Aretha Franklin - Queen of Soul
befand sich Aretha in einer ihrer fülligeren Phasen. Am Ende der Show befreite sie sich von ihrem Rock, um sich dem entsetzten Publikum in einer Art hautengem Badeanzug zu präsentieren. Der Rezensent der Detroit News spottete: »Leider tat sich Miss Franklin mit der Wahl ihres Outfits keinen Gefallen … Ich weiß nicht, wer ihre Couturiers sind, aber irgendjemand sollte mal ein ernstes Gespräch mit ihnen führen.«
Doch Übergewicht war nicht ihr einziges Problem, ein weiteres lag auf der Hand: Aretha brauchte dringend einen Hit! Ein Song musste her, der nicht nur das Interesse ihrer alten Fans neu entfachen, sondern ihrer Karriere auch eine neue, frische Ausrichtung geben konnte. Glücklicherweise war das magische Album schon in der Mache – Aretha hatte im Oktober 1984 die Aufnahmen zu einem Album begonnen, das endlich die Wende bringen sollte.
Aufgrund ihrer Flugangst und dem Rechtstreit mit dem Staat New York wurden für die Aufnahmen zu Who’s Zoomin’ Who? neue Regeln aufgestellt: Wer immer mit Aretha Franklin arbeiten wollte, musste nach Detroit kommen, weil sie sich weigerte, die Stadt zu verlassen. Die Instrumentaltracks der meisten Stücke auf Arethas Alben von 1985 und 1986 wurden zwar in New York und Kalifornien aufgenommen, ihr Gesang jedoch ausschließlich bei United Sound in Detroit.
Vor Erscheinen ihres sage und schreibe fünfzigsten Albums hatte sich Aretha eine einjährige Auszeit vom Studio genommen. In dieser Zeit hatte sie sich mit dem Projekt Sing, Mahalia, Sing befasst, Französischunterricht genommen und in Immobilien investiert. Sie kaufte nicht nur ein großes Haus im schicken Vorort Bloomfield Hills, sondern auch ein neues Luxusapartment in einem der teuren Wohnblocks am Detroit River in Downtown Detroit. »Ich hatte seit acht, neun Jahren keinen richtigen Urlaub mehr gemacht«, erklärte sie, »sondern immer nur gearbeitet – mit freien Tagen zwischendurch, an denen ich einfach abhing und mich erholte. Aber das war kein echter Urlaub, wo man sich ein Reiseziel aussucht, etwas Exotisches, wo man mit seinem Partner hinfährt. Letztes Jahr hatte ich also endlich die Gelegenheit, manche Dinge zu tun und neben der Musik noch andere Interessen, die ich habe, zu verfolgen. Zum Beispiel befasste ich mich mit dem Kapitalmarkt und dem Immobilienmarkt. Ich interessiere mich für Immobilien als Einnahmequelle und für Möglichkeiten, Kapital anzulegen. Ich hatte plötzlich Zeit, mich mit diesen Dingen zu beschäftigen, zu denen ich sonst nicht kommen würde. Es hatte also durchaus Vorteile, ein Jahr nicht ins Studio zu gehen.«
Sie hörte sich auch die aktuellen Hits im Radio an und entwickelte daraus Ideen für die Richtung ihres nächsten Albums. »Ich mag einiges von dem, was ich höre«, sagte sie damals. »Songs von Van Halen, John Waite, Luther Vandross. Also sagte ich mir: ›Hey, warum gehe ich sowas nicht ernsthaft an.‹ Bisher war meine Musik eher an Erwachsene gerichtet. Ich wollte nun etwas machen, was auch Jugendlichen gefällt. Und außerdem tanze ich auch gerne!«
Bevor er Plattenproduzent wurde, spielte Narada Michael Walden Schlagzeug in John McLaughlins Mahavishnu Orchestra. In den späten 1970er-Jahren hatte er als Produzent und Songwriter gearbeitet und daneben auch eigene Alben aufgenommen. Clive Davis von Arista wurde auf ihn aufmerksam und engagierte ihn. Zwei der ersten Künstler, deren Alben Walden bei Arista produzierte, waren Phyllis Hyman und Angela Bofill. Seine größten Triumphe sollte er bei Arista aber mit zwei anderen Damen feiern: Aretha Franklin und Whitney Houston. »Clive Davis wusste, wie gerne ich mit Aretha arbeiten wollte«, berichtet Walden über seine Beteiligung an Who’s Zoomin’ Who? »Als er mir sagte, ich könne es versuchen, war ich begeistert. Vor allem, weil ich die Gelegenheit bekam, mehr als zwei Songs zu machen.«
Walden schickte Clive Davis Demobänder mit Songvorschlägen zu, der sie wiederum an Aretha weiterleitete. »Sie war begeistert von dem, was sie hörte«, erinnert sich Walden. »Ich schickte ihr Demos von ›Push‹, ›Freeway‹ und ›Zoomin‹. ›Freeway of Love‹ sollte ursprünglich auf einem meiner Alben erscheinen – aber ohne die Zeile über knallenge Hosen! Den Text habe ich extra für Aretha aufgemotzt. Ich bin froh, dass es so gekommen ist, denn ich hätte den Song bestimmt nicht zu so einem großen Hit gemacht wie sie.«
Nachdem Aretha mehrere von Waldens Songs gefielen, entspann sich ein Dialog
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