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Argemí, Raúl

Argemí, Raúl

Titel: Argemí, Raúl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chamäleon Cacho
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an die Arbeit machte, musste er Negro Ortíz sprechen.
    »Schmutziger Dieb …«, stammelte er mit der heiligen Wut eines Ladenbesitzers, wenn die Steuern fällig sind.
    Am Vorabend hatte er aus der Not heraus für die Polizei gearbeitet, und er hatte weder Zeit noch Gelegenheit gehabt, seine Erlaubnis, zu dealen, richtig zu nutzen. Bei der Provision, die er dem erschrockenen Cacho abgeknöpft hatte, musste er sich im Grunde um eine Beteiligung mehr oder weniger keine Sorgen machen; trotzdem fühlte er sich, als hätte man ihn mit vorgehaltener Pistole beklaut.
    Der Tisch von Boss und Personal war leer. Eine ruhige Oase zwischen der Bühne und dem mit Sternen und Neonpalmen dekorierten Tresen.
    Einen Moment lang wusste er nicht, was er tun sollte, er spürte, wie ihm die Erscheinung von Gott entglitt, weil er nicht darüber sprechen konnte; er bekam es mit der Angst. Etwas Schlimmeres konnte er sich nicht vorstellen.
    Die Band beendete ihren Auftritt mit einem Tusch, und die Tänzer zerstreuten sich, um etwas zu trinken. Nervös wartete er eine Weile und sagte sich dann, dass er das Seinige nun wirklich getan hatte und ihm das nun das Recht gab, das Zeug auch ohne Wegezoll zu verkaufen; selber schuld, wenn der andere ihn nicht zur Kasse bat.
    »Die wollen mich wohl für dumm verkaufen. Wieso bin ich eigentlich nicht gleich darauf gekommen?«, befragte er die Luft und kratzte sich wütend am Kopf.
    »Hier wird keiner übers Ohr gehauen …«, war die Antwort, die seine Aufmerksamkeit auf Negro Ortíz lenkte.
    Er war in Begleitung eines großen, schlanken Mannes mit dem Ausdruck eines Schlägers oder Polizisten von der Tanzfläche zurückgekehrt; jeder hielt eine Frau im Arm.
    »Ich muss dir was erzählen, Mann; das kannst du dir nicht vorstellen«, begann er und versuchte, das Lachen zu unterdrücken, das ihn daran hinderte, etwas Zusammenhängendes von sich zu geben.
    »Los, Orlando, mach ’ne Fliege, wir sind beschäftigt.«
    Das Lächeln des Clubbesitzers erstarb auf seinen Lippen.
    Orlando zögerte den Bruchteil einer Sekunde, während er den Schläger und die Frauen taxierte, doch der große Mann grüßte ihn, als würde er ihn kennen, und er nahm an, dass es sich um einen Kunden handelte, an den er sich nicht erinnern konnte.
    »Stell dir vor, es war Gott. Dort am Eingang, echt. Da hab ich zu ihm gesagt, also …«
    »Hör auf mit dem Quatsch, Orlando. Siehst du nicht, dass wir in Gesellschaft sind? Lass die Mädchen in Ruhe. Los, kümmere dich um deinen eigenen Kram, wir reden später. Verschwinde.«
    Das Schamgefühl traf ihn wie ein Hieb, und ohne lang zu überlegen, zog er die Schachtel, die er heimlich hätte übergeben sollen, aus der Tasche und warf sie mitten auf den Tisch.
    »Fahr zur Hölle, verdammter Idiot. Da hast du deinen Anteil.«
    Um der aufsteigenden Panik Herr zu werden, machte er auf dem Absatz kehrt und rannte mitten durch die wenigen Paare, die zu den Klängen der Plattenmusik tanzten, davon. Der Staub senkte sich ganz langsam, aber das altbewährte Mittel, Salz auf die Fliesen zu streuen, wirkte; das Bier floss in Strömen.
    »Geht euch mal eben die Nase pudern«, schlug Negro Ortíz den beiden Frauen vor, die sich schweigend erhoben.
    Der Clubbesitzer legte einen Finger auf die Schachtel in braunem Packpapier, das zwischen die Gläser gefallen war, und schob es dem anderen Mann zu.
    »Dieser Orlando geht mir langsam auf die Nerven. Ich will ihn nicht mehr sehen. Kannst du dich darum kümmern?«
    »Sicher …«, meinte der andere und ließ das Päckchen in seiner Jackentasche verschwinden.
    »Nichts Übertriebenes, verstehst du?«, sagte der Boss, während er zwei Whiskys einschenkte. »Ich will nicht daran schuld sein, wenn sie diesen Idioten irgendwann umbringen. Ich …«
    Er vervollständigte den Satz, indem er eine Hand aufs Herz legte, was bedeuten sollte, dass er seine eigene Nachgiebigkeit verachtete, und gab ein wenig Eis ins Glas.
    »Keine Sorge, Negro«, erwiderte der Mann und warf routinemäßig einen Blick in die Runde. »Ich wollte dir nur sagen, dass du dich ein paar Tage in Acht nehmen solltest. Der Chef ist sauer, weil ’ne Reihe Deals geplatzt sind, und wenn wir nicht ein paar einbuchten, bevor der neue Kommissar kommt … kannst dir ja vorstellen … Dann sind wir geliefert. Also an deiner Stelle würde ich mich vorsehen. Und sag deinen Leuten Bescheid, wenn’s recht ist.«
    »Sonst noch was? Mit diesem Spinner, der sich hier rumtreibt, bin ich geliefert. Ihr müsst

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