Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
hast meinen Befehlen Folge zu leisten. Und jetzt verschone mich mit weiteren Gedankenergüssen dieser Art.“
„Jawohl, mein Prinz!“ Großes Heucheln war wieder angesagt.
Meister Raiden wandte sich in eine ganz neue Richtung und lief los.
„Wir ändern die Route um 90 Grad, Meister?“ Nach dem vorherigen Rüffel konnte sich Eryn diese Bemerkung nicht verkneifen, nur um auch mal Meister Raiden dumm aussehen zu lassen.
Der Herr von Naganor blieb abrupt stehen. „Nein! Ich wollte nur kurz was sehen.“ Dann korrigierte er nach nochmaligem Überlegen den Weg.
Nach den bisherigen und hauptsächlich unerfreulichen Begegnungen des Tages, beobachteten sie sehr umsichtig ihre Umgebung, aber außer ein paar Waldbewohnern, die einen weiten Abstand zu ihnen hielten, geschah bis zum Abend nichts mehr. Ihr Lager für die Nacht glich einer Festung. Meister Raiden rodete annähernd fünfzig Quadratmeter des abscheulichen Urwaldes komplett und errichtete eine Palisadenmauer, die er auch noch mit allerlei magischen Schutzzaubern versah. Dass die Tageroths am Morgen so einfach durch die Sicherungen gekommen waren, war dem Hochmagier eine Lehre gewesen. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen. Sein Gespinst aus Magie war nun um vieles dichter. Im Schutze ihrer Festung verbrachten sie die Nacht – diesmal ohne unliebsame Zwischenfälle.
Im Laufe des nächsten Tages dann lichtete sich der Wald langsam und endlich trafen sie auf Zeichen einer Zivilisation. Sie kreuzten einen Weg. Ein einfacher Waldweg, der nicht oft benutzt wurde, aber dennoch unverkennbar mehr war als nur ein Wildwechsel. Und sie fanden wiederholt Säulen mit dem eingemeißelten Augenemblem darauf. Wer diese Steine so großzügig verteilt haben mochte, blieb dabei ein ungelöstes Rätsel. Obwohl sie nun dem Weg folgten und der Wald sich mit kleineren Wiesen abwechselte, konnten ihre Spähaugen nicht weiter blicken, als es ihnen mit der normalen, unmagischen Sicht auch möglich war.
Es döste so vor sich hin, als ihm der Geruch von Magie entgegenschlug. Sofort war es mit all seinen Sinnen hellwach. Fressen . Ganz in der Nähe .
Es nährte sich von Magie. Nicht nur, aber zum größten Teil. Das war typisch für seine Art. Es hatte in dem Baum eigentlich nur geschlafen, denn für gewöhnlich jagte es in der Nacht. Aber wenn die Beute sich direkt zu ihm begab, würde es nicht Nein sagen.
Seine Sinne verrieten ihm, dass dort unter ihm zwei Menschen standen. Es war lange her, dass es diese Spezies hier getroffen hatte und es erinnerte sich. Leichte und große Beute . Das würde es für Wochen satt machen. Die Gier und der Hunger beherrschten seine Gedanken. Vorfreude auf den Genuss und die Erregung der Jagd. Langsam und leise bewegte es sich durch das Geäst des Baumes, bis es sich direkt über einem der beiden Menschen befand. Die zwei gaben Laute von sich und es wusste, dass sie miteinander kommunizierten, auch wenn es nicht verstand, was die Laute bedeuteten. Kurz zögerte es noch und wägte ab, ob es bedrohlich werden könnte, dass die Menschen zu zweit waren. Doch Menschen waren immer so schwach gewesen. Es würde den einen töten und dann gleich den anderen. So schnell, dass sie nicht einmal wissen würden, was geschah. Es spürte, wie der Mensch direkt unter ihm Magie wirkte. Er ist abgelenkt. Jetzt. Und es ließ sich lautlos fallen.
Der Stand der Sonne zeigte bereits den späten Nachmittag an, als sie auf mehrere Obstbäume trafen. Schnell wurde magisch gesammelt und ein üppiger Vorrat in die Taschen gepackt.
Nebenbei aß Meister Raiden eine Pflaume und spuckte dann den Kern aus. „Hier gibt es nicht einmal Kleinwild. Ich hätte jetzt wirklich Lust auf ein bisschen Hase mit Pflaumensoße oder Huhn gestopft mit Äpfeln. Aber das Einzige worauf wir stoßen, sind widerlich boshafte Tiere, die schlimmer schmecken als alte Ledersohlen. Wir hätten von vornherein ausreichend Vorräte mitnehmen sollen.“
„Meister Raiden, es war so schon schwierig genug für mich, Euch unversehrt durch den Tunnel zu bringen. Ihr wisst wie kurz die Zeit ist, seit der ich erst lerne zu zaubern und Tunnelzauber dieser Art... sind das nicht bereits Zauber der Stufe fünf oder sogar sechs?“
Der Herr von Naganor war mit den Pflaumen beschäftigt und dachte nicht daran, Eryns Frage zu beantworten, die er außerdem als unwichtig einstufte.
Darum bohrte der junge Magieranwärter nach: „Was ich Euch schon lange mal fragen wollte, Meister Raiden,
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