Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
Abend noch, bevor ihm ‚fünftens‘ bis ‚zehntens‘ wieder einfallen.
Mit einem eigenen Tunnel hüpfte er zurück in die Garnison. Dort stand er dann unschlüssig auf dem großen Platz und war wie gelähmt. Wo soll ich beginnen? Ihm schossen unzählige Gedanken durch den Kopf. Die vierte Stufe in allen zwölf Kreisen, der Seelenbann, die sechs Orte der Macht, den Neuen einarbeiten...
Scheiße, das ist einfach mehr als ein Mann schaffen kann. Warum tut er das? Ich war gerade ausgesprochen zufrieden mit allem. So muss Ravenor sich gefühlt haben, als er seinen Zug verlor. Ist wirklich ein Scheißgefühl. Ich habe die Männer auf Trab gebracht und nun bekommt sie einfach ein anderer. Aber es wird nicht gleich morgen passieren. Meister Eriwen soll mir den Mann zuweisen – der mir die Männer wegnimmt. Ok, ich weiß selbst, dass es nicht so ist... aber es fühlt sich halt so an. Gut, dann suche ich Meister Eriwen auf. Irgendwo muss man einen Anfang machen.
Ein kurzer Scan und er wusste, wo er Meister Eriwen finden würde. Der unterhielt sich mit Meister Harkon in der kleinen Bibliothek und Eryn wartete nach der Begrüßung, bis der Meister sein Gespräch beendet hatte und sich ihm widmete.
Harkon war inzwischen zu einem der Tische gegangen und beschäftigte sich mit den dort liegenden Büchern. Er würdigte Eryn keines Blickes, was dem schmerzlich auffiel.
Aber seine Aufmerksamkeit wurde auf Meister Eriwen gelenkt, der ihn nun ansprach: „Ihr habt ein Anliegen, Sir Eryn?“
Aufgeregter als er es wollte brachte Eryn hervor: „Ich komme gerade von Prinz Raiden und er hat mir mitgeteilt, dass Ihr mir einen Mann zuweisen werdet. Ich nehme an, Ihr seid bereits über alles informiert.“ Der Feuermagier nickte wissend. „Ja, ich habe mit Meister Raiden darüber gesprochen. Magieranwärter Kerven scheint mir die geeignete Wahl. Er könnte mit der entsprechenden Einweisung Eure Arbeit fortsetzen. Hier möchte ich lobend erwähnen, dass Ihr ein paar ganz gute Ideen bei Eurem Zug umgesetzt habt.“
„Danke, Meister Eriwen.“
Der Magier betrachtete das Gespräch schon als beendet, als Eryn noch schnell nachfragte: „Eine Sache noch, Meister Eriwen. Wie läuft so eine Prüfung zur vierten Stufe eigentlich ab?“
Es war selten, dass der gestrenge Meister Eriwen lächelte: „Ihr seid für die Prüfung vorgesehen? Das freut mich. Gibt es schon einen Termin, wann Meister Raiden Euch prüfen möchte?“
Das klingt ja gerade so, als ob ich da nur hinzugehen bräuchte und das war’s dann. „Nein, zum Glück bleibt mir noch Zeit. Ich soll die vierte Stufe in allen zwölf Kreisen beherrschen und nicht nur Meister Raiden, sondern auch ein anderer Turmherr werden anwesend sein. Ganz ehrlich, Meister Eriwen, ist das überhaupt zu schaffen?“
Zuversichtlich klopfte ihm der ältere Magier auf die Schulter. „Es ist schon anspruchsvoll, aber wenn Ihr in einem Kreis sehr stark seid, dann sieht man auch darüber hinweg, wenn Ihr einen anderen Kreis nicht ganz so überragend beherrscht. Und Meister Raiden wird Euch nicht in eine Prüfung schicken, wenn er sich Eurer Leistungen noch nicht sicher ist. Ihr wisst, wie ungern er verliert und wenn ein anderer Magier dabei ist, dann wäre Euer Versagen für ihn eine herbe Niederlage. Ich denke, Ihr werdet genug Zeit haben, aber ranhalten solltet Ihr Euch trotzdem.“
Das war ein kleiner Hoffnungsschimmer, auch wenn die gemütlichen Abende mit den anderen Offizieren nun erst einmal vorbei waren.
„Danke, Meister Eriwen, Ihr habt mir sehr geholfen“, verabschiedete sich Eryn.
In seinem Zimmer versuchte er sich dann eine Strategie zu überlegen, wie er am besten vorgehen sollte. Es gab Kreise, in denen er sich ausgesprochen sicher fühlte, wie die Feuermagie des Kreises Rot oder die Essenz des goldenen Kreises. Luftmagie des Kreises Weiß und Bannmagie des silbernen Kreises bereiteten ihm ebenfalls keine größeren Probleme. Orange als Grundlage für die Heilmagie war eines der umfangreichsten Themen, wohingegen Gelb eher leichter zu bewältigen war. Grün, Blau und Grau sagten ihm zumindest ansatzweise noch etwas, aber Braun, welcher für die Erdzauber stand und Violett, Rhyennas Lieblingskreis, waren absolutes Neuland. Ganz zu schweigen von dem schwarzen Kreis, seinem mickrigsten Strang. Warum auch sollte ich mich mit dem Kreis Schwarz befassen, wenn Meister Raiden neben mir steht und bei seiner unglaublich starken Ader Schwarz nur mit dem Finger zu schnippen braucht?
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