kann mich nicht erinnern, ob er überhaupt schon mal gekämpft hat. Sei’s drum. Also, wohin mit unseren Tellenoren?“
Aber Ravenor hatte immer noch keinen Plan.
„Äh, und was können die so? Ich meine, mein Prinz, welche Zauber, Schilde, Feuerzauber?“
Die Frage war gar nicht so unberechtigt und Prinz Raiden gab sie gleich weiter: „Tja, dazu werden wir mal Magierschüler Eryn befragen. Du müsstest ja wissen, was ein mittelmäßiger Kampfzauberer können sollte. Also?“
Eryn hatte gar nicht mehr damit gerechnet, dass auch er in das Frage- und Antwortspiel einbezogen werden könnte. Er hatte gerade die Details seiner Illusion perfektioniert. Die Kampfmagier öffneten nämlich nun den Mund wie beim Intonieren und hoben die Hände zum Himmel. In einer Hand hatten sie einen langen Stab, den sie dann nach der Intonierung in den Boden rammten.
Die Frage riss ihn aus seiner künstlerischen Arbeit.
„Meister Raiden. Scannen und Spionieren im Umkreis der Karte...“
„Wir wissen, wo die anderen Truppen stehen, da werden wir Aufklärungsarbeit wohl kaum benötigen.“
Ist eigentlich logisch . „Feuerzauber, Reichweite 100 Meter; feste Schilde gegen Geschosse auf 50 Me...“
Hier unterbrach der Prinz erneut: „Und geh bitte nicht von dir aus. Ein ausgebildeter Kampfmagier, nicht ein Möchtegern-Kampfmagier.“
Mir geht’s schon fast wie Ravenor .
Eryn begann noch einmal, korrigierte die Fähigkeiten nach oben und fügte noch eine Reihe von Zaubern hinzu, die er selbst nicht beherrschte. Dann war Ravenor wieder dran und sollte die grünen Männchen nun taktisch verteilen. Zumindest platzierte er die Zauberer nicht auf einem Haufen, erlangte aber für seine Aufstellung auch nicht Meister Raidens Zufriedenheit. Womit Eryns Meinung erneut gefragt war. Der hatte bisher kein einziges Buch zu diesem Thema gelesen und seine Entscheidung war somit eine Kombination aus Logik und Raten, die auch keine Gnade in Meister Raidens Augen fand.
„Ich sehe schon, Ihr habt beide keine Ahnung und bevor ich mir noch mehr dummes Zeug anhören muss, bereitet Ihr Euch lieber vor.“
Ein Buch wanderte aus einem der obersten Regalplätze und landete auf dem Tisch, wobei es eine kleine Staubwolke aufsteigen ließ.
„Welcher der zwei Herren sollte die Regale säubern?“
Schweigen.
Der Prinz konnte den Schuldigen nicht ausmachen: „Ist auch egal. Eryn, kopier dir ein Exemplar Einsatz von Kampfmagiertruppen und ich erwarte die Vorbereitung bis... sagen wir mal, in vier Tagen.“
Es schmeckte Eryn gar nicht nun auch in die Ausbildung involviert zu werden. Hielt ihn das doch nur von der Forschung ab. Wobei Ravenor mit Schrecken feststellte, dass dieses Buch wieder etwas dicker war als das davor. Eryn nahm das Buch angewidert an sich.
„Jetzt gleich, Meister Raiden?“ Wobei er damit meinte, ob der Unterricht nun zu Ende sei.
„Nein, übermorgen. Natürlich gleich, oder soll Sir Ravenor erraten, was darin steht, während du es dir gemütlich durchliest?“
Eryn verzichtete darauf, den Irrtum aufzuklären. „Darf ich gehen, um mir Papier zu holen, Mein Prinz?“
Meister Raiden schickte ihn weg: „Kopier es gleich im Archivraum, dann bist du schneller.“
Als Ravenor Anstalten machte, Eryn zu folgen, hielt ihn Prinz Raiden auf.
„Habe ich Euch erlaubt zu gehen, Sir Ravenor?“
„Äh, nein, mein Prinz, ich dachte nur...“
Weiter kam Ravenor nicht.
„Dass das Denken nicht Eure Stärke ist, weiß ich inzwischen. Also ist es wohl das Beste, wenn Ihr einfach wartet, bis Euch jemand sagt, was Ihr zu tun habt.“
Die verletzenden Worte überhörte Ravenor
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