Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
ungefähr zwei Wochen bei ihm bleiben sollte, daher vermutete sie, er wollte einen neuen Sterblichen erst dann auf die Farm holen, wenn sie abgereist war. Dann war das Risiko geringer, dass er etwas darüber herausfand, für wen er eigentlich arbeitete. Aber es bedeutete auch, dass Armand nicht davon ausging, sie länger als ebendiese zwei Wochen in seinem Leben zu haben. Das war ein Punkt, der sie ziemlich beunruhigte.
Eshe nippte an ihrem Wein und zwang sich dazu, ihre Gedanken auf ihren Auftrag zu konzentrieren. »Und was ist mit Unsterblichen? Du hast doch bestimmt von Zeit zu Zeit Besucher. Alte Freunde, die du noch aus England kennst, oder solche, die du erst hier kennengelernt hast. Mrs Ramsey sprach von Agnes und John, richtig?«
Er nickte bestätigend, während er von seinem Steak ein Stück abschnitt. »Agnes und John kommen so ungefähr einmal die Woche vorbei, um nach mir zu sehen. Ich bin der einzige Verwandte, den sie noch haben. Sie sind Susannas Geschwister, und bis zu ihrer Wandlung waren sie genauso Sterbliche wie Susanna. Der Rest der Familie ist seit Langem tot, und Susanna natürlich auch. Daher bin ich für sie alles, was ihnen geblieben ist.«
»Wie wurden sie denn gewandelt?«, wollte Eshe mit einer Mischung aus Überraschung und Sorge wissen. »Das war doch nicht etwa dein Werk, oder?«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte er lachend. »Ob ich nun sein Bruder bin oder nicht, Lucian würde mir den Kopf abreißen, wenn ich gegen unsere Gesetze verstoßen würde.«
»Aha«, sagte sie und atmete erleichtert auf, hakte dann aber verwundert nach: »Dann hatten sie sich also als Lebensgefährten für andere Unsterbliche entpuppt?«
»Nein.« Armand schüttelte den Kopf, seufzte leise und griff wieder nach dem Weinglas. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, erklärte er: »Ihre Geschwister waren Susanna sehr wichtig, von daher war es ganz normal, dass sie sie nicht verlieren wollte. Also stellte sie sie jedem ungebundenen Unsterblichen vor, der bei unserer Hochzeit zu Gast war, in der Hoffnung, es würde sich jemand finden, der als ihr Lebensgefährte infrage kam. Aber damals lebten wir noch viel weiter verstreut als heute, und nur wenige hielten sich in einer Entfernung auf, die es ihnen möglich machte, zur Hochzeit zu kommen.«
Eshe nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Vor der Erfindung der ersten Blutbank waren sie gezwungen gewesen, sich von Sterblichen zu ernähren, also mussten sie Freunde, Nachbarn, Diener und Bauern beißen. Hielten sich zu viele Unsterbliche in einem Gebiet auf, bedeutete das, dass zu viele Sterbliche gebissen werden mussten, und das erhöhte das Risiko, entdeckt zu werden. Um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten, lebten höchstens ein oder zwei Unsterbliche in einem bestimmten Gebiet, was auch erklärte, dass es ihren Vater Castor nach Afrika verschlagen hatte, wo er dann seiner Lebensgefährtin, Eshes Mutter, begegnet war.
»Ich hielt sie nicht davon ab, für die beiden Lebensgefährten zu suchen«, fuhr Armand fort. »Ich wusste, die Chancen waren nur gering, aber ich war davon überzeugt, dass sie sich mit der Zeit an den Gedanken gewöhnen würde, die beiden irgendwann zu verlieren.«
»Aber den Gefallen tat sie dir nicht, oder?«, fragte Eshe.
»Sie bekam gar nicht die Gelegenheit dazu. Kurz nach unserer Hochzeit wurde Agnes krank. Heute vermute ich, dass es Leukämie war, aber damals hatte die Krankheit noch keinen Namen. Susanna erfuhr davon und machte sich auf den Weg ins Kloster, um sie zu besuchen.«
»Ins Kloster?«
»Ja, sie war Nonne«, antwortete er leise.
Die Tatsache, dass Susanna versucht hatte, einen Lebensgefährten für ihre Schwester zu finden, die Nonne war, verblüffte Eshe, aber sie bedeutete ihm weiterzureden.
»Das Kloster war nicht weit von unserem Haus entfernt, und ich erwartete sie noch am gleichen Abend zurück. Aber sie kam erst am Tag darauf heim – in Begleitung einer vor Leben strotzenden Agnes.«
»Sie hat sie gewandelt?«, folgerte Eshe zögerlich.
Armand nickte und verzog den Mund. »Ich hatte ihr von unseren Gesetzen erzählt, die besagen, dass jeder Unsterbliche nur einen Sterblichen wandeln darf und dass wir nur alle hundert Jahre ein Kind bekommen dürfen. Da sie nicht tatenlos zusehen konnte, wie ihre Schwester praktisch vor ihren Augen starb, nahm sie ihre eine Gelegenheit wahr und wandelte sie.«
Die meisten Unsterblichen nutzten diese eine Chance, um einen Lebensgefährten zu wandeln,
Weitere Kostenlose Bücher