Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Gewissens konnte Eryn alle Schuld von sich weisen. Ravenor hatte sicherlich auch daran gedacht, dass der Seelenbann Eryn zu Prinz Raidens absolutem Verbündeten machte.
„Und wenn er tatsächlich ganz einfach nur gewonnen hat? Er hat sich wirklich bemüht und fleißig gelernt“, meinte Eryn, um die Zweifel des Schwarzen Prinzens zu zerstreuen, doch der Prinz tat dies als indiskutabel ab.
„Mag sein, aber ich kenne seinen Wissensstand und der langt für eine derartige Brillanz nicht annähernd aus. Ich wette, er hat getrickst. Und wenn dem so ist, dann ist es nur recht und billig, wenn er ein bisschen Buße tut in Form harter, körperlicher Arbeit, und Dienstfrei steht ihm in diesem Fall auch nicht zu.“
Eryn konnte sich mit dem Gedanken nicht wirklich anfreunden.
„Jetzt werden Strafen schon auf Verdacht vergeben. Das scheint mir doch sehr ungerecht.“
Der Prinz witterte Aufrührertum: „Darüber hast du nicht zu entscheiden und behalt deine Meinung für dich“, doch dann wurde Meister Raiden glücklicherweise abgelenkt:
„– Warte mal. Ich glaube, der Stein liegt frei!“
Schon war der Prinz auf den Beinen und eilte zur Ausgrabungsstätte. Dort schwang Ravenor den Hammer und ließ ihn mit voller Wucht auf einen ziemlich großen Stein fallen.
„Halt!“, schrie der Herr von Naganor schon von Weitem.
Der Hammer senkte sich zu Boden und Ravenor stützte sich mit beiden Händen auf den Hammerstiel. Schweißüberströmt und von der Sonne verbrannt stand er da, dazu verschmierte Staub seine Stirn, wo er sich mit dem Handrücken den Schweiß weggewischt hatte.
Mit den Bergen hervortretender Muskeln, die nur kläglich durch die Fetzen seines zerrissenen Hemdes bedeckt waren, sah er aus wie der Götterschmied persönlich. Oder in der Welt der Magischen, in der es keine Götter gibt, wie ein sehr hart arbeitender Mann nach getanem Werk. Dem außenstehenden Betrachter mochte dies auffallen, aber der Schwarze Prinz interessierte sich nur für den mächtigen Steinquader.
„Er ist es! Hier ist der Torstein! Endlich!“
Nachdem Ravenors rudimentäre Fähigkeiten nicht mehr gebraucht wurden, schickte Prinz Raiden ihn weg, um ein Lager zu errichten. Meistermagier und Schüler taten nun wieder Magierdinge, von denen Ravenor nichts verstand.
Was er aber auch nicht verstand, war, warum nicht schon längst ein Lager errichtet worden war, in der langen Zeit, während der er sich mit den Steinen abmühte. Faules Magierpack.
Zuerst sammelte er einen Vorrat Holz für ein Feuer, dann räumte er noch ein paar Steine beiseite – seine liebste Übung – und das war es auch schon. An die Reste einer Steinmauer gelehnt, behielt er immer schön seinen Vorgesetzten im Auge und döste so vor sich hin. Eryn und der Schwarze Prinz waren äußerst konzentriert und immer wieder leuchteten Lichter in verschiedenen Farben auf. Blau, grün, rot, manchmal nur ein kurzes Flackern, dann wieder als heller runder Schein, der anschließend langsam verblasste. Was auch immer die zwei taten, es dauerte seine Zeit und die Sonne machte sich daran, hinter dem Horizont zu verschwinden. Ravenor fragte sich schon, wie lange es überhaupt noch dauern mochte, da kamen die beiden Magier zurück. Sofort kam er geschmeidig auf die Beine.
Prinz Raiden blickte in die Runde: „Wo ist das Lager?“
„Hier.“ Und Ravenor deutete auf das Feuerholz.
Offensichtlich hatte der Prinz mehr erwartet, aber aufgrund seiner guten Laune ihres Erfolges wegen verzichtete er großzügig auf eine Sanktion und seufzte nur kurz auf.
„Hmm. Eryn, sorg mal für ein bisschen Bequemlichkeit.“
Kreis Rot entzündete das Feuer. Dann bewegte der Magierschüler mittels Magie und Einsatz von Körperkraft mehrere größere Steinquader, aus denen er Tisch und Stühle baute. Das Ergebnis war besser als Ravenors spartanische Lösung, aber der Prinz war immer noch nicht zufrieden.
„Dann mach ich es halt selbst!“
Die Steine wurden umgeschichtet und ein Baum lieferte Holz für die Tischplatte und die Bänke. Als besonderen Luxus höhlte er zwei Steine aus und füllte sie mit Wasser.
„Einer zum Waschen und einer für Trinkwasser. Ich verrichte hier niedere Arbeiten, während meine nutzlosen Gehilfen zusehen.“ Ravenor und Eryn enthielten sich des Kommentars.
Das Tor war zwar ganz in der Nähe, dennoch entschied Prinz Raiden über Nacht vor Ort zu bleiben. Er wollte den Torstein nicht aus den Augen lassen und sie würden morgen nochmals ranmüssen, um die restlichen
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