Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
es noch Myrne, Ravenors Mutter, die sich irgendwann nicht mehr vertrösten ließ und sie einfach besucht hatte. Essyia musste immer noch lachen, wenn sie daran dachte, wie Ravenor sich die Schelte seiner Mutter anhören musste und nur laufend „Ja, Mama“ gesagt hatte. Natürlich war Myrne verärgert, dass Ravenor einfach so geheiratet hatte, ohne jemandem etwas davon zu sagen. Und nun verstecke er seine hübsche Frau, was auch keiner so richtig verstand. Da begannen sich die Lücken in dem Plan des Prinzen aufzutun. Es fiel durchaus auf, dass sie nicht am allgemeinen Leben teilnahm. Wenn sie aber unter die Leute ginge, dann würden über kurz oder lang einem der magisch Begabten die Armreifen ins Auge stechen und was Magieblocker waren, wusste selbst der letzte Magierschüler. Jeglicher Versuch, die verhassten Schmuckstücke loszuwerden, wurde jedoch stets im Ansatz erstickt.
Eryn war der willkommenste Gast in ihrem Haus, aber auch der hatte kaum Zeit.
So stand Essyia wieder einmal alleine da und fütterte ganz unmagisch mit der Hand die Hühner. Sie hoffte darauf, dass Ravenor bald heimkäme, dann hatte sie wenigstens eine Ansprache und er hatte noch andere Qualitäten, die ihr durchaus zusagten. Er war halt ihr Unmagischer und er hatte es einfach raus, wie er sich ihr gegenüber verhalten musste. Nur wenn er sie herumkommandierte, dann ärgerte sie sich und sann auf Rache, sollte sich je die Gelegenheit dafür bieten. Aber heute war sie guter Dinge und hatte ganz andere Gedanken, während die Hühner nach den Körnern pickten.
Sie summte eine Melodie, als sie Ravenor kommen sah. Er kam aus Richtung Straße und sie ging ihm entgegen. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass ihm was mächtig über die Leber gelaufen war.
„Was ist los?“ fragte sie direkt heraus.
„Ach nichts, die anderen haben mich nur aufgezogen. Die verstehen das eben nicht. Ich hab halt keine Lust mit ihnen rumzuhängen und mich zu betrinken. Und dann kam noch Sir Haerkin und hat mir für die nächste Zeit so eine beschissene Rekrutengrundausbildung reingedrückt, nur weil der gute Sir Askir ganze zwei Monate an den Hof nach Arvon geht, um seine Zukünftige besser kennenzulernen. Ich hingegen bekomme lediglich vier Wochen um meine kleine Schnuckelfee zu verwöhnen. Stimmt ja gar nicht, waren bloß drei und in der Zeit musste ich auch noch mein Haus bauen. Manchmal ist das Leben einfach ungerecht.“ Einerseits tat er ihr leid, aber andererseits verstand sie die Beziehung ihres Mannes zu seinem Vater nicht wirklich. „Warum bist du eigentlich nur ein einfacher Offizier, wenn doch der Prinz dein Vater ist? Das verstehe ich nicht. Solltest du nicht einen hohen Rang gleich nach ihm bekleiden?“
Ravenors Miene verfinsterte sich noch mehr. Das ist genau das falsche Thema im Augenblick, aber Essyia kann das nicht wissen. „Ich bin nur sein Bastardsohn. Kein legitimes Kind und somit auch nicht offiziell anerkannt. Inoffiziell bin ich... ach, ich weiß auch nicht was.“ Ärgerlich stieß er die Tür zur Hütte auf und ging hinein.
Sie folgte ihm und schlang dann die Arme um seinen Hals. „Wir könnten überall hingehen, wenn ich meine Magie zurück hätte. Und du brauchst nicht weiter ein Diener des Herrn von Naganor zu sein.“ Du würdest dann mein Diener sein... mit all deinen Vorzügen.
Ravenor seufzte und erklärte wieder einmal: „Die Welt hier ist ein bisschen anders und ich bin Soldat, nicht Diener. Abgesehen davon, werde ich auch immer der Sohn meines Vaters sein und mein Vater wird mich nicht so einfach gehen lassen.“
Sie sah ihn mit großen Augen an und fragte verwundert: „Muss man das verstehen?“
„Nein, musst du nicht. Ich verstehe es ja auch nicht. Aber ich habe es akzeptiert, so wie es ist. Was gibt’s zu essen?“, lenkte er vom unliebsamen Thema ab.
„Luftkuchen und Traumbraten.“
Das ist wirklich nicht mein Tag. „Wie? Du hast nichts gemacht?“
„Du bist früher gekommen als erwartet“, nahm sie ihn weiterhin auf den Arm.
„Auch nicht früher als sonst“, grummelte er und drohte dann: „Und unter den Umständen gehe ich gleich wieder. Ich habe wirklich Hunger.“
„Meine Gesellschaft alleine ist dir also nicht gut genug“, kokettierte sie.
„Davon werde ich auch nicht satt... obwohl damit andere Bedürfnisse gestillt werden können. Aber ich kann ja später wiederkommen, du läufst mir hier schließlich nicht davon.“ Er machte bereits auf dem Absatz kehrt.
Treuloser Egoist. „Halt! Bleib
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