Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Schwerter durch die Luft und woben ein Muster aus singendem Stahl. Der Prinz konnte sich nicht beklagen, dass Ravenor sich zurückhalten würde. Nein, der gab alles, um zu gewinnen, und das war ziemlich gut. Kleine Treffer waren auf beiden Seiten passiert, aber keiner der Kämpfer konnte einen Vorteil erringen und Schweiß stand ihnen bereits auf der Stirn. Ein Quäntchen Glück konnte die Entscheidung in diesem Kampf bringen, aber darauf wollte sich Prinz Raiden nicht verlassen und entschied sich für eine Taktik, die ihn ohne magischen Schutz schwer verwundet hätte. Er fing den nächsten Schlag einfach mit seinem Körper ab und nutzte den Moment danach, um Ravenors Schwertarm festzuhalten und gleichzeitig dem jungen Mann seine Klinge an die Kehle zu setzen. Der Kampf war vorbei.
Ravenor rang sich ein Grinsen ab: „Ihr habt, wie erwartet, gewonnen. Und ich habe etwas dazugelernt – über Magier und ihre Magie.“
Ihm war die Beugung der konventionellen Regeln durch den Prinzen natürlich vollauf bewusst. Ein Schrei des Erschreckens kam aus Richtung der offenen Tür. Dort war nämlich Eryn mit der Kopie des Buches aufgetaucht, und dachte nun, Prinz Raiden wäre gerade dabei, Ravenor zu erschlagen. Der Herr von Naganor zog die Klinge zurück.
„Kein Grund zur Panik, Nurin, alle leben noch. Ein kleiner Übungskampf, in dem mir Sir Ravenor seine Mittelmäßigkeit im Schwertkampf demonstrierte. Etwas besser allerdings als deine kläglichen Versuche, ein Schwert zu schwingen.“
Ravenor schien gar nicht so geknickt ob des Ausgangs des Kampfes, was Eryn wiederum zu der Annahme verleitete, dass es ziemlich knapp hergegangen sein musste, egal, wie der Prinz es nun darstellte.
Der war ohnehin gegen Ende des Unterrichts wieder einmal in seine Schlechte-Laune-Stimmung abgedriftet und da benutzte er Worte wie Waffen. Eryn übergab die Kopie des Buches und Ravenor versuchte erneut zu entkommen.
„Mein Prinz, darf ich wegtreten, oder wünscht Ihr noch einen weiteren Waffengang ohne Magie? Nicht, dass ich gegen Euer Können den Hauch einer Chance gehabt hätte“, dabei mühte er sich ein Grinsen zu unterdrücken.
Diese Äußerung schien Meister Raiden nicht zu passen, doch er entließ Ravenor. „Wegtreten! Seht zu, dass Ihr pünktlich zu Eurem Dienst kommt.“
Der Angesprochene ließ sich nicht zweimal bitten.
Prinz Raiden sah ihm nach. Kämpfen kann er, das muss man ihm lassen. Verantwortungsbewusstsein und Wissen, wenn er da Fortschritte machen würde, dann könnte aus ihm noch was werden. Sieht zwar bisher nicht so aus, aber wenn man an Eryn denkt, wie unfähig der am Anfang war, dann habe ich auch für Ravenor Hoffnung.
Der Tag hatte durchaus Ravenors Selbstvertrauen gestärkt. An der Karte habe ich mich wacker geschlagen und, wenn man Eryns Rat beherzigt und die Worte des Prinzen überhört, dann geht es eigentlich ganz gut.
Und den Schwertkampf zu verlieren war keine wirkliche Niederlage. Es stimmt schon, Prinz Raiden ist verdammt gut, aber letztlich hat er am Schluss gemogelt. Er hat den Körperschutz als Schild benutzt und so war es sicherlich nicht gedacht gewesen – Kampf ohne Magie.
Andererseits, hätte ich gewonnen, wäre durchaus fraglich gewesen, ob Seine Hochwohlgeborenheit das wirklich so leicht weggesteckt hätte. Das war zu bezweifeln. Von der Zitadelle konnte er gleich zum Wachdienst eilen und da er das neue Buch schon mit dabeihatte, machte er sich daran, die Lektüre durchzuarbeiten. Es kann gar nicht so schlecht sein, mehr über Magier zu wissen. Die konnten nämlich – wie ihm heute wieder klar geworden war – recht hinterhältige Biester sein.
Ein paar Tage vergingen, dann wurde offiziell bekannt gegeben, dass sich die Zugführer der V. und der II. Kompanie mit ihren Männern innerhalb der nächsten drei Wochen auf eine kombinierte Prüfung in Kampftaktik aus Praxis und Theorie vorbereiten sollten.
Der Zufall wollte es, dass die anderen Zugführer leichtere Dienste bekamen, die es ihnen ermöglichten sich auf den Vergleichskampf vorzubereiten. Ravenor hingegen griff alle zusätzlichen Dienste ab.
Wenn man es genau betrachtete, konnte man dies wieder einmal kaum einen Zufall nennen. Nein, die höheren Offiziere ließen Ravenor für all die Verfehlungen bluten, die er früher einmal begangen hatte. Und sich darüber zu beschweren war völlig sinnlos. Also: Augen zu und durch!
Zwar war sich Ravenor sicher, die Prüfung hinreichend zu bestehen, aber das würde dem Schwarzen
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