Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
ein Trümmerhaufen, und nachdem wir Elizabeths altes Zuhause und ihr Grab gesehen hatten, konnte Johnny tagelang nicht aufhören zu weinen.«
»Warum um alles in der Welt habt ihr diese Orte besucht?«, wunderte sich Eshe. »Oder seid ihr masochistisch veranlagt?«
»Später habe ich mir diese Frage auch gestellt. Als wir dort waren, schien es jedoch richtig zu sein. Aber es deprimierte uns dann doch so sehr, dass wir beide nach Kanada zurückkehren wollten. Also nahmen wir das nächste Schiff zurück, und als wir in Toronto ankamen, überlegten wir, was wir machen sollten. Eine Farm in der Nähe von Armand kaufen? Oder lieber eine, die weiter entfernt war, damit wir Althea nicht begegnen würden? Das war die große Frage. Wir hielten uns seit gut einer Woche in Toronto auf, als eines Tages eine Kutsche an uns vorbeifuhr und ich in Altheas Gesicht blickte. Sie hatte mich ebenfalls gesehen, und als ich mich zu Johnny umdrehte, musste ich feststellen, dass er in eine Bar gegangen war. Er hatte in der Zwischenzeit herausgefunden, dass zwar der Konsum von Alkohol bei einem Unsterblichen keine Wirkung zeigte, der gewünschte Effekt aber sehr wohl eintrat, wenn man einen betrunkenen Sterblichen biss. Und genau damit hatte er begonnen. Er spendierte Alkoholikern Drinks, nur um sich den Alkohol von ihnen zurückzuholen, indem er sie biss und auf diese Weise seinen Rausch erlebte. Ich ließ ihn in der Bar und folgte stattdessen der Kutsche bis zum Hotel, in dem sie abgestiegen waren. Da wartete ich dann, bis sie irgendwann nach draußen kam.« Agnes sah zu Eshe und zuckte mit den Schultern. »Ich wusste, früher oder später würde sie das Hotel verlassen, um sich einen Mann zu suchen, den sie vögeln oder beißen konnte. Sie war geradezu süchtig danach.«
Sie richtete den Blick wieder auf die Straße. »Lange musste ich nicht warten. Ich hatte mir einen Platz ausgesucht, von dem aus ich den Hoteleingang ebenso im Auge behalten konnte wie die Gasse, die hinter dem Gebäude verlief. Als sie also nach draußen kam, folgte ich ihr unauffällig. Sie sprach einen Mann an, mit dem sie dann in einem Hauseingang verschwand. Dort ließ sie sich von ihm gegen die Wand gedrückt durchvögeln, während sie ihn biss. Ich dachte, danach würde sie ins Hotel zurückkehren, aber sie war wohl immer noch hungrig. Sie suchte sich noch insgesamt drei Männer, mit denen sie dieses Spiel wiederholte, erst dann ging sie wieder zum Hotel.« Agnes unterbrach sich kurz. »Hm, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann glaube ich, sie hatte tatsächlich ein Problem. Sie muss … wie sagt man dazu … nymphoman veranlagt gewesen sein.«
»Hört sich so an«, stimmte Eshe ihr zu. Vier Männer in einer Nacht zu beißen war nichts Ungewöhnliches, aber mit jedem dieser Männer auch noch Sex zu haben, das war dann doch ein bisschen zu viel des Guten.
»Auf jeden Fall folgte ich ihr ins Hotel bis zu ihrem Zimmer hinauf. Eigentlich hatte ich nur vor, mit ihr Frieden zu schließen. Johnny und ich vermissten Armand, und wir wollten den Kontakt zu ihm wieder aufnehmen. Er war alles, was uns an Familie noch geblieben war. Und wir wollten auch, dass es für Nicholas einfacher war, uns zu besuchen, was in Gegenwart von Althea immer etwas unangenehm war. Ich dachte, wenn ich es ihr so erkläre, dann könnten wir uns vielleicht darauf einigen, wenigstens höflich miteinander umzugehen.«
»Ich nehme an, sie war nicht gerade zugänglich«, bemerkte Eshe trocken. Nach allem, was sie über Althea gehört hatte, lagen ihr die Gefühle anderer nicht besonders am Herzen.
Agnes schnaubte verächtlich. »Kaum hatte sie die Tür aufgemacht, beschimpfte sie mich auch schon aufs Übelste. Wir seien Schmarotzer, wir gehörten nicht mehr zu Armands Familie, er gehöre ihr ganz allein. Wir sollten uns aus dem Staub machen und nie wieder blicken lassen und so weiter und so fort.« Mit finsterer Miene schaute sie durch die Windschutzscheibe auf die Straße. »Ich war stocksauer auf sie, und wenn jemand es zu sehr auf die Spitze treibt, dann kann ich schon mal die Beherrschung verlieren. Ich dachte nicht mehr darüber nach, was ich da tat, sondern zückte einfach mein Messer und ging auf sie los.«
»Trägst du immer noch ein Messer bei dir?«, fragte Eshe überrascht.
»Ich trage immer ein Messer bei mir«, antwortete sie. »Man weiß nie, wann man es mal gebrauchen kann. So wie MacGyver.«
Eshe musste grinsen. »Was hast du denn mit MacGyver zu schaffen?«
»Ich sehe
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