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Aretha Franklin - Queen of Soul

Aretha Franklin - Queen of Soul

Titel: Aretha Franklin - Queen of Soul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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legendären modischen Fehlgriffe. Sie gehörte nun derselben Kategorie wie Madonna und Elizabeth Taylor an, deren Auftritten immer die Frage voranging: Was um alles in der Welt wird sie diesmal anziehen? Obwohl sie für ihr musikalisches Können verehrt wird, ist Aretha kein unantastbares Idol auf einem Podest, sondern eine lebendige, aktive zeitgenössische Frau – ein echtes Original eben.
    Die 1980er-Jahre waren für Aretha traurig zu Ende gegangen: 1988 und 1989 starben ihr Bruder Cecil, ihre Schwester Carolyn und ihre Großmutter. Und auch 1990 begann nicht gerade positiv: Am 26. April wurde von einem New Yorker Gericht die Höhe der Entschädigung festgelegt, die sie zu zahlen hatte, weil sie das Theaterstück Sing, Mahalia, Sing hatte platzen lassen: 209 364,07 US-$ plus Zinsen. Doch Aretha ließ sich dadurch nicht von ihrem Erfolgskurs abbringen. Am 9. und 10. August 1990 trat sie in New Yorks ausverkaufter Radio City Music Hall auf. Am 5. Dezember desselben Jahres wurde ihr als »Lebende Legende« von der National Association of Recording Arts & Sciences (NARAS) ein Grammy verliehen.
    Immer bereit, an Events in ihrer Heimatstadt Detroit teilzunehmen, sang Aretha am 23. März 1991 in der Little Rock Baptist Church auf der Trauerfeier für den Soldaten Anthony Riggs, den seine Frau und sein Schwager ermordet hatten, wenige Tage nachdem er aus dem Golfkrieg heimgekehrt war.
    Im Sommer 1991 brachte Aretha ihr neuntes Album bei Arista heraus: das ausgesprochen vielseitige What You See Is What You Sweat . Daran beteiligt waren ganze sieben verschiedene Produzenten oder Producerteams, darunter Narada Michael Walden, Burt Bacharach & Carole Bayer Sager, Luther Vandross, Michel Legrand, David »Pic« Conley & David Townsend, Elliot Wolff & Oliver Leiber und Aretha selbst. Der Auftaktsong ist eine aufregende neue Version von Sly & The Family Stones »Everyday People«. Am Anfang des Songs schreit Aretha »Yo, gang, let’s kick the ballistics« und lässt diesem Schlachtruf eine spektakuläre Mischung aus gefühlvollem Soul, freudigen Anfeuerungen und improvisiertem Scatgesang folgen. Der lebhafte, schnelle Backgroundgesang tut das Seinige dazu, um den 60er-Jahre-Klassiker in einen zeitgemäßen Partyhit zu verwandeln. An einer Stelle unterstützt der Chor sie mit einem rhythmischen »Go, go, go, Queen of Soul«.
    Die Spannbreite dieses hervorragend produzierten Albums reicht von dem peppigen, frechen »Mary Goes Round« bis hin zu dem von Michel Legrand klassisch arrangierten, üppigen »What Did You Give«. Soulsister Ree »disst« ihren Mann in »What You See Is What You Sweat« und treibt auf dem Popduett »Doctor’s Order« frivole Späße mit Luther Vandross. Eines der Highlights des Albums bildet die wunderschön nachdenkliche Ballade »Ever Changing Times«, eine Komposition von Burt Bacharach und Carole Bayer Sager, die Aretha im Duett mit Michael McDonald singt. Ebenso beeindruckend ist Arethas Interpretation des Broadwayknüllers »I Dreamed a Dream« aus dem Musical Les Miserables , bei dem sie sich selbst am Klavier begleitet. Aretha verwandelt durch Abänderung der letzten Textzeilen dieses berührende Lamento einer Niederlage in eine Hymne der Stärke und Ermutigung. Im Original klagt die Figur Fantine in diesem Lied, dass ihr elendes Leben nun vorüber sei und die Wirklichkeit ihre Träume »getötet« habe. Doch Aretha beschwört stattdessen, dass das Leben ihre Träume »nicht töten dürfe«. Es war seit Jahrzehnten die erste Broadwaymelodie, an die sich Aretha herantraute. Auf Anhieb geriet sie zu einem ihrer unverkennbaren Markenzeichen.
    Die Reaktion der Kritiker auf What You See Is What You Sweat fiel gemischt aus. Stephen Holden schrieb im Rolling Stone: »Obwohl das Material sämtliche Stile durchexerziert, drückt Franklin jedem Song so eindringlich ihren Stempel auf, dass doch alles irgendwie zusammengehalten wird … ›I Dreamed a Dream‹ … aus dem Broadwaymusical Les Miserables wird zu einem Hindernisrennen der stimmlichen Herausforderungen, bei dem Franklin kecke Verzierungen und zitternde Melismen aus dem Ärmel schüttelt und die Zeile ›Tigers tear your dreams‹ so überzeugend rüberkommt, das man meint, zu spüren, wie die Tigerzähne an den Träumen reißen. … What You See is What You Sweat ist eines ihrer besseren Alben. So unausgewogen die Mischung auch ist, so präsentiert die Queen of Soul darin doch die ganze Bandbreite ihrer musikalischen Persönlichkeit, von

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