Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)

Eryn‘ angesprochen zu werden und es klang diesmal ehrlich gemeint und nicht herablassend. Dann aber wechselte der Prinz gleich wieder zum vertrauten ‚Du‘. „...Und man hört, du hast deine Männer gut im Griff.“
    Die lobenden Worte machten Eryn fast verlegen. „Mein Prinz, ich erfülle die mir übertragene Aufgabe so gut ich kann und versuche die Männer zu besseren Leistungen anzuspornen.“
    „Schön. Und wie steht es mit deinen eigenen Leistungen in der Magie?“
    Eryn sah die Falle kommen. Es war klar, dass er weniger machen konnte, weil er sich um die Männer kümmern musste, darum war Ablenkung die beste Strategie. Er zog das Buch über den Seelenbann hervor. „Meister Raiden, darum bin ich hier. Ich hoffe, Ihr könnt mir an einigen Stellen weiterhelfen. Hier zum Beispiel...“ und er schlug das Buch auf, um Meister Raiden den besagten Passus zu zeigen. Der warf einen Blick darauf und sie vertieften sich in ein Gespräch über Bannmagie, wobei Meister Raiden erklärte und Eryn sich Notizen machte. Schließlich sagte der Prinz: „So, damit müsstest du erst einmal weiterkommen. Arbeite es bis dahin durch.“ Damit schlug er das Büchlein zu und gab es Eryn zurück, um ihm auch gleich ein weiteres Heft unter die Nase zu schieben. „Da sind noch ein paar andere Sachen, die ich mit dir besprechen wollte. Hier ist eine Zusammenfassung über die sechs Orte der Macht. Durcharbeiten und äußerste Geheimhaltung. Über das Nimrod und dass wir hineinkommen braucht kein Wort nach draußen dringen...“ Das war Eryn von vornherein klar und Meister Raiden hatte es auch schon oft genug betont. „...Zweitens, Meister Eriwen wird dir jemanden schicken, den du als Zugführer für deine Männer einweist. Mir gefällt dein Stil und die Neuerungen, die du in die Abläufe der IV. gebracht hast. Ich möchte, dass das so weiterläuft.“
    Es schmerzte Eryn, das hören zu müssen. „Mein Prinz, ich soll den Zug wieder abgeben?“
    „Dir ist schon bewusst, dass wir wieder ins Nimrod aufbrechen werden? Und da wirst du die Männer kaum mitnehmen können. Es sei denn, du willst sie an die niedlichen kleinen Monster dort verfüttern.“ Der Sarkasmus war deutlich zu hören. Und in schärferem Tonfall fuhr Meister Raiden fort: „Außerdem mach nicht denselben Fehler wie Sir Ravenor. Es sind nich t dein e Männer, sondern es is t mein e Garde.“
    Eryn schluckte: „Jawohl, mein Prinz.“
    Versöhnlicher redete der Herr von Naganor weiter: „Dein Weg als Magier ist vorbestimmt. Die Aufgabe als Zugführer ist nur ein kleines Intermezzo. Eine zusätzliche Lektion, wenn du so willst. Apropos Lektionen, da kommen wir zum ‚Drittens‘. Bereite dich auf die Prüfung zur vierten Stufe vor und das hinreichend in allen Kreisen.“
    In allen Kreisen? Das war ein ziemlicher Schock und selbiger war Eryn durchaus anzusehen.
    „Keine Angst“, beschwichtigte ihn Meister Raiden. „Du hast noch genügend Zeit. Ein paar Monate.“ Dann konnte er aber doch nicht umhin darauf hinzuweisen: „Aber nimm es nicht auf die leichte Schulter, Meister Elderon wünscht, dass diesmal bei der Prüfung ein anderer Turmherr zugegen ist.“
    Diesmal? Wann waren denn die anderen Male? Abgesehen von der Prüfung zur ersten Stufe kann ich mich an keine andere Prüfung erinnern, wunderte sich Eryn berechtigt.
    „Wenn dir daran liegt, kann ich Prüfung zwei und drei nochmals offiziell wiederholen.“
    Sofort wehrte Eryn ab: „Nein, Meister Raiden, ist überhaupt nicht wichtig und welcher Turmherr wird noch zugegen sein?“
    „Tellenor mit Sicherheit nicht. Und die Schwächlichen brauche ich auch nicht hier. Die haben ja selbst zu wenig Leistung, um andere beurteilen zu können. Im Grunde genommen ist das wieder nur so ein Spielchen Meister Elderons, damit er mich überwachen kann. Ich denke noch darüber nach, ob ich Meister Oderon oder Meister Savyen einlade.“
    Eryn ging sprichwörtlich der Arsch auf Grundeis. Heilmagie – große Defizite, und Wassermagie – der Albtraum schlechthin . „Na dann hast du ja einiges zu tun und ich bin sicher, du wirst mir keine Schande bereiten. Schließlich ist es dir ja selbst wichtig die nächste Stufe zu erreichen.“ Wie Meister Raiden Eryns eigene Worte immer ins Gegenteil verkehren konnte, war schon erstaunlich.
    „Jawohl, Meister Raiden.“
    „Und viertens...“ Was kommt jetzt noch? Meister Raiden machte sich einen Spaß: „...kannst du jetzt gehen.“
    „Danke, Meister Raiden.“ Und einen schönen