Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
faszinierend empfand. Allein die Art, wie sie sich bewegte, schlug ihn ganz und gar in ihren Bann. Ja, in der Scheune wäre sie für ihn wirklich keine große Hilfe gewesen. Jetzt aber, da Kalb und Mutter wohlauf waren, konnte Armand es kaum erwarten, ins Haus zurückzukehren und sie wiederzusehen. Es war lange her, dass die Anwesenheit eines weiblichen Wesens ihn so gefesselt hatte. Das war ihm seit seiner ersten Frau Susanna nicht mehr widerfahren, seiner einzig wahren Lebensgefährtin.
Der Gedanke brachte ihn ins Grübeln, während er die Stufen zur hinteren Veranda hinaufging. Er wollte sich nicht weiter mit dieser Tatsache auseinandersetzen, denn es führte ihn nur zu der Überlegung, dass es vielleicht besser war, wenn er sich nachträglich weigerte, diese Frau bei sich wohnen zu lassen. Aber daran war nicht zu denken. Abgesehen davon, dass man Lucian Argeneau nicht einfach etwas verweigerte, musste er zugeben, dass Eshe in seinem Haus wohl wirklich am sichersten aufgehoben war. Wenn sie seinetwegen ein anderes Versteck suchen musste und ihr dort etwas zustieß, würde er sich das nie verzeihen.
Er traf die beiden wie erwartet im Wohnzimmer an, wo Eshe in einer Zeitschrift blätterte und Lucian gelangweilt von einem Fernsehprogramm zum nächsten zappte. Als er Armand ins Zimmer kommen sah, nahm sein Blick einen gereizten Ausdruck an.
»Mein Gott, Armand, hast du hier nur das Standard-Kabelprogramm? Die besten Sendungen laufen auf den höheren Kanälen! Wie kannst du überhaupt ohne die Kinofilmsender leben?«
Armand zuckte mit den Schultern und lächelte amüsiert. »Ohne Agnes hätte ich nicht mal das einfache Kabelangebot. Meine Schwägerin aus meiner ersten Ehe«, erläuterte er an Eshe gewandt. »Sie hat es für mich bestellt, als ich sie darum gebeten hatte, mir hier einen Zugang zum Internet zu beschaffen. Ich weiß bis heute nicht, warum sie das gemacht hat. Ich sehe mir nie was im Fernsehen an.« Dann zog er interessiert eine Augenbraue hoch. »Und soweit ich weiß, hat dich das auch nie interessiert. Seit wann hat sich daran etwas geändert?«
»Leigh hat mich auf den Geschmack gebracht«, antwortete Lucian. »Das meiste, was im Fernsehen läuft, ist Schrott. Aber ab und an gibt es ein paar Highlights.«
»Was du nicht sagst!«, gab Armand ironisch zurück und musste feststellen, dass Lucian ihn merkwürdigerweise amüsierte. Das war eine ganz neue Erfahrung für ihn, da sein Bruder bislang nur selten Anlass zur Erheiterung geliefert hatte. Aber jetzt, da er seine Lebensgefährtin gefunden hatte, war seine menschliche Seite zum Vorschein gekommen, und die brachte Armand zum Schmunzeln. Es war interessant, ihn so zu erleben, und er konnte sich gut vorstellen, dass Leigh mit der Zeit einen ganz normalen Unsterblichen aus ihm machen würde. Ob sie letztendlich Erfolg haben würde, war zwar ungewiss, aber allein diese Möglichkeit in Erwägung ziehen zu können, bereitete ihm Vergnügen. Er schob seine Überlegungen beiseite und fragte stattdessen: »Und? Mich wundert, dass du noch hier bist. Gibt es noch irgendwas, was du mir sagen musst?«
»Ja, richtig.« Lucian schaltete den Fernseher aus und stand auf. »Lass uns zur Sache kommen, ich wollte nämlich eigentlich schon längst auf dem Heimweg sein. Wir können uns in der Küche unterhalten, ich muss noch einen Beutel trinken.«
Mit einem ironischen Lächeln machte er Lucian Platz, damit der vor ihm in den Flur hinausgehen konnte. Es war zwar Armands Heim, aber das hielt seinen Bruder nicht davon ab, sich so zu benehmen, als wäre er hier zu Hause. Allerdings führte er sich überall gleich auf, daher war es für Armand nicht verwunderlich. Er sah zu Eshe, doch die las weiter in ihrer Illustrierten. Also ließ er sie in Ruhe und folgte stattdessen seinem Bruder in die Küche.
»Als ich die Kühltasche ausgepackt habe, war nicht ein einziger Blutbeutel im Kühlschrank. Wartest du auf eine Lieferung?«, fragte Lucian, während er einen Beutel herausnahm.
»Meinen Blutvorrat bewahre ich in einem Kühlschrank in meinem Schlafzimmer auf. Meine Haushälterin ist eine Sterbliche, und mit ihr und Paul im Haus wollte ich nicht das Risiko eingehen, dass einer von ihnen hier an den Kühlschrank geht und dabei auf einen Vorrat an Blutkonserven stößt.«
»Und der Saft und die anderen Sachen?«, erkundigte sich Lucian und nahm noch einen zweiten Beutel aus dem Kühlschrank.
»Tarnung«, murmelte Armand. Er nahm den Beutel entgegen, den sein Bruder ihm
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