Argemí, Raúl
mir unter die Arme greifen, Dünner. Eine Hand wäscht die andere.«
In einer Ecke der Tanzfläche bewegte sich Orlando zu einer Cumbia. Noch immer kämpfte er gegen die Lachanfälle an, die die Bilder in seinem Kopf auslösten und ihn immer benommener machten, als er mit einem Mädchen zusammenstieß.
Sie tanzte allein, es war, als wären sie verabredet gewesen. Nach einem zaghaften Lächeln und ein paar Worten, die von den Lautsprechern übertönt wurden, tanzten sie zu zweit weiter.
Seine Kunden würden schon nach ihm Ausschau halten, dachte er.
Er ließ sie ein paar Drehungen auf der Stelle machen, wobei sie die Hüften schwang, und betrachtete sie derweil eingehend.
Sie war klein, und das schwarze Tüllkleid mit Strassbesatz war ein wenig zu lang und zu eng. Er war sicher, dass sie es von ihrer betagten Arbeitgeberin geborgt hatte, einer, die irgendwann einmal wohlhabend gewesen war.
Ein Dienstmädchen, das einen freien Abend hat, dachte er. Halb Indianerin und etwas zu klein, aber gute Titten hat sie, das ist die Hauptsache.
Schlagartige Dunkelheit kündigte den Auftritt einer neuen Gruppe an. Als das Licht anging, sah er sie lächeln. Es war ein breites Lächeln mit weißen Zähnen, die im Scheinwerferlicht schimmerten.
Auf einmal stürzten von allen Seiten Tänzer herbei, und die Lautstärke nahm zu, bis man durch die Schuhsohlen den Boden vibrieren spürte. Orlando war plötzlich durstig, und er hielt es für besser, dem Tumult zu entfliehen und seine Eroberung bei einem Drink fortzusetzen. Das Mädchen stimmte seinem unhörbaren Vorschlag mit energischem Kopfnicken zu und ließ sich gefügig wegführen.
Nachdem er sich mit Ellbogen nach vorn gekämpft hatte, gelang es ihm, dem Barkeeper eine große Flasche Bier und zwei Pappbecher abzukaufen.
Sie machte ein verwundertes Gesicht, als er ihr die Tablette zwischen die Lippen steckte, und schien etwas sagen zu wollen; aber der Lärm war so groß, dass nicht einmal er selbst sich hören konnte, während er seine Verführungskünste mit einem Wortschwall fortsetzte.
Sie hatten die Flasche noch nicht ausgetrunken, als sie schon wieder tanzten. Es war auf ihre Initiative hin geschehen; unter dem Einfluss des Wundermittels war sie aufgeblüht wie auf einem heidnischen Fest und machte sich an ihn heran, wobei ihr Körper die Klaviatur der rhythmischen Verführung spielte.
Einen Moment lang fiel Orlando wieder ein, dass er ja eigentlich da war, um sein Zeug zu verticken, aber er fand, es spreche nichts dagegen, Geschäftliches mit ein bisschen Vergnügen zu verbinden. Es blieb genug Zeit für beides.
Die Frau, Eli – es war ihr gelungen, ihm ihren Namen ins Ohr zu schreien, als er ihr unbedingt den salzigen Schweiß vom Hals lecken wollte –, lachte aus vollem Hals, was eine heiße Nacht versprach.
Das Zeug ist wirklich zuverlässig, dachte er. Die Pillen gemischt mit Bier, und die Weiber juckt es zwischen den Beinen.
Da merkte er auf einmal, dass er von der Tanzfläche gestoßen wurde; in der dunklen Masse erkannte er zwei vom Licht rot-blau gestreifte Leibwächter von Negro Ortíz, die ihn zum Ausgang drängten.
Dieser verdammte Negro kann es nicht ertragen, dass ich ihn vorgeführt habe …, dachte er laut und erschrocken, aber ohne den Arm des Mädchens loszulassen. Mit dem Mädchen als Zeugin würden sich diese zudringlichen Typen vorsehen. Sie konnten ihn vielleicht zusammenschlagen, aber nicht umbringen.
Sich zwischen zuckenden Körpern hindurchdrängelnd und Schweißgeruch einatmend, der wie eine Bedrohung in der Luft hing, erreichten sie den Ausgang. Dort blieben die beiden Gorillas stehen und beförderten sie mit einem sanften Stoß auf die Straße.
Orlando plusterte sich auf. Er war glimpflich davongekommen. Warum, wollte er gar nicht wissen.
»Verdammte Mistkerle, Arschlöcher …«, schrie er ihnen nach und zog seine Kleider zurecht.
Er drehte sich nach dem Mädchen um und sah, dass sie von seinem Machogehabe beeindruckt war. Er warf ihr eine Kusshand zu, und sie brach in ein fast schulmädchenhaftes Lachen aus, das ihn dazu animierte, die Eroberung fortzusetzen.
»Großmäuler, Wichser …«, schrie er, bevor er merkte, dass er am Ellbogen gepackt wurde.
»Öffentliche Ruhestörung, Orlando. Du wirst mit aufs Revier kommen müssen«, sagte der große Mann mit dem Schlägergesicht.
»Ich … sie …«
»Lass das Mädchen gehen. Siehst du denn nicht, wie jung sie ist? Soll ich dich wegen Verführung Minderjähriger einbuchten? Im
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