Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
damit der Kellner genügend Platz hatte. Ihr Blick blieb dabei aber auf Armand gerichtet. Dass sie auf Annie zu sprechen gekommen war, hatte ihn offensichtlich aus der Ruhe gebracht. Es schien so, als wäre er bislang der festen Überzeugung gewesen, es habe sich um einen Unfall gehandelt. Und nun auf einmal waren durch Eshes Bemerkung Zweifel daran geweckt worden. Seine Reaktion »Aber das war ein Unfall« war allerdings interessant. Diese Worte konnten bedeuten, dass er wusste oder vermutete, bei den Todesfällen seiner Ehefrauen könnte es sich um etwas anderes gehandelt haben als um die tragischen Unfälle, die sie auf den ersten Blick zu sein schienen. Das würde auch erklären, warum er so zurückgezogen von der Gesellschaft und seiner Familie lebte. Vielleicht versuchte er, sie alle zu beschützen, indem er sie von den Gefahren fernhielt, die all jenen zum Verhängnis zu werden schienen, die ihn liebten.
Bevor Armand ihr erzählt hatte, wie die Frauen gestorben waren, hätte sie es für möglich halten können, dass ihm diese Worte rausgerutscht waren und er nur zu gut wusste, dass seine Ehefrauen nicht durch Unfälle ums Leben gekommen waren, weil er ihren Tod verursacht hatte. Nun aber wusste sie, dass er bei zwei der Fälle nicht einmal in der Nähe war, als die Frauen starben. Bei Susannas Tod war er mehrere Tagesritte entfernt am Hof gewesen, und Althea hatte sich mit ihren Eltern in einem Hotel in Toronto aufgehalten, als sie von Flammen eingeschlossen wurde.
In Anbetracht dieser Tatsache konnte Eshe sich nur wundern, warum Lucian sich auch nur einen Moment lang Sorgen darüber gemacht hatte, Armand könnte etwas mit dem Tod seiner Ehefrauen zu tun haben. Vermutlich hing das mit seinem Zwillingsbruder Jean Claude zusammen, der seine Familie auf schändlichste Weise behandelt und sogar gegen die Gesetze verstoßen hatte, indem durch ihn Sterbliche zu Tode gekommen waren. Eshe wusste, dass Lucian sich die größten Vorwürfe machte, nichts vom Verhalten seines Bruders mitbekommen und dessen Treiben kein Ende gesetzt zu haben. Wahrscheinlich wollte er bei Armand diesen Fehler nicht wiederholen, aber wenigstens konnte sie ihm mitteilen, dass dieser als Täter nicht infrage kam. Allerdings hieß das auch, dass sie nun woanders nach den Antworten suchen musste.
Während sie zum Besteck griff und ein Stück von ihrem Steak abschnitt, überlegte sie, an wen sie sich für diese Antworten wenden konnte. Doch schon wenige Sekunden später waren diese Gedanken vergessen, da sie fast vor Begeisterung laut aufgestöhnt hätte, als das wundervolle Aroma des blutigen Steaks sich explosionsartig in ihrem Mund ausbreitete. Sie hatte vergessen, wie verdammt gut Essen schmecken konnte. Nein, korrigierte Eshe sich selbst, sie hatte es keineswegs vergessen, vielmehr war es nach Orions Tod so gewesen, dass Speisen für sie jeglichen Geschmack verloren hatten, so als wären ihre Geschmacksnerven binnen kürzester Zeit verkümmert, sodass alles fade und uninteressant schmeckte. Sie war froh, ihren Geschmackssinn wiedererlangt zu haben, was ihr umso deutlicher wurde, als sie von der gefüllten Folienkartoffel probierte.
Eine Weile aßen sie schweigend, wobei Armand irgendwelchen Gedanken nachzuhängen schien, während Eshe darüber nachdachte, an wen sie sich als Nächstes wenden sollte, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Wer immer derjenige auch sein mochte, der in Wahrheit für die Todesfälle verantwortlich war, musste Armands Leben schon seit langer Zeit begleiten und sich vor allem immer in dessen Nähe aufgehalten haben. Sie hatten zur Hälfte aufgegessen, als Eshe schließlich fragte: »Gibt es eigentlich außer Mrs Ramsey noch jemanden, von dem ich wissen sollte, dass er sich regelmäßig auf der Farm aufhält?«
Armand schwieg so lange, dass sie fast glaubte, er habe ihre Frage gar nicht gehört, doch dann entgegnete er: »Mrs Ramsey ist die einzige Sterbliche, die du auf der Farm antreffen wirst. Die Sache mit Paul hat sich ja erledigt.«
»Wirst du dir jemand anderen suchen?«, fragte sie neugierig, da sie fand, dass er noch weniger Schlaf bekam als sie, seit er die Arbeit erledigen musste, die bislang Pauls Aufgabe gewesen war. Soweit sie das beurteilen konnte, hatte er sogar überhaupt nicht mehr geschlafen.
»Nicht sofort«, entschied er und trank einen Schluck Wein. »Damit werde ich noch ein paar Wochen warten.«
Ein paar Wochen, bis sie wieder weg sein würde. Lucian hatte ihm gesagt, dass sie für
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