Argemí, Raúl
Partys weiterverkauft. Sie wissen schon, Orgien und solche Sachen …«
»Orgien mit Tabletten? Was es nicht alles gibt. Ganz schön verkommen. Wenn ich das meiner armen alten Mutter erzähle, wird sie es mir nicht glauben. Und wie heißt dieser Doktor? Es wird doch nicht der sein, der meine Mutter behandelt?«
»Keine Sorge«, sagte der Apotheker und lächelte, während er ihm die verpackte Schachtel und die Rechnung reichte. »Ich habe es gerade überprüft, und es ist alles in Ordnung. Es ist ein anderer Arzt, der darin verwickelt ist, er heißt Gómez mit Nachnamen. Vielleicht sollten Sie eine Zeit lang keinem Arzt mit diesem Namen über den Weg trauen.«
»Worauf Sie sich verlassen können«, sagte Carlos amüsiert, »für mich ist jeder Gómez vorerst erledigt.«
An der Ecke hielt ein Taxi, und er nannte eine Adresse ganz in der Nähe seines Stammlokals; er hatte keine Lust, zu Fuß zu gehen.
Die Dinge kehrten an ihren gewohnten Platz zurück, er hatte alles wieder unter Kontrolle. Im Schutz der Anonymität konnte er sich eine Auszeit nehmen, bevor er erneut auf der Bildfläche erschien.
Nachdem er aus dem Taxi gestiegen war, ging er den Bürgersteig entlang und beobachtete gewohnheitsgemäß die Umgebung des Lokals. Alles war wie immer. Mehrere Fahrräder lehnten an der Wand, und zwei, drei alte Lastwagen standen am Bordstein. Außerdem gab es noch drei oder vier gebrauchte Fahrzeuge, die die Zigeuner an irgendeiner Straßenecke erbeutet hatten.
Am Vorabend hatte er an sie denken müssen. Vielleicht brauchte er früher als geplant einen fahrbaren Untersatz, und er wollte sie nicht erst in letzter Sekunde damit behelligen.
Er warf einen Blick auf die Fahrzeuge und entschied sich für einen weißen Pick-up, der in gutem Zustand zu sein schien.
Als wollte er etwas abschütteln, strich er sich mit der Hand übers Gesicht und ließ die Geste müde wirken. Er zog außerdem die Krawatte aus und klemmte sich das Jackett unter den Arm.
Der Mann, der dann durch die Tür trat, war einer von diesen unscheinbaren Typen, die aßen, während sie, den Blick auf den Fernseher gerichtet, der in einer Ecke des Lokals thronte, mit leiser Stimme redeten.
Lastwagenfahrer, Tagelöhner, Langzeitarbeitslose, Faulenzer, beinahe ausnahmslos gezeichnet vom billigen Wein der Hoffnungslosigkeit; alle hatten den Blick auf ein paar schwarze Riesen gerichtet, die Millionen verdienten, indem sie im fernen Nordamerika Basketball spielten. Es war sowieso egal.
In der Nähe der Toiletten gab es einen freien Tisch. Es war der sichtbar schlechteste Platz, hauptsächlich, weil man fast seitlich auf den Fernseher blickte. Aber dort war er allein und trotzdem durch die Leute geschützt.
Kaum dass er sich gesetzt hatte, wischte der Kellner lustlos mit einem Lappen über das Wachstuch und stellte einen Brotkorb und einen Krug Hauswein auf den Tisch. Ja, es gab Innereien.
Er bestellte eine doppelte Portion und nutzte die Gelegenheit, dem Kellner ein paar Fragen zu stellen. Der Verkäufer des Pick-up war ein dicker Zigeuner, der trank und rauchte und mit ausladenden Gesten auf seine beiden gelangweilten Begleiter einredete, die heimlich nach dem Fernseher schielten.
Das Chamäleon brach ein Stück Brot ab und schenkte sich ein großes Glas mit Wasser verdünnten Wein ein. Nach kurzem Feilschen gehörte der Pick-up ihm. Bestimmt waren die Papiere gefälscht, aber er hatte nicht vor, damit irgendeine Grenze zu passieren, also zum Teufel mit dem Zigeuner und der unbekannten Herkunft des Fahrzeugs.
Neun
Orlando betrat den Salsaschuppen und grüßte nach links und rechts, als wäre er bei einer Filmpremiere in Hollywood gerade aus der Limousine gestiegen. Doch eigentlich beachtete ihn niemand. Im blauen Dunst aus Zigarettenrauch und Staub, den die Tänzer aufwirbelten, verschwamm alles, was fünf Schritte entfernt war. Ob man ihn nun bemerkte oder nicht, war ihm im Grunde egal. Orlando hatte ein paar Tabletten eingeworfen, was ihn in einen seligen Zustand versetzte, als würde Gott an seinem Hemd zupfen und ihn um ein Autogramm bitten.
Gott, der mit dem Geld in der Hand seine Tabletten verlangte, tauchte in klaren Bildern eines Zeichentrickfilms vor ihm auf, und er hatte das Gefühl, vor Lachen umkommen zu müssen, wenn er es nicht bald jemandem erzählte.
Wie ein Fisch ins Wasser tauchte er in die bunte Menge zappelnder Menschen, johlte den Refrain mit, den die Band sang, und bewegte sich im Rhythmus der Trommeln. Bevor er sich
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