Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
zu locken. Wir werden sehen.“
„Wir könnten heute nochmals zurückkehren, Meister Raiden. So spät ist es noch nicht.“
Der Schwarze Magier schüttelte den Kopf. „Nein. Mir langt es für heute. Aber da du noch so voller Tatendrang bist, sieh draußen nach, ob du noch ein paar der Versuchshühner findest. Knusprig gebratenes Federvieh mit... ach, die Wahl der Beilagen überlasse ich dir. Dafür hast du wirklich ein Händchen. Und pass draußen auf, dass dir kein Monster über den Weg läuft. Häng dir das hübsche Halsband des Erhabenen um, bevor du gehst.“ Dabei betrachtete Meister Raiden das Kunstwerk erneut.
„Es mag ja aus Gold sein, aber ich finde es trotzdem hässlich.“
Eryn kam mühsam auf die Beine, um sich an seine Arbeit zu machen. Während er nach draußen ging, gab sich Meister Raiden mit geschlossenen Augen dem tiefen Nachdenken auf seiner gemütlichen Lagerstatt hin. Gähn. Der Essensduft wird mich schon wieder aufwecken.
Fünf weitere Tage suchten sie das Geröllfeld Elverins ab. Sie fanden in der Erde weitere Mauerreste und konnten sich schließlich ein Bild des ursprünglichen Turmes machen. Doch dort, wo die Keller einst gewesen waren, scannten sie nichts als Steine und Erde. Es lag der Schluss nahe, dass die gesamten Kellergewölbe ebenfalls eingebrochen waren, als der Turm in sich zusammenstürzte.
Auch die Stimme meldete sich nicht mehr und so machte sich allgemeine Frustration breit.
Am sechsten Tag begann es dann zu regnen und das drückte noch mehr auf die Stimmung.
Auch wenn sich die Herren Magier leicht mit ihren Schilden schützen konnten, waren die Steine trotzdem nass und glitschig. Und die Laune Meister Raidens war auf einen Tiefpunkt gesunken, was dazu führte, dass er auf Eryn herumhackte und der sich schon bis Mittag ungerechtfertigterweise zwei Backpfeifen eingefangen hatte. In Naganor hätte er sich beim Aufziehen dieser Schlechtwetterlage schleunigst in die Garnison verdrückt, doch hier draußen war er dem Unwetter und Meister Raiden hilflos ausgeliefert.
Der Herr von Naganor jagte mit einer Explosion einen weiteren Haufen Steine in die Luft.
„Langsam verstehe ich den Drachen. Man verspürt so ein inneres Bedürfnis Elverin komplett zu zerstören, weil der Goldene Turm nicht einmal in seinem Zustand als Schutthaufen bereit ist, seine Geheimnisse preiszugeben. Wahrscheinlich hast du dir die Stimme bloß eingebildet, denn nun schweigt sie penetrant. Kein weiteres Wort mehr von ‚Ich leite dich‘ und dergleichen...“
Dann geh halt weg und nimm deine verfluchten Zauber mit, dann kann ich auch wieder reden. Du tönst so überheblich, wie klug du bist und denkst gar nicht daran, dass deine Zauber aus der Giftküche eines Schwarzmagiers mich hindern könnten, überhaupt etwas zu tun. Mein Geist ist ein sensibles Wesen, das leicht Schaden nehmen kann . In einiger Entfernung räumte Eryn lustlos Steine beiseite. Immer noch besser als in Meister Raidens Nähe zu sein. Wenn er vor sich hin schimpft, dann beachtet er mich wenigstens nicht .
„Ador war ein kompletter Narr, sich mit dem Erhabenen zu streiten. Männer, oder besser Wesen von großer Macht, sollten vernünftiger sein. Das hat er nun davon. Elverin zerstört, der Schlüssel verloren und das Land magisch zerteilt. Eine große Hinterlassenschaft.“
Der redet von Vernunft und sprengt voller Jähzorn Steinhaufen in die Luft. Das zeigt wahrlich Größe. Und erlaub dir kein Urteil über Dinge, die du nicht verstehst!!!
Meister Raiden, das bringt doch nichts. Wir kommen hier nicht mehr weiter. Stein um Stein, Stein um Stein, das Häuschen wird bald fertig sein. Ach Schade, hab fast vergessen, das Haus ist ja kaputt.
„Eryn, denk nicht so einen Stuss!“, kam prompt die Ermahnung. „Wenn du irgendwann einmal in der Hierarchie der Magier aufsteigen möchtest, dann gehört dazu auch ein gewisser Ernst und Würde.“
Ha! Und welche Würde strahlst du gerade aus, mein spezieller Freund? Die eines tollwütigen Tieres. Ja, das kommt dem ziemlich nahe.
„Meister Raiden, seit Tagen haben wir keine Fortschritte gemacht. Meint Ihr wirklich, dass wir hier noch etwas finden?“ Wir sollten vielleicht doch den Drachen fragen.
Der Herr von Naganor trat mit dem Fuß gegen einen magisch gewichtsreduzierten Stein, der dann wie ein Ball davonflog. „Meine Magie sagt ‚Nein‘. Mein Instinkt sagt immer noch ‚Ja‘. Ich wette, diese klug daherredende Stimme ist Ador Coronos, oder das, was noch von ihm übrig
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