Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
es schon spät am Tage war, dauerte ihre Suche nicht besonders lange und sie mussten abbrechen, da es dunkel wurde. Neue Erkenntnisse hatten sie bis dahin noch nicht gewonnen.
Für die Nacht sprangen sie zurück zum ersten Stützpunkt am Eintritt ins Nimrod.
„Die Hütte hier ist deutlich besser gesichert als unser Unterstand“, bemerkte Meister Raiden und bestimmte dann: „Wir verbringen die Nacht hier und kehren morgen früh zum Lager zurück. Vorräte sind hier auch noch genügend. Zaubere mal etwas Genießbares auf den Tisch, Schüler.“
Es gab eine Bank an der Seite, die sich Prinz Raiden recht schnell in ein gepolstertes Sofa verwandelt hatte. Dann ließ er sich mit einem wohligen „Ahhh“ darauf nieder.
Ich wüsste zu gerne, wie das geht, mit dem Stoff?, dachte Eryn, während er sich am Herd zu schaffen machte.
„Gras. Du machst Fasern aus Gras, webst Stoffe und füllst sie. Das ist alles“, antwortete Meister Raiden auf Eryns gedachte Frage und fügte dann an: „Du kannst es ja später üben, wie damals auf unserer Reise nach Aleroth.“
Der Herr von Naganor beliebt mal wieder zu scherzen : „Gerne, Meister Raiden, wenn ich dann eine Stufe aufsteige.“ Vom Herd herüber begann es verführerisch zu duften.
„Der Schüler stellt schon wieder Forderungen, anstatt sich am reinen Wissen zu erfreuen. Ich sehe, Sir Askirs Bemühungen sind bereits wieder vergessen. Übrigens, ich hätte gerne frisches Brot zu dem Eintopf, den du da gerade machst.“ Meister Raiden war in gelöster Stimmung und Eryn wusste nur zu gut, dass ihm dann keine große Gefahr drohte, wenn er es nicht gerade maßlos übertrieb. „Brotbacken dauert länger. Ich würde Nudeln vorschlagen, Meister.“
„Auch gut“, brachte Prinz Raiden zwischen einem Gähnen hervor. Dann verfiel er wieder in die Rolle des belehrenden Meisters. „Man kann den Gärungsprozess beim Brotbacken beschleunigen. Wenn ich nicht so schlechte Erfahrungen mit dir gemacht hätte, was Küche und Magie anbelangt, dann könnte man da noch einiges optimieren.“
„Meister Raiden“, empörte sich Eryn, „das ist jetzt schon Jahre her. Meint Ihr nicht, ich hätte seit damals dazugelernt?“ Der Teig klebte Eryn an den Fingern und er gab noch Mehl und Salz dazu.
„Vielleicht ein bisschen. Aber heute ist nicht der Tag für Experimente. Ich möchte den Abend mit Nichtstun verbringen und nicht das Unheil abwenden müssen, welches deinen missglückten Versuchen entspringt.“ Er räkelte sich. „Ruhe und Frieden, weit ab von Naganor und dem Trubel dort. Die letzten Monate waren kein Spaß und ich kann es nicht mehr hören: Mein Prinz, es gibt ein Problem. Mein Prinz, entscheidet dies und das. Mein Prinz, was sollen wir tun...? Und dann all die noblen Herren. Pausenlos liegen sie mir mit ihren Schmeicheleien und Korruptionsversuchen in den Ohren. Aus, Schluss, vorbei. Wir finden diesen Schlüssel und der Drache verrät mir, was er entdeckt hat.“
Das klang ausgesprochen simpel, doch Eryn konnte sich nicht vorstellen, dass es so einfach sein würde.
Aber da er sich auf das Essen konzentrieren musste, ließ er Meister Raiden vor sich hin sinnieren. Nebenbei wanderte ein Gedeck auf den Tisch und der Geruch der Speisen erfüllte bereits die ganze Hütte.
Wie gewohnt, kostete Eryn ausgiebig, bis er deutlich ermahnt wurde: „Willst du mich endlos warten lassen, während du dir bereits den Bauch vollschlägst? Und jetzt erzähl mir bloß nicht, dass du löffelweise probieren musst, um die Speisen abzuschmecken.“
„Mein Prinz...“ begann Eryn, doch der unterbrach ihn:
„Du kannst es dir aussuchen, ob du nun einen weiteren Löffel isst und dafür den Rest der Nacht draußen Wache stehst, oder endlich das Essen servierst und mir dabei Gesellschaft leistest.“
Der Löffel entleerte sich wieder in den Topf. „Eine einfache Wahl, Meister Raiden, auch wenn ich darauf hinweisen möchte, dass meine Handlungen missverstanden wurden.“
„Mit Sicherheit, Schüler.“ Prinz Raiden setzte sich auf und lachte wissend: „Wenn du ein schlechter Koch wärst, würde ich dir vielleicht sogar glauben. So würde ich eher sagen: Du versuchst deinen Hunger zu stillen, weil du nicht weißt, ob du mir beim Mahle Gesellschaft leisten darfst. Ökonomisch gesehen eine logische Handlungsweise. Mich dabei über Gebühr warten zu lassen... eher unklug. Aber ich bin heute nachsichtig und da du inzwischen einen Stand der Bildung erreicht hast, auf dem eine intelligente
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