Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
zu.
„Habt Ihr das Werkzeug?“ Als er sah, welche Taschen Ravenor in der Hand hielt, beantwortete er sich die Frage selbst. „Natürlich nicht. Was sollen wir jetzt mit dem Essen?“
Hol das Gepäck, da war kein Wort von: Hol die Werkzeuge.
„Eryn, bring den Rest her und Ravenor kann gleich anfangen den Durchgang freizulegen.“
Ravenor fiel es immer schwerer, kein total angepisstes Gesicht zur Schau zu stellen. Was der Prinz dann mit aller Wahrscheinlichkeit als rebellisch, frech und als Befehlsverweigerung gedeutet hätte .
„Bei allem Respekt, mein Prinz, kann man das nicht mit Magie freiräumen?“ Den Versuch konnte er sich nicht verkneifen.
Der Herr von Naganor sah ihn fast mitleidig an: „Sir Ravenor, glaubt Ihr tatsächlich, dass ich Euch sonst mitgenommen hätte? Wir brauchen einen Unmagischen, der ein paar Steine aus dem Weg räumen kann und gerade nichts zu tun hat. Ihr erfüllt diese Voraussetzungen in allen Punkten und nun ans Werk. Der Raum, in dem das Tor stand, war mit reichlich Zaubern belegt und die haften immer noch an den Steinen. Wir magischen Menschen könnten versehentlich diese Zauber durch Berührung auslösen, darum müsst Ihr das Graben alleine bewerkstelligen.“
Und dafür gab es keinen anderen als mich? Ich habe dienstfrei.
Damit seine schöne Kleidung nicht verschmutzte, schickte sich Ravenor an, sich Jacke und Hemd auszuziehen und beiseitezulegen. Was den Prinzen zu einer weiteren Bemerkung veranlasste.
„Muss ich Euch daran erinnern, dass Ihr Offizier der Garde seid? Es schickt sich nicht, vor Eurem Oberbefehlshaber mit nacktem Oberkörper herumzulaufen.“
Wütend griff sich Ravenor sein Hemd im vollen Bewusstsein, dass das gute Kleidungsstück bei der Arbeit gänzlich ruiniert werden würde.
„Jawohl, mein Prinz. Sagt mir nur eines, ist Steine schleppen auch angemessene Arbeit für einen Offizier der Garde?“
„Jede Arbeit ist angemessen, wenn sie getan werden muss, und Euer Tonfall gefällt mir gerade gar nicht. Macht Euch jetzt lieber ans Werk. Hier, einfach diese Treppe weiter freilegen!“
Die ersten Steine krachten, beschleunigt von angestauter Wut, an die nächste noch stehende Säule. Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel, während Ravenor der Schweiß den Rücken herunterlief und sein Hemd nun am Körper klebte – überzogen mit Staub und Schmutz, genauso wie der Rest seiner guten Kleidung. Der Magier und sein Schüler Eryn verbrachten unterdessen die Zeit im Schatten und taten, was Magier eben so tun.
Hin und wieder bequemten sie sich herunter, um zu sehen, wie weit Ravenor bisher gekommen war. Dann gab es aufmunternde Worte: „Es kann nicht mehr weit sein. Noch die paar Steine und der Torstein müsste frei liegen.“
Und das nächste Mal hieß es: „Ein paar Steine mehr und gleich sind wir am Ziel.“
Ravenor war es inzwischen egal. Er zerschlug mit Hammer und Meißel ein weiteres Steinungetüm auf dem Weg zum Gleich-ist-es-da-Ziel und das im Takt der Gedanken: dienst-frei, dienst-frei, dienst-frei, dienst-frei...
Der Herr von Naganor hatte gerade seine erklärenden Ausführungen über die Torsteine beendet und schwenkte gedanklich um: „Ich dachte, wir kämen schneller ans Ziel. Wie lange dauert das noch, die paar Steinbrocken wegzuschaffen? Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich einen ganzen Zug Unmagischer mitgebracht.“
„Meister Raiden, warum habt Ihr eigentlich Sir Ravenor mitgenommen? Diese Arbeit hätte jeder andere Unmagische doch auch tun können.“ Eryn war einfach neugierig und Meister Raiden in der Stimmung, dass solche Fragen gestellt werden konnten.
„Das stimmt. Er war nur der Erste, der mir bei ‚unmagisch‘ eingefallen ist und... außerdem möchte ich ein kleines Geheimnis lösen.“
Ein großes, fettes Fragezeichen formte sich in Eryns Gedanken.
„Weißt du, wie Ravenor den Wettbewerb gewinnen konnte?“
Ach, darum geht es also. „Ich nehme an, er war einfach der Beste.“
Die Augenbraue des Unwillens und Nichtübereinstimmens zog sich nach oben.
„Soooo gut, dass er alle Aufgaben absolut genial lösen konnte, wohingegen seine Kameraden nicht einmal die Hälfte bewältigt haben?“
Jetzt ist alles klar : „Ihr glaubt, er hat gemogelt, mein Prinz?“
Prinz Raiden klatschte zustimmend in die Hände.
„Genau das. Ich weiß nur noch nicht, wie. Und seine Gedanken sind auch nicht aufschlussreich. Leicht ärgerlich und sehr, sehr banal. Hast du ihm geholfen oder weißt du etwas?“
Guten
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