Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
knapp bemessenen Zeit“, bemerkte der Kommandant der Garde spöttisch.
„Ja, manchmal erstaunt es mich selbst, welch niedere Arbeiten ich verrichten muss, damit hier alles reibungslos läuft. Dienstpläne habe ich seit Jahren nicht mehr geschrieben. Oder sind es schon Jahrzehnte?“
Inzwischen war Eryn bis über beide Ohren mit Arbeit eingedeckt. Meister Raiden hatte ihn hinüber in die Garnison geschickt, damit er Meister Eriwen zur Hand gehen sollte. Die gesammelten Bücher aus dem Nimrod mussten aus den Kristallen auf Papier gezogen werden. Die Papierform war zum Arbeiten einfach besser und außerdem gab es dann eine zweite Version, falls ein Kristall beschädigt werden sollte. Diese Arbeit war langwierig und langweilig. Eryn hatte den Prozess schon bald so automatisiert, dass er sich nebenher seine Gedanken machen konnte. Und da der Prinz drüben in der Zitadelle saß, konnte er es auch wagen, all seinem Unmut freien Lauf zu lassen.
Toll, im Palast des Drachen darf ich nicht einmal mit in die Bibliothek, werde abgeschoben und muss stundenlang die Zeit totschlagen. Wobei ich rein gar nichts unternehmen konnte. Das sind überragende Möglichkeiten gewesen: Im Palast nackt und ohne Magie durch kalte Gänge laufen. Oder sich draußen im Schatten des Palastes aufhalten, weil ja schon drei Schritte weiter im Garten die wilden Tiere darauf lauern, harmlose Menschlein anzufallen, um ihre Reißzähne in ihr Fleisch zu schlagen. Bei der Auswahl bekomme ich großzügig Zeit zur freien Verfügung und hier, wo ich so vieles tun könnte, ja da gibt es wieder tausend langweilige Arbeiten. Haben wir keine blutigen Anfänger in der Garnison, die Kristallwissen auf Papier bringen können? Nein, das kann wieder ich tun. Verdammte Poxe!
Keinen Moment länger als befohlen widmete sich Eryn dieser Aufgabe. Bei Dienstende verschwand er sofort in Richtung Zitadelle. Den Weg dorthin legte er inzwischen in Rekordzeit zurück. Er hüpfte einfach in Tunnelsprüngen vorwärts. 150 Meter war der weiteste Sprung, den er bisher geschafft hatte und er sah sein Potenzial bei Weitem noch nicht als ausgeschöpft an. Mit Meister Eriwen hatte er einen festen Tunnel zwischen der Garnison und der Zitadelle eingerichtet, doch wenn man den benutzte, dann musste man sich anmelden und der Prinz hatte den Ausgang mit mehreren Zaubern belegt. Schließlich sollten nicht unerwartet Personen direkt vor der Zitadelle auftauchen. Kurzum, wer durch den Tunnel kam, wurde automatisch vom Prinzen wahrgenommen. Ein Grund mehr für Eryn, durch seine eigenen Tunnel zu springen.
In Naganor ging er dann erst einmal in die Küche und holte sich seinen Teil vom Abendessen. Danach machte er sich auf in sein Zimmer. Dort bemerkte er sofort den prallen Lederbeutel auf dem Tisch und darunter lag ein Zettel. Die Wette, schoss es ihm durch den Kopf. Der Prinz hält sein Wort, aber er hat mir damals auch noch etwas anderes versprochen. Mit einem unguten Gefühl zog Eryn den Zettel unter dem Lederbeutel hervor. Die Überschrift war keine Überraschung: Dienstplan .
Das Erste, was ihm danach auffiel, war der Umfang. Uh, verdammt viel. Aber durchaus nicht uninteressant: Kampfmagie und Blocken bei Meister Eriwen, Heilen bei Meister Lionas, Bannen bei Meister Calwas und – natürlich nicht zu knapp – Dienst beim Prinzen.
Dann entdeckte er verwundert zwei Stunden am frühen Morgen. Grundlagenausbildung? Und das an drei Tagen die Woche. Als er aber las, wer das vermitteln sollte, konnte er es einfach nicht glauben. Da stand tatsächlich Sir Askir Orten . Das muss ein Irrtum sein . Eigentlich hatte Eryn zuvor schon beschlossen, Meister Raiden an diesem Abend nicht mehr aufzusuchen. Doch dieser Punkt bedurfte der augenblicklichen Klärung. Schließlich galt der Plan bereits am nächsten Morgen.
In der Vorhalle stieß er auf Ravenor, der gerade von seinem Dienst kam. Auch der hatte einen Zettel in der Hand. Sie wechselten ein paar Worte und verglichen die Dienstpläne. So einig waren sie sich selten gewesen. Diese Grundlagenausbildung musste einfach ein Irrtum sein und sie würden unverzüglich Prinz Raiden aufsuchen, damit sich dieser seltsame Irrtum aufklärte.
Das Kommen der beiden war Meister Raiden nicht verborgen geblieben. Ah, die Aufständischen stürmen die Burg. Ich muss mich zusammenreißen und ernst bleiben. Das wird gar nicht so einfach sein.
Dann ging auch schon die Tür zum Arbeitszimmer auf und seine zwei Schützlinge grüßten mit vorbildlicher
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