Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
diskutierst einen Befehl. Alleine der Umstand, dass Ihr beide hier seid, gibt mir recht. Eine Auffrischung der Grundlagen kann nicht schaden, ist ja auch schon so lange her bei Euch beiden.“
Nun fand auch Ravenor wieder Worte: „Mein Prinz, dürfte ich wenigstens wissen, wofür ich bestraft werde?“
„Ihr seid Offizier bei der Garde und versteht ‚Dienst tun‘ als Bestrafung?“
Nun folgte das klägliche Rückzugsgefecht: „Nein, natürlich nicht, mein Prinz. Warum aber bei Sir Askir Orten?“ Die Unschuldsmiene Prinz Raidens wirkte absolut überzeugend: „Sir Askir ist ein sehr korrekter und fähiger Offizier. Er ist für diese Aufgabe bestens geeignet… und warum habe ich schon wieder das Gefühl, dass ich meine Entscheidungen vor meinen Untergebenen rechtfertigen muss?“ Dann wurde sein Tonfall hart und bestimmend: „Ich frage Euch eines. Hättet Ihr Euch als Rekruten erlaubt, mir in dieser Weise zu widersprechen?“
Die Schlacht war verloren und die Waffen wurden nun endgültig gestreckt: „Nein, mein Prinz.“
Doch die Standpauke ging weiter: „Eine üble Angewohnheit, die in letzter Zeit überhandnimmt. Und damit Ihr Euch wieder daran erinnert, wie man sich einem Vorgesetzten – wohlgemerkt nicht irgendeinem Vorgesetzten, sondern mir, dem Prinzen von Ardeen persönlich, gegenüber zu verhalten hat, wird die Grundlagenausbildung aufgefrischt. Habt Ihr das jetzt endlich verstanden!!!“
Was blieb ihnen nun anderes übrig als eine zerknirschte Zustimmung zu geben. Dann wurden sie mit einem „Wegtreten“ entlassen und die geschlagenen Aufrührer zogen von dannen.
In der sicheren Entfernung in Ravenors Zimmer entlud sich ihre Wut. „Sag mir eines, Eryn, was – von dem ich wieder einmal nichts weiß – habe ich nun schon wieder falsch gemacht. Lord Boron hat mich mehrfach für meine Arbeit gelobt und nun das hier!“
Das war schnell erklärt: „Das ging nicht gegen dich. Das – würde ich sagen – war mein Verschulden und du bist halt eben nur mit hineingezogen worden. So wie es mir sonst immer geht“, fügte er mit einem entschuldigenden Grinsen an, dann ereiferte sich Eryn: „Wobei ‚Verschulden‘ ein sehr hochtrabendes Wort dafür ist. Ich habe eine Wette gewonnen, was dem hohen Herrn gar nicht geschmeckt hat. Damals hat er mir schon Konsequenzen angedroht und seine Versprechen hält er, wie du weißt. Das ist der Preis für den Gewinn von hundert Goldstücken.“
Ravenor bekam große Augen: „Du hast hundert Goldstücke von ihm gewonnen? Wofür?“
Nicht ganz ohne Stolz verkündete Eryn nun: „Hab so einen Zauber mit meinem magischen Schild aufgefangen. War auch viel Glück dabei. Aber letztendlich zählt das Ergebnis. Und heute finde ich direkt unter dem Lederbeutel mit dem Gewinn den neuen Dienstplan. Wenn das kein Zufall ist.“
„Könntest mir ja einen Teil von dem Gewinn abgeben, dafür, dass ich unschuldig da hineingeraten bin. Rekrutenausbildung bei Sir Askir, das ist schon ziemlich herb.“
Aber Eryn dachte gar nicht daran: „Ich war auch schon oft genug mit dran, wenn du Mist gebaut hast. Und wolltest du nicht immer zur III. Kompanie? Jetzt hast du es, dank meiner Hilfe, endlich geschafft. Aufgenommen bei den Lordlingen.“
„Halt die Schnauze – Unheilbringer.“
Am darauffolgenden Tag mussten sie zum ersten Mal seit Langem wieder die Grundausbildung absolvieren. Antreten in aller Frühe mit Standardausrüstung hieß es und – nicht zu vergessen – Eryn musste einen Magieblocker tragen, bei dessen Erschaffung er tags zuvor auch noch mithelfen durfte. Eine Modifikation der normalen Modelle, bei der sich die Magie nur zu den entsprechenden Zeiten aktivierte. So konnte Eryn das verdammte Ding ständig tragen und niemand musste es kontrollieren.
Auch Ravenor konnte einen passenden Kommentar dazu geben: „Na, hast du jetzt auch so ein schickes Armband. Kann man die eigentlich sammeln?“ Aber Eryn war zu angepisst, um darauf eine Antwort zu geben.
Kurze Zeit später standen sie in Reih und Glied auf dem Exerzierplatz. Der Rest des Trupps bestand ausnahmslos aus grünen adeligen Rekruten und vor ihnen baute sich Sir Askir Orten auf und machte sich wichtig. Das Verhältnis zwischen Ravenor und Askir war nach wie vor nicht besonders innig, doch sie hatten sich gegenseitig mit der Zeit akzeptiert und duzten sich für gewöhnlich, wenn sie nicht im Dienst waren. Ravenor hatte gehofft mit Askir noch vor dem Dienst sprechen zu können – nur um ein paar
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