Argemí, Raúl
Knast werden sie aus deinem Hintern eine Blume machen.«
Und plötzlich wusste er, woher er ihn kannte. Es war das Profil aus dem Wagen, es war derselbe Mistkerl, der ihn an den Eiern gepackt hatte. Ein kalter Schauer durchlief ihn von oben bis unten.
»Du verdammtes Großmaul«, sagte der Schläger mit angewidertem Ausdruck. »Du hast dir ja die Hosen nass gemacht.« Und er zerrte ihn am Arm zu dem Wagen am Bordstein. Wie ein fernes Echo hörte er noch immer die Witzeleien der Gorillas aus dem Tanzschuppen. »Du hast ein Stinktier erwischt, Langer. Was für ein Pech …«
Sekunden später und noch bevor sie Zeit hatte zu verstehen, was passiert war, fand sich das Mädchen mit dem strassbesetzten Tüllkleid allein auf dem Bürgersteig wieder.
Sie wandte sich dem Eingang zu, als suchte sie eine Antwort bei den Lichtern und dem Lärm, aber einer der Gorillas machte ihr unmissverständliche Zeichen, dass sie verschwinden solle.
Erschrocken ging sie mit wild schlagendem Herzen davon.
Es war klar, dass sie in etwas hineingeraten war und ihr die Pille, die sie geschluckt hatte, um ein Abenteuer zu erleben, jetzt nicht half.
»Geh lieber heim, Elisea …«, murmelte sie.
Eines war ihr klar: Sie musste nach Hause, bevor ihr die Euphorie, die in ihrem Körper kribbelte, dieses Gefühl, das sie in Aufruhr versetzte, noch mehr Probleme bescherte.
Wie ich befürchtet habe, liegt das Chamäleon im Sterben. Es wird immer schwieriger für mich, ihm etwas Brauchbares zu entlocken. Mit meinen eigenen verquollenen Augen sah ich, wie die Krankenschwester, die dicke Indianerin Nummer eins oder zwei, ein Vaterunser für ihn betete, wobei ihr eine Träne über die Wange rann. Sie glauben noch immer, er sei Márquez.
Ich verfluche diese empfindlichen Höhlenmenschen. Ich habe den Verdacht, dass sie ihn mit Medikamenten vollstopfen, damit er stirbt, ohne es zu merken, und ein Kontakt wird immer schwieriger.
Die Geschichte vom Dealer im Tanzschuppen klang ziemlich nach Delirium. Das liegt wahrscheinlich an den Sachen, die sie ihm spritzen, damit er keine Schmerzen hat. Nicht einmal das Chamäleon kann in allen Einzelheiten wissen, was passiert ist. Außer dass das Dienstmädchen der Alten oder Orlando selbst sie ihm erzählt hat. Ich weiß nicht. Ich bin mir sicher, dass sein Gehirn von Minute zu Minute abbaut. Trotzdem versucht er, seinen ganzen Grips zusammenzunehmen, um Verbindung zur Erde zu halten. Das würde erklären, dass sämtliche Gestalten, von denen er spricht, irgendwie zueinander in Beziehung stehen. Ich muss zugeben, dass das Ergebnis glaubwürdig ist, der Spross eines Geschichtenerzählers, der einen Sprung in der Schüssel hat.
Ich fühle mich privilegiert, in der ersten Reihe zu sitzen. Normalerweise ist die Agonie eines solchen Exemplars den Beichtvätern vorbehalten und nicht den Gaffern. Wenn ich überlebe, um es aufzuschreiben, habe ich eine tolle Story. Sie könnte heißen: Der letzte Tod des Chamäleons. Der erste wäre somit ein Irrtum, der meines Beifahrers bei dem Unfall.
Federico ist überzeugt, dass der Bibelverkäufer das Chamäleon ist.
Genau in diesem Moment kam Federico, um mir einen Besuch abzustatten, und stieß beinahe mit der Krankenschwester zusammen.
Das Chamäleon hatte gerade ein paar Erinnerungen an Orlando, den Dealer, in seinen Bart gemurmelt, bevor es einen Schnarchlaut von sich gab und zurücksank. Irgendwo musste eine Alarmglocke angegangen sein oder auch eine Lampe – er ist völlig verkabelt, wie ein Astronaut oder eine Marionette –, und die Dicke eilte herbei.
Der beleibte dümmliche Halbkahle tauchte, die Hände in den Hosentaschen, auf, und ich hatte nicht einmal Zeit, mich schlafend zu stellen. Also spielte ich das Spiel mit; jedenfalls soweit es nötig war. Falls ich ein, zwei Bücher schreibe, kann er sogar einen wichtigen Platz darin einnehmen: der Clown mit den Filzläusen, der sich mit den Händen in den Hosentaschen die Eier krault. Die Leute lachen gerne über die Polizei.
»Wie geht es uns heute?«, fragte er liebenswürdig.
Ich ließ mir mit der Antwort einen Augenblick Zeit. Ich wollte ihm den Eindruck vermitteln, dass alles verzögert bei mir ankam. Das würde mir einen kleinen Vorteil verschaffen.
»Schlecht …«
»Hmm …«
Am Nachbarbett war die Krankenschwester gerade damit fertig, Kabel, Schläuche und Wundverbände zu überprüfen, und wandte sich uns zu.
»Zum Glück ist es nichts«, sagte sie erleichtert.
»In Neuquén ginge es ihm
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