Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
mich.“
Als ein kleiner Beutel mit Kristallen gefüllt war, beschloss Meister Raiden, dass es vorerst genug war. Das Durcharbeiten der Lektüre würde bereits viele Stunden in Anspruch nehmen. „Ich denke, es ist Zeit für mich aufzubrechen. Es wird lange dauern all diese Bücher durchzuarbeiten. Sag dem Erhabenen, dass ich mich verabschieden möchte.“ Ruoks Augen erstarrten, als er telepathierte. Der Große Graue hatte Meister Raiden seit ihrem ersten Treffen nicht mehr empfangen und er legte auch keinen großen Wert auf einen höflichen, offiziellen Abschied. Ruok gab kurz darauf die Worte des Drachen wieder: „Raiden, Menschlein, du kannst kommen und gehen, wie es dir beliebt. Das sagt der Erhabene.“
Das lässt irgendwie Stil vermissen. „Dann richte dem Erhabenen aus, dass ich nun nach Naganor zurückkehre und mich für die Suche vorbereite. Es kann etwas dauern, mein Wissen auf den neuesten Stand zu bringen, also erwartet mich nicht allzu bald zurück. Der erste Schritt ist getan, weitere Schritte wollen mit Bedacht gesetzt werden. Überbringt dem Erhabenen meinen aufrichtigsten Dank für seine Gastfreundschaft und seine großzügige Hilfe.“ Eigentlich wollte Prinz Raiden nur höflich sein, doch Ruok wusste diesen Umstand nicht zu würdigen: „Viele Worte, Raiden.“
In leichter Verzweiflung zuckte Meister Raiden mit den Schultern: „Sag dem Erhabenen einfach ‚Danke‘ und es wird seine Zeit dauern, bis ich wiederkomme.“
Danach verließ er den Palast des Drachen und kehrte mit Eryn problemlos durch die Tore zurück nach Naganor.
4. Ein neuer Dienstplan
Kaum den Fuß auf heimischen Boden gesetzt, ließ Meister Raiden sofort Meister Eriwen und Meister Calwas zu sich kommen. Eryn hatte er bereits instruiert, dass ihre Reise und die Entdeckungen äußerster Geheimhaltung unterlagen. Je weniger davon wussten, umso besser. Damit er aber andere Magier für geringere Arbeiten hinzuziehen konnte, gab es eine offizielle Version, die da folgendermaßen lautete: Nachdem sie es nicht geschafft hätten über den Tunnel einen Zugang ins Nimrod zu bekommen, wären sie – Meister und Schüler – nach Ysryn gereist und hätten sich umfangreiche Informationen über das Mittelland – wie es früher hieß – zusammengesammelt. Diese Unterlagen gelte es nun auszuwerten und nach Möglichkeiten zu suchen, das Nimrod doch noch betreten zu können. Dabei galt ihr besonderes Augenmerk den alten Karten und darauf verzeichneten magischen Orten. Um jeden Preis wollte es Meister Raiden vermeiden, dass seine Entdeckungen die Ohren anderer Magier – außer den wenigen Eingeweihten – erreichten und besonders nicht die Ohren Meister Elderons.
Er wird keinen Verdacht schöpfen, denn schließlich versuchen wir ja seit fünfzig Jahren alles nur erdenklich Mögliche. Also wird er nicht ahnen, dass es mir tatsächlich gelungen ist. Gut, der Drache hat mir keine großen Hoffnungen gemacht, aber er hat sich auch noch nicht mit der Sache auseinandergesetzt und sein gigantisches Wissen ist meine Hoffnung. Es gibt für alles eine Lösung, selbst wenn es ein halbes Jahrhundert dauert, um sie zu finden.
Erstaunlich war auch die Version des Drachen zur Geschichte des Großen Krieges. Da war einiges ganz anders, als es sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt hatte.
Der Sieger schreibt die Historie. Wobei es fraglich ist, ob wir diesen Krieg überhaupt gewonnen haben. Besser formuliert, wir haben uns unsere eigene Geschichte zusammengebastelt und der Große Graue konnte sich nicht mehr dazu äußern, womit sich eine ganz gehörige Anzahl an Fehlern und Unwahrheiten eingeschlichen hat. Aber das ist die Vergangenheit. Mein Augenmerk gilt der Zukunft.
Mein erstes Ziel ist es, die Überreste des Goldenen Turmes zu erreichen. Wenn wir eine Spur zu dem Schlüssel finden wollen, dann dort. Vielleicht hat Eryn auch wieder eine Vision, das hat ja schon einmal interessante Informationen zutage gefördert. Diese Gabe kann man nicht lenken, aber sie zeigt sich an schicksalsträchtigen Orten und das ist der Goldene Turm mit Sicherheit. Einmal an Eryn gedacht, erinnerte sich Meister Raiden auch an dessen magisches Unvermögen.
Er muss unbedingt lernen, besser mit der Kampfmagie umzugehen, das haben mir die Schoßhündchen des Erhabenen gut vor Augen geführt. Und wenn der Erhabene mich vor noch größeren Bedrohungen warnt, dann sollte ich das wirklich ernst nehmen. Ich kann dann nicht auch noch nebenher auf den Welpen
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