Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
Menschen. Drachen haben eine noch viel höhere Lebenserwartung.“
Eryn wollte es nochmals genau hören: „Und Ihr werdet mich eines Tages einfach so gehen lassen, wenn der Bann gebrochen ist?“ Meister Raiden antwortete mit einem gedehnten „Jjjjjja“.
Ein Funke der Hoffnung für die lange Zeit, die da kommen mochte, keimte auf und schürte die Hoffnung auf weitere Zugeständnisse: „Könntet Ihr bis dahin vielleicht auch in Erwägung ziehen, nicht andauernd meine Gedanken zu lesen?“ Als Antwort kam ein genauso gedehntes, deutliches: „Nnnnnnein.“
Wäre auch zu schön gewesen.
Man kann nicht alles haben .
Aber wenigstens ein bisschen...
Du hast doch alles, was du brauchst.
„Wenn Ihr das so seht, Meister Raiden.“
Der Herr von Naganor lachte: „Stimmt, bei genauerem Nachdenken fehlt da doch noch einiges. Zum Beispiel Grundlagen der Kampfmagie. Wann hast du dich darin das letzte Mal geübt?“
Eryn wurde verlegen: „Ich hatte viel mit den Torzaubern zu tun.“
„Erzähl mir nicht, was ich schon weiß. Außerdem hast du meine Frage nicht beantwortet.“
Und schon stand Eryn wieder mit dem Rücken an der Wand. „Mein Prinz, richtige Lektionen in Kampfmagie – ungefähr vor einem halben Jahr“, brachte er leicht verlegen heraus.
„Da wundert mich gar nichts mehr. Wenn wir zurück in Naganor sind, dann müssen wir auf diesem Gebiet einiges nachholen. Du und Ravenor. Manchmal kommt es mir so vor, als müsstet ihr beide nur Defizite aufarbeiten.“
Hmmm. „Meister Raiden, könnt Ihr nicht einmal sagen, dass ich in der kurzen Zeit, in der ich mich nun mit der Magie beschäftige, doch erstaunlich viel gelernt habe.“
Ein verzweifelter Versuch ein Lob zu erhaschen, aber Meister Raiden war unerbittlich in seiner Beurteilung: „Der mäßige Schüler bettelt um nicht verdiente Anerkennung. Du hättest ja schon Jahre früher mit der Zauberei beginnen können, dann wärst du jetzt auf einem akzeptablen Leistungsstand.“
Ergeben schüttelte Eryn nur den Kopf: „Wie dumm von mir. Entschuldigt – natürlich mein Fehler.“ Er war kurz davor, seine Gedanken wieder auf Durchzug zu schalten und in das gewünschte „Ja, Meister“ zu verfallen. Der Herr von Naganor machte doch ohnehin nur seine Witze mit ihm.
Da blieb Meister Raiden plötzlich stehen und sofort scannte Eryn intensiver. Dann nahm auch er es wahr, die Kreise Violett, Orange und Silber. Was ist das?
Der Herr von Naganor zeigte nach seinem ersten Zögern ein sehr, sehr breites Grinsen: „Eine Fee.“ Offensichtlich fand Prinz Raiden nichts Bedrohliches an einer Fee, denn er eilte freudig weiter und der Wald lichtete sich, um einem kleinen Teich Platz zu machen. Eryn hatte das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben.
„Oh, es sind sogar zwei liebreizende Wesen“, bemerkte der Herr von Naganor gerade selig verträumt.
„Sind die nicht gefährlich, Meister Raiden? Ich meine nur wie damals bei Ravenor.“
Meister Raidens Augenbraue wanderte nach oben: „Du weißt wieder einmal gar nichts. Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Feen und diese hier bescheren dir angenehme Stunden. Sieht Tellenor mal wieder ähnlich, dass er dir darüber nichts erzählt hat“, kam der Seitenhieb auf Gahaeris, doch dann bemerkte Meister Raiden zu Eryn: „Ist ja auch egal, denn du wirst Wache halten, während ich mir eine kleine Abwechslung gönne. In letzter Zeit habe ich viel zu viel gearbeitet. Da ist etwas Zerstreuung mal wieder dringend nötig.“
Unschlüssig stand Eryn da, bis Meister Raiden unmissverständlich mit der Hand winkte: „Na los, Zuschauer brauche ich keine. Aber bleib trotzdem in der Nähe. In diesem Wald gibt es schließlich noch mehr als nur liebreizende Feen.“ Und schon war der Prinz in Richtung Teich unterwegs, wo die nackten Feen bereits verführerisch winkten.
Ravenor hätte sich keinen Deut anders verhalten. Die zwei sind wahrlich aus demselben Holz geschnitzt und was mach ich jetzt? Wehmütig dachte Eryn kurz an Nijada, verbannte dann die Erinnerung ärgerlich aus seinem Kopf und scannte wie aufgetragen den Wald nach gefährlichen Geschöpfen. Zwar sah er sich das Spektakel am Teich nicht an, doch die Laute, die herüberdrangen, ließen keine Fragen offen.
Eryn konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Erstens ging ihn das, was da am Teich passierte, nichts an und zweitens waren inzwischen schon genug gefährliche Tiere aus der Dunkelheit des bedrohlichen Waldes hervorgesprungen. Wachestehen war in diesem
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