Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
jeder ist so genügsam wie wir.“
Eryn konnte sich das Lachen darüber kaum verkneifen, was Meister Raiden jedoch diesmal sogar entging, da er Meister Eriwen einen bitterbösen Blick zuwarf. Aber da der arme Meister Eriwen an diesem Tage doch sehr zu Unrecht beschuldigt worden war, ließ der Herr von Naganor es dabei bewenden. Unwirsch kehrte Meister Raiden zum eigentlichen Problem zurück.
„Nun gut, der Verräter ist enttarnt und leider auch entkommen. Wir werden die Sicherheitsmaßnahmen in Zukunft erheblich verstärken. So was darf nicht noch einmal vorkommen, zumal ich mich öffentlich von der Bruderschaft losgesagt habe. Und ob das der Ränkeschmied Elderon auf sich beruhen lassen wird, ist fraglich.“
Davon wusste Meister Eriwen noch gar nichts und fragte deshalb ungläubig nach: „Ihr habt den Bann gebrochen, Meister Raiden?“
„Nicht ganz. Sagen wir: wirkungsvoll umgangen. Der oberste Magier hat nun keine Macht mehr über mich und das habe ich ihm bei einem letzten Treffen doch sehr deutlich zu verstehen gegeben.“ Dabei grinste er böse. „Wahrscheinlich wandern die alten Tattergreise immer noch durch die friedliche Natur auf der Suche nach einem funktionierenden Tor. Denn leider musste ich das Tor von Asvendin hinter mir zerstören. Ein schöner Ort... und so abgelegen.
Der Abend war gekommen und in der Garnison drüben war endlich Dienstende, selbst für diejenigen, die unglücklicherweise Sir Haerkin über den Weg gelaufen waren. Der hatte aus reiner Wiedersehensfreude Sir Ravenor noch zwei Stunden Dienst extra beschert. Nun aber ersuchte Ravenor um ein Gespräch bei Prinz Raiden. Den kleinen Tiefschlag durch den Verrat von Meister Harkon hatte der Prinz inzwischen ganz gut wieder verkraftet. Genoss er doch seine neue Freiheit in vollen Zügen.
„Ah, Sir Ravenor. Kommt herein und leistet mir beim Abendessen Gesellschaft. Wahrlich ein Tag zum Feiern.“
„Jawohl, mein Prinz.“ Ravenor war reserviert und gedrückter Stimmung.
Magisches Kramen in anderer Leute Gedanken verriet Meister Raiden den Grund dafür. Die Eishexe. Das geht ihm alles noch ziemlich nahe.
Aber Ravenor kam gleich selbst zur Sache: „Mein Prinz, ich habe ein Anliegen...“
„Wenn es nichts Unmäßiges ist, dann lasst hören.“
„Das Haus“, seufzte Ravenor, „Mein Prinz, wie soll ich es sagen? Das Haus – es birgt zu viele Erinnerungen für mich... und ich würde es gerne wieder verkaufen.“
„Ihr denkt noch oft an sie.“
Ihre Blicke trafen sich. „Ja. Ihr Tod hat mich schwer getroffen.“
Der Junge ist echt mitgenommen, dann will ich mal nicht so sein. „Die Zeit wird Euch darüber hinweghelfen. Aber um Euch eine kleine Last von den Schultern zu nehmen, werde ich den Grund und das Haus zurückkaufen für 25.000 Goldstücke. Somit habt Ihr auch noch etwas Geld übrig. Ein Lohn für all Eure Mühen. Ihr sollt nicht glauben, dass Euer Einsatz nicht anerkannt wird.“
Die stattliche Summe zauberte ein dünnes Lächeln auf Ravenors Lippen. „Danke, mein Prinz. Ihr seid überaus großzügig.“
Das Herz ist ihm schwer und er wirkt älter. Nein, reifer. Kopf hoch, Junge, die Welt geht nicht unter und wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, dann wirst du eine andere im Arm haben. Glaube mir, damit kenne ich mich gut aus. Laut sagte er: „Schon gut. Wenn ich Euch einen Rat geben darf: Verliert Euch nicht zu sehr in Eurer Trauer, das bringt die Toten auch nicht mehr zurück. Und würden sich die von uns Gegangenen nicht freuen, wenn sie wüssten, dass wir wieder glücklich wären?“
„Danke, mein Prinz. Weise Worte. Ich werde sie beherzigen.“ Trotz der Zustimmung brachte Ravenor nur wenige Bissen hinunter und verabschiedete sich sobald er konnte.
Kaum war er gegangen, da kam Eryn herein. „Mein Prinz, habt Ihr einen Augenblick Zeit, oder soll ich später wiederkommen?“
Die geben sich heute die Klinke in die Hand. „Nein, komm herein. Trink ein Glas Wein mit mir. Wir haben heute durchaus Grund zum Feiern.“
Der junge Magier setzte sich und diesmal schenkte sogar Meister Raiden den Wein ein.
„Ein denkwürdiger Tag, wenn er auch durch den Verrat dieses niederträchtigen Harkon überschattet wird. Er hat ein paar Zettel mitgehen lassen, aber da Meister Elderon bereits im Besitz des Nimrodzaubers ist, würde ich sagen, ist kein allzu großer Schaden passiert. Soll sich die Bruderschaft ruhig mit den Schriften des Drachen auseinandersetzen, dann tun sie wenigstens einmal etwas Sinnvolles.“ Er
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