Aretha Franklin - Queen of Soul
königlicher Pop-Gospel-Diva bis hin zu funkigem Normalo«.
Amy Linden meinte jedoch in Entertainment Weekly: »Nur weil Aretha Franklin eine Stimme hat, die großartig genug ist, um das Telefonbuch zu singen, heißt das noch lange nicht, dass sie das auch tun sollte … eine schizoide Mischung aus mittelmäßigem Material, zu dem das überflüssig-fröhliche ›Mary Goes Round‹ und der Pop-Soul-Kitsch des Titelsongs gehören. … Ihr Duett mit Luther Vandross (›Doctor’s Orders‹) ist so vollgestopft mit Synthesizern, dass man die zwei großen Künstler kaum hören kann.«
»Everyday People« wurde zusammen mit drei verschiedenen Abmischungen des Songs (wovon zwei auch auf dem Album erscheinen) als Single ausgekoppelt. Laut Aretha war es ihre eigene Idee, einen Song von Sly Stone zu covern. »Ich mochte seine alten Nummern schon immer«, erklärte sie. »In den 60ern machte er viele Sachen, die mir sehr gefielen, und ›Everyday People‹ packte mich gleich, als ich anfing, mir seine Backlist anzuhören. Das war der Song, der mir am besten gefiel.«
Als Aretha am 10. Juli 1991 in der regionalen Talkshow Dayna einen ihrer seltenen TV-Auftritte hatte, um What You See Is What You Sweat zu promoten, sah sie schlank und fit aus in einem weißen Lederminirock mit passender Jacke und einer schwarzen Bluse. Ungewöhnlich offen redete sie über ihr Leben und sang »Everyday People«. Dabei wirkte sie besonders entspannt, was vielleicht daran lag, dass die Moderatorin Dayna mit Aretha befreundet ist. Auf die Frage, was sie jemandem sagen würde, der in eine Tragödie verwickelt ist, antwortete Aretha mit dem Titel eines Gospelsongs: »Nur einige wenige Worte und zwar: Gott wird es schon richten.« Ein Besucher aus dem Publikum fragte sie nach dem Geheimnis ihres jugendlichen Aussehens. Aretha antwortete lachend, dass es sich um eine Kombination aus »Slim Fast und einem richtig guten Mann« handele. Dayna fragte auch, ob Aretha jemals Probleme damit gehabt habe, dass sie ihre männlichen Verehrer einschüchtere. Darauf erwiderte Aretha etwas schnippisch: »Ich bin nicht weniger zugänglich als jede andere Frau auch. Nicht auf der Bühne, aber außerhalb davon schon. Ich verlange keinen Eintritt an der Haustür und in meinem Haus gebe ich auch keine Konzerte. Also sollte man mich ansprechen wie jede andere Frau auch. Es gibt natürlich einige Männer, die sich einschüchtern lassen. Aber denen fehlt es etwas an Selbstbewusstsein. Was ich [beruflich] mache und wer ich bin hat nichts mit einer Beziehung zwischen Mann und Frau zu tun.«
Im Rahmen des Interviews verteidigte sie auch ihre Entscheidung, trotz der hohen Kriminalitätsrate und anderer Probleme weiter in Motor City zu wohnen: »Ich glaube, das, was momentan in Detroit passiert, passiert in den meisten großen Städten. Detroit sollte da nicht besonders hervorgehoben werden. Außerdem leben die meisten meiner Verwandten und Freunde hier. Hier ist mein Zuhause.«
Auf eine Frage aus dem Publikum nach möglichen Ruhestandsplänen gab sie eine der vielleicht wunderbarsten Antworten im Laufe dieser einstündigen Show. Mit Überzeugung in der Stimme erwiderte Aretha: »Ich werde NICHT in den Ruhestand gehen!« Diese Aussage wurde vom Studiopublikum mit donnerndem Appaus quittiert.
Trotz ihrer PR-Bemühungen erregte What You See Is What You Sweat nur wenig Aufsehen. »Everyday People« schaffte es bis auf Platz 13 der R & B-Charts und lag eine Woche lang auf Platz 69 der britischen Charts. Das Duett mit Luther Vandross wurde für einen Grammy nominiert. Doch das war auch schon alles, was das Album an Erfolgen und Auszeichnungen verbuchen konnte. Es erreichte nur Platz 153 der US-amerikanischen Alben-Charts und gilt als kommerzieller Misserfolg.
Trotzdem blieb Aretha eine Figur des öffentlichen Interesses. Am 13. und 14. September trat sie erneut in New Yorks Radio City Music Hall auf. Ihrem alten Freund Reverend Jesse Jackson brachte sie am 30. Oktober im Detroiter Westin Hotel im Renaissance Center ein Geburtstagsständchen dar.
In der TV-Comedyshow Murphy Brown hatte Aretha am 11. November 1991 einen komischen Gastauftritt. Hauptfigur dieser in den USA damals äußerst erfolgreichen Serie ist die von Candice Bergen gespielte ehrgeizige TV-Nachrichtenmoderatorin Murphy Brown. Brown vegöttert klassische R & B-Musik aus den 60er-Jahren und singt diese auch gerne schief und schräg nach, was immer wieder zu komischen Momenten in der Serie führt. In Arethas
Weitere Kostenlose Bücher