Arena der Schlangen
versuchte, sich aufzusetzen. Dann kam sie auf allen vieren angekrochen, bis etwa einen Schritt vor das Fenster. Weiter konnte sie nicht.
»Du darfst nicht so laut reden«, sagte Mascara beschwörend. »Vor der Tür steht ein Wachtposten.«
»Ich weiß.« Derek nickte, obwohl Mascara es in der Dunkelheit kaum sehen könnte. »Viel Zeit habe ich auch nicht.«
»Also, was willst du?«
»Hast du vergessen, daß wir Partner sind?«
Mascara lachte leise. »Nein, aber was soll das? Du kannst mir doch nicht helfen. Ihr seid zwar frei, aber denke nur nicht, daß Ibn Idran euch so vertraut. Er ist ein mißtrauischer alter Fuchs. Ich kenne ihn länger. Glaub mir!«
»Das spielt jetzt keine Rolle«, erwiderte Derek. »Wichtig ist nur, daß ich zu Lemurons Versteck komme.«
»Da wirst du lange warten müssen«, meinte Mascara.
»Das ist nicht gesagt. Du weißt doch, daß wir Partner sind. Wenn du mich zu Lemurons Versteck führst, wäre ich unter Umständen bereit, dich zu befreien.«
Darauf gab Mascara erst mal keine Antwort. Sekunden vergingen. Dann fragte sie: »Was heißt hier unter Umständen?«
»Bringst du mich zu Lemurons Versteck?«
Mascara hob den Kopf. Derek sah das Oval ihres Gesichts in der Dunkelheit leuchten. »Da brauchst du mich gar nicht weiter zu fragen. Ich habe sein verdammtes Geschenk nicht vergessen. Gut, Partner, ich mache mit.«
Derek atmete auf. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt waren die Karten schon besser verteilt.
»Wann willst du mich denn befreien?«, forschte Mascara.
»In dieser Nacht nicht. Ibn Idrans Männer sind zu wachsam. Du mußt dich schon etwas gedulden.«
»Das paßt mir nicht. Ich brauche nur an diese Telronja zu denken. Ihr Haß auf mich ist grenzenlos.«
»Kannst du ihr das verübeln?« Dereks Antwort klang etwas spöttisch.
Mascara Snake schwieg.
Hammer drehte den Kopf herum und versuchte mit seinen Blicken die Dunkelheit zu durchdringen. Es war alles ruhig. Niemand hatte Verdacht geschöpft.
Er wandte sich wieder Mascara zu.
»Da ist noch etwas«, sagte er.
»Und?«
»Wo ist mein Amulett?«
Die Antwort, die Derek bekam, klang bedauernd. »Ich habe es nicht mehr.«
Hammer hatte Mühe, einen Fluch zu unterdrücken.
Mascara sprach weiter. »Ich habe es einem Boten gegeben, der es in die Nähe von Marrakesch bringen soll. Dort lebt der Wettermacher.«
»Wer ist das denn?«
»Ein ziemlich gefährlicher Mann. Er arbeitet ebenfalls mit Magus und Lemuron zusammen.«
Das war ein Schlag unter die Gürtellinie. Er hatte auf das Amulett gebaut. Schließlich war es sein Verbindungsglied zu Vesta Banshee. Wenn sie und Red den Signalen folgten und dem Wettermacher in die Hände gerieten, konnte das für die beiden böse ausgehen. Dereks Sorge wuchs.
»Ich habe ja damals noch nicht gewußt, daß wir einmal zusammenarbeiten würden«, verteidigte sich Mascara.
»Gut«, sagte Derek. »Ich habe dir auch keinen Vorwurf gemacht.«
»Und was soll nun werden?«, fragte Mascara.
»Abwarten. Ich …«
Plötzlich zischte Mascara Snake: »Weg, Derek, der Wächter kommt!«
Hammer zog sich zurück. Er hörte noch, wie die Tür aufgeschlossen wurde und die Ketten klirrten, dann hatte er schon hinter dem Springbrunnen Deckung gefunden.
Wieder war eine neue Person ins Spiel gekommen: der Wettermacher. Derek hatte den Namen noch nie gehört, aber wenn Mascara behauptete, dieser Mann wäre gefährlich, dann mußte es sich um einen großen Magier handeln. Und Vesta und Red würden ihm ahnungslos in die Hände laufen.
Derek zog sich wieder zurück. Als er in den Lichtschein des Feuers trat, wurde er lautstark begrüßt.
»Das beste Fleisch ist schon weg!«, rief Ibn Idran. »Wo hast du nur so lange gesteckt?«
Derek ließ sich neben Idran nieder und lächelte gequält. »Das Essen – es bekommt mir nicht so sehr.«
Idran lachte und hätte sich beinahe verschluckt.
»Ja, ja«, sagte er, »für Europäer ist unsere Küche ein wenig zu exotisch. Aber man gewöhnt sich daran. Komm, iß mit uns!«
Obwohl Derek keinen Appetit hatte, wollte er nicht unhöflich sein. Er nahm ein Stück von der Hammelkeule in die Hand, bestreute es mit Gewürzen und biß in das Fleisch.
Neben ihm schmatzte Ula. Er wischte sich über die fettigen Lippen und meinte kauend: »Wenn das Red sehen könnte! Dem würde das Wasser im Munde zusammenlaufen. Wie mag es ihm und Vesta wohl gehen?«
Derek Hammer nickte gedankenverloren. »Das möchte ich auch gern wissen.«
Kapitel 25
Wie lange Dolchspitzen
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