Aretha Franklin - Queen of Soul
kommt von der Straße.«
Laut Walden weiß Aretha immer ganz genau, was für sie am Besten ist, was ihre Stimme am besten zur Geltung bringt. »Wenn ich wollte, dass sie eine Liedzeile wiederholt, musste ich dafür eine sehr gute Begründung haben. Sie sagte dann: ›Es ist genau so, wie ich es mag‹. Und ich erwiderte: ›Das ist toll, aber diese eine Zeile könnte noch etwas besser oder ausdrucksstärker sein‹. Aber nichts zu machen. Ich hätte ihr sagen müssen, dass das Aufnahmegerät explodiert sei, um die Aufnahme zu wiederholen.«
Auch Tonmeister Dave Frazer war angetan von Arethas Professionalität: »Sie wusste, was sie wollte, als sie reinkam. Sie kannte den Song, sie kannte die Licks, sie war bestens vorbereitet, was in diesem Ausmaß ungewöhnlich ist. Es war so, als hätte sie den Song schon Hunderte Male gesungen, was wahrscheinlich sogar der Fall war. Sie erweckt nicht den Eindruck, dass sie das macht [sich so sorgfältig vorbereitet], aber sie kommt ins Studio und kennt den Song.«
»Es war großartig, mit Narada zu arbeiten«, sagt Aretha. »Ich bin Sternzeichen Widder und er ist Widder an der Grenze zum Stier – genau wie Luther. Widder und Widder verstehen sich manchmal nicht so gut. Aber wir überwinden das Widder-Stigma vielleicht, weil wir Profis sind. Es war also wirlich toll, mit Narada zu arbeiten. Wenn man bedenkt, wieviel Erfahrung wir beide haben und dass wir beide sehr professionell sind, ist es nicht weiter verwunderlich, dass es so gut mit uns geklappt hat. Ich bin auf jeden Fall ganz begeistert.«
Letztendlich wurden sechs der Songs auf Who’s Zoomin’ Who? von Narada Michael Walden produziert, einer von Dave Stewart von den Eurythmics und zwei von Aretha selbst. Sie hatte ja bereits Erfahrung als Coproduzentin gesammelt, doch diesmal nahm sie bei zwei Sessions das Ruder ganz allein in die Hand.
Der Titelsong des Albums war ein Gemeinschaftswerk, als dessen Urheber Aretha, Walden und Preston Glass aufgeführt sind. Aretha hatte den Ausdruck »Who’s zoomin’ who?« von Bekannten gehört und diskutierte darüber mit Walden, der ihn mit seinem Coautor Preston Glass zu einem Song weiterspann. »Der Ausdruck Zoomin’ stammt von einer Gruppe New Yorker Herren, die sich The New Breeders nannten« erklärte Aretha. Das war eine sehr produktive, kreative Gruppe, die Dinge wie Kaftane, Ohrringe oder Schuhe herstellten und verkauften. Sie sagten solche Sachen wie ›This guy really zoomed me‹ oder ›This chick really zoomed me‹ [Dieser Typ oder dieses Mädchen haben mich wirklich geplättet] und ich liebte das Klischee dahinter. Damals hatte ich außerdem eine Beziehung zu einem Mann, der wohl glaubte, dass er mich zoomte, was aber nicht der Fall war. Die Frage war also, wer wen zoomt, who’s zoomin’ who?«
Der Song »Another Night« stammt aus der Feder von Beppe Cantorelli und Roy Freeland. Clive Davis entdeckte ihn für Aretha. »Clive Davis rief mich an«, erinnert sich Aretha, »und sagte: ›Ich habe einen tollen Song, den musst du dir anhören. Ich schicke ihn dir per Eilpost zu!‹ Ich bekam ihn am nächsten Tag und stimmte zu – es war ein fantastischer Song. Ich rief ihn also zurück und sagte: ›Wir haben einen Treffer! Das ist ein toller Song, ich liebe ihn.‹«
»Ain’t Nobody Ever Loved You« ist ein weiterer Song des Songwriterteams Narada Michael Walden und Preston Glass. »Den Calypso-Song liebte ich«, sagt Aretha, »weil ich die Atmosphäre liebe, die er entstehen lässt. Man fühlt sich wie in der Karibik. Wer je auf den Inseln war, Nassau, Martinique, Jamaica und so weiter, fühlt sich drei oder vier Minuten lang dorthin zurückversetzt. Es erinnert an gute Zeiten, Passatwinde und solche Dinge.« Der Song bot Aretha eine weitere Gelegenheit, eine ihrer berühmten Improvisationen einzubringen – und diesmal sogar auf Französisch. »Das kleine Stück auf Französisch hat mir großen Spaß gemacht«, sagt sie. »Ich mag Französisch sehr. Ich habe auf Martinique, einer französischen Insel, Urlaub gemacht. Und oui, je parle français!«
Die Musik für die sechs von Walden produzierten Songs des Albums wurden in der San Francisco Bay Area aufgenommen, was bedeutete, dass Aretha nicht mit den Musikern zusammen im Studio war. Sie nahm ihren Gesang nur in Anwesenheit von Walden und Tonmeister Dave Frazer im Studio in Detroit auf. Tatsächlich wusste sie zum Teil erst nach Erscheinen der LP, welche Musiker überhaupt darauf zu hören waren. Den
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