Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Argemí, Raúl

Argemí, Raúl

Titel: Argemí, Raúl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chamäleon Cacho
Vom Netzwerk:
bezahlt …«
    Der Mann war jung, gezeichnet von einem Leben, das er sich mit Alkohol erträglicher machte. Noch einer, der sich die Füße wund lief auf einem Weg, der ihn ebenfalls in ein Krankenhausbett hin zu einem erlösenden Tod bringen würde.
    Carlos blieb einen Moment lang stehen, und der Mann legte ihm eine Rolle Geldscheine in die Hand.
    »Für die Armen, Pater …«
    »Danke, Gott wird es dir vergelten«, antwortete er ihm und streckte eine Hand aus, bis sie sacht seine Stirn berührte.
    Dann machte er sich wieder auf den Weg, nahm die Röntgenaufnahmen, die er auf das Bett gelegt hatte, und verließ den großen Krankensaal, wobei er seinen Schritt beschleunigte, als er über die Schwelle trat.
    Wachsam gegenüber dem leisesten Anzeichen von Gefahr näherte sich Gómez dem Empfang und wandte sich an die Frau im weißen Kittel, die am meisten beschäftigt war.
    »Ist Post für mich da?«
    »Tun Sie mir bitte den Gefallen und schauen Sie selbst nach, Herr Doktor?«, sagte die Frau, die gleichzeitig mit einem Stapel Krankenakten kämpfte und zu telefonieren versuchte.
    Mit verständnisvoller Miene ging Gómez um den Tresen herum und trat an den Schreibtisch, wo sich zwischen Mappen, Arztbroschüren, Papieren und Dutzenden von Stempeln Briefe stapelten.
    Solange er sich in diesem Chaos wie selbstverständlich bewegte, würde niemand von ihm Rechenschaft verlangen. Alles lief so gut, dass er der Versuchung nicht widerstehen konnte, noch einen Schritt weiterzugehen.
    Er zog den Rezeptblock aus der Hosentasche und stempelte eine Reihe von Blättern. Er benutzte zwar lieber seine eigenen Stempel, aber er konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Orlandos gescheiterter Versuch hatte ihn in Alarm versetzt.
    Es war dieselbe Art von Alarm, die ihn dazu veranlasste, über die Schulter zu schauen, um die Schwester des verunglückten Fleischers zu entdecken, die den Flur entlangging. Bestimmt suchte sie die Röntgenabteilung, und das mit einem Unmut, den ihr maskenartiges Make-up nicht vertuschen konnte.
    In Sekundenschnelle hatte Gómez das Geld der Frau aus dem Umschlag gefischt und die Röntgenbilder in einen Ablagekorb geworfen. Dann stürzte er zur Tür, die zur Zufahrt der Rettungsfahrzeuge führte.
    Als Cacho die Straße erreichte, warf er die Hülle des Doktor Gómez ab.
    Er ging mit ausholenden Schritten und atmete in tiefen Zügen; er konnte den stimulierenden Geruch eines Jagdhunds, der seine Spur aufgenommen hatte, wahrnehmen.
    Er hatte kein schlechtes Geschäft gemacht. Wie vorherzusehen war, hatte die Fleischerin nur die Hälfte des genannten Betrags lockergemacht; aber mit der milden Gabe der Tagelöhner war ein Sümmchen zusammengekommen, das das Risiko rechtfertigte.
    Er hatte einen Bärenhunger, und ihm fiel ein, dass es an diesem Wochentag in seinem Stammlokal Innereien gab. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, und er beschleunigte seinen Schritt, denn vor dem Essen musste er noch etwas erledigen …
     
    Wenige Blocks weiter entdeckte er die Apotheke, die er suchte. Weder er noch Orlando waren jemals dort gewesen, und er vertraute darauf, dass es sich bei seinen anderen Kunden genauso verhielt. Es war also der geeignete Ort, um zu überprüfen, bis zu welchem Punkt sich die Dinge entwickelt hatten.
    Er blieb zwei Straßen weiter stehen, und an einem Fensterrahmen füllte er eines der Rezepte aus, die er abgestempelt hatte. Alles war in Ordnung, als er es an der Ausgabe einlöste.
    Der Apotheker musterte ihn einen Moment lang, bevor er zur Kasse ging und etwas zwischen den Papieren suchte. Über seine bifokale Brille hinweg betrachtete er ihn mit leicht gesenktem Kopf von der Seite. »Wie alt ist der Patient?«
    »Es ist für meine Mutter …«, antwortete Cacho gewohnheitsmäßig. »Die Tabletten wirken fast nicht mehr, aber der Arzt meint, dass es nichts Besseres gibt. Mein Großvater hatte dieselbe Krankheit … Eine Erbsache, wie es scheint.«
    Der Mann betrachtete ihn mit schlecht getarntem Mitleid, und nachdem er den Stempel mit einer getippten Liste abgeglichen hatte, schloss er die Schublade und drehte sich zu den Regalen um.
    »Ist es teurer geworden?«
    »Nein …«, sagte der Apotheker, der mit dem Medikament zurückkehrte. »Ein Rundschreiben der Polizei. Anscheinend hat man einen falschen Arzt erwischt, der dieses Mittel verschreibt. Es heißt, zusammen mit Alkohol wirke es euphorisierend, sogar wie ein Aphrodisiakum. Offenbar wird es an Drogenabhängige oder auf illegalen

Weitere Kostenlose Bücher