Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
Hier ist gar nichts. Ein leerer Raum. Warte hier, bis ich in drei Tagen wiederkomme. Danke, Meister – zu gütig. Einen Moment spielte Eryn mit dem Gedanken, das Gebäude zu erkunden, widerstand aber der Versuchung. Er wollte sein Schicksal nun doch nicht herausfordern. Also blieb er hier. Der Raum war kühl und so begann Eryn sich mit Übungen aufzuwärmen. Das war kein Ort, um nur herumzusitzen. Aber es war auch kein Ort, an dem man etwas Sinnvolles hätte tun können.
Meister Raiden folgte Ruok in die Archive. Dort standen endlose Regale mit Büchern aller Art.
„Darf ich mich umsehen?“, fragte der Schwarze Prinz höflich um Erlaubnis und Ruok gab seine Zustimmung in der inzwischen gewohnt knappen Weise.
Da waren Bücher über Magie. Ältere Werke, die Meister Raiden kannte, aber auch viele unbekannte Bücher augenscheinlich jüngeren Datums.
„Ihr zeichnet das alles auf?“, bemerkte er und Ruok bestätigte dies:
„Ja. Wir sind die kleinen Hände des Erhabenen.“
Nun fragte Meister Raiden gezielt nach dem Wissen, das er suchte und Ruok half ihm die Bücher zu finden, wobei er nicht mehr Worte von sich gab als nötig. Aber er ging Meister Raiden kommentarlos zur Hand, wie es der Drache versprochen hatte. Die Magieblocker wurden zwar nicht abgenommen und die Ader Silber war wieder verschlossen, doch Ruok kopierte alle Bände, die sich Meister Raiden ansehen wollte. So wurde ein Werk nach dem anderen auf Kristalle gespeichert, denn die Bücher durch den Tunnel zu bringen, hätte Eryns Fähigkeiten bei Weitem überfordert. Die Zeit verflog und es waren bereits Stunden vergangen, als sich Meister Raiden wieder an seinen Schüler erinnerte. Oh, ich war so vertieft. Was Eryn wohl solange gemacht hat? Er könnte etwas Nützliches tun und ein Tor einrichten, dann ist er beschäftigt und unsere Reisezeit verkürzt sich dadurch erheblich. Abgesehen davon habe ich keinerlei Lust, auf dem Rückweg wieder durch diesen verfluchten Wald ziehen zu müssen. Ein kleiner Sprung an dem Garten mit den lieben Tierchen vorbei direkt zu unserem Eintrittsort – schwebt mir da so vor.
Also ließ er durch Ruok beim Erhabenen anfragen, ob ein Tor errichtet werden dürfe. Der Drache erteilte auch dafür die Erlaubnis, aber nur außerhalb seines Palastes.
So brachte man Eryn nach draußen und ihm wurden die Magieblocker abgenommen, damit er den Torstein bezaubern konnte. Auch all ihre Kleidungsstücke mit dem Rest ihrer Sachen wurden ihm draußen wieder ausgehändigt. Wollte er jedoch erneut nach drinnen, so bestanden die wachsamen Dämonenmenschen darauf, dass er die Armreife erneut anlegte und sich entkleidete. Nur nackt, in jeder Hinsicht, durfte der Palast betreten werden. Der Erhabene scheint mir trotz seiner immensen Macht extrem misstrauisch. Nur seinen Ameisen scheint er vorbehaltlos zu vertrauen. Aber die sind auch von stoischer Emotionslosigkeit und absoluter Ergebenheit.
So saß nun Eryn die nächsten Tage meist vor dem Palast, während Meister Raiden mit Ruok das Archiv im Inneren des Bauwerkes durchstöberte.
„Hier, Raiden, der Kristall ist voll.“ Ruok reichte Meister Raiden das Speichermedium und der legte es zu den anderen auf den Tisch. Es war bereits der vierte seiner Art an diesem Tage.
„Danke, Ruok. Übrigens ich bin Prinz Raiden. Das ist mein Titel“, bemerkte der Herr von Naganor beiläufig.
Ruok sah ihn fragend an: „Was ist ein Prinz?“
Von manchen Dingen haben die Dämonen sehr wenig Ahnung, aber ich kläre gerne auf:
„Ein Herrscher. Ich gebiete über Land und Leute.“
„Das kann nicht sein. Es gibt nur einen Herrscher, der über das ganze Land gebietet – den Erhabenen. Du forderst ihn heraus?“
Uhg, falsche Schlussfolgerung. Ich bin doch nicht lebensmüde. Meister Raiden machte schnell einen Rückzieher: „Nein, natürlich nicht. Der Erhabene ist der einzige Herrscher hier. Welchen Titel gebt ihr euren Magiern?“, versuchte es der Prinz erneut, aber auch diese Frage stieß auf Unverständnis.
„Wir alle wirken Magie.“ Ruok hielt es für unnötig anzufügen, dass damit ein Titel irrelevant war.
„Warum dient ihr dem Erhabenen?“
Emotionslos entgegnete Ruok: „Der Erhabene beschützt uns, wir dienen ihm. Eine große Ehre. Viele Fragen, Raiden.“ Der letzte Satz alleine zeigte Ruoks Ungeduld und Raiden wollte sich keine Feinde machen. So griff er nach einem weiteren Buch: „Lass uns weitermachen. Ich war nur neugierig. Diese Welt hier ist sehr fremd für
Weitere Kostenlose Bücher