Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
hat, für die ich sie hier angeblich unterbringen muss. Danach wird er sie wegschicken wollen, weil er um ihre Sicherheit besorgt ist. Wenn er wüsste, dass sie in Wahrheit hier ist, um ebendiesen Morden auf den Grund zu gehen, würde er sie auf der Stelle wegschicken.«
»Er würde Eshe nicht wegschicken!«, widersprach ihm Leigh sofort. Eshe begann allmählich zu glauben, dass diese Frau ihre Gedanken las und alles aussprach, was sie dachte. »Die beiden sind Lebensgefährten. Man schickt seine Lebensgefährtin nicht einfach weg.«
Lucian sah Eshe fragend an. »Hat er von einer gemeinsamen Zukunft mit dir gesprochen? Oder was ihr beide machen werdet, wenn die zwei Wochen vorüber sind?«
Eshes Augen wurden immer größer, als sie begriff, dass er genau das nicht getan hatte. Sie konnte sich vielmehr sogar daran erinnern, wie er davon gesprochen hatte, dass sie ja in zwei Wochen wieder abreisen werde. Da hatte sie das nur für einen Versprecher gehalten.
Lucian nickte grummelnd, als er die Antwort in ihrem Kopf las. »Deshalb wollte ich auch nicht, dass du ihm den wahren Grund verrätst, als du mich neulich am Telefon gefragt hast. Dann hätte er dich sofort in seinen Pick-up verfrachtet und dich nach Toronto gefahren, um dich bei mir vor der Tür abzusetzen. Danach hätte er irgendwo eine neue Farm gekauft und dir seine Adresse nicht genannt, damit du ihn nicht ausfindig machen kannst. Oder er wäre nach Europa gegangen, nur damit du in Sicherheit bist. Eine Lebensgefährtin hat er bereits verloren, und er wird es garantiert nicht riskieren, dass das noch einmal passiert.«
Dieser verdammte Mistkerl, dachte Eshe aufgebracht. Lucian hatte völlig recht. Armand glaubte, er könnte sie nach zwei Wochen einfach wegschicken, als wäre sie nur ein Urlaubsflirt. Aber da hat er sich gründlich verrechnet.
Die Tür zu ihrem Zimmer ging auf, und zu Eshes großer Erleichterung kehrte Anders mit einem halben Dutzend Blutkonserven zurück. Während der Tropf bei ihr keinerlei Wirkung gezeigt hatte, genügte bereits der Anblick dieser für sie bestimmten Beutel, dass ihre Fangzähne ausfuhren. Sie versuchte, den Schmerz zu unterdrücken, den diese Reaktion hervorgerufen hatte. Dann hob sie den Kopf ein klein wenig an und machte einfach den Mund auf. Lucian trat zur Seite und wollte für Anders Platz machen, aber Leigh nahm ihm kurzerhand einen Beutel ab und drückt ihn gegen Eshes Zähne.
»Entschuldige«, murmelte sie, als Eshe zusammenzuckte, da der Beutel auf der verbrannten Gesichtshaut ebenfalls Schmerzen auslöste. Eshe konnte nicht erwidern, dass es halb so schlimm war, daher hoffte sie, dass Leigh diese Antwort in ihren Gedanken las.
»Alles in Ordnung?«, fragte Leigh, als der Beutel leer war und sie ihn von Eshes Zähnen zog.
Eshe brachte nur ein Ächzen hervor und gab ihr Zeichen, die nächste Konserve folgen zu lassen. Lucian nahm Anders einen zweiten Beutel aus der Hand und reichte ihn weiter. »Mach keine Pausen. Gib ihr einen Beutel nach dem anderen.« Er ließ sich von Anders auch den Rest geben und sagte zu ihm: »Hol die Medikamente, die ich dir mitgegeben habe. Sobald sie den letzten Beutel ausgetrunken hat, muss sie ein Schlafmittel bekommen.«
»Wieso denn das?«, wunderte sich Leigh.
»Weil ihr Körper so sehr geschädigt wurde, dass es einer Wandlung gleichkommt«, erklärte er mit finsterer Miene. »Es ist besser, wenn sie das nicht in wachem Zustand erlebt.«
Leigh schaute entsetzt drein, während Eshe keineswegs überrascht war. Sie lebte schon seit langer Zeit, und es war nicht das erste Mal, dass sie eine Verletzung erlitten hatte. Je schlimmer die Verletzung, umso schmerzhafter die Heilung, und sie konnte jetzt schon spüren, wie ihr ganzer Körper reagierte, obwohl die Nanos gerade erst mit ihrer Arbeit begonnen hatten. Es fühlte sich an, als würde sie von Millionen Bienen gestochen, die es irgendwie geschafft hatten, in ihren Blutkreislauf zu gelangen. Wenn sie den letzten der sechs Beutel bekam, würde sie sich vermutlich fühlen, als wäre sie innerlich aufgefressen worden. Aber das musste sie über sich ergehen lassen, schließlich wollte sie geheilt werden. Sie musste wieder auf die Beine kommen und herausfinden, wer den Schuppen in Brand gesteckt hatte. Außerdem würde sie nicht zulassen, dass Armand sie aus seinem Leben drängte, nur weil er um ihr Wohlergehen besorgt war. Und sie würde auch nicht die Gefahr eingehen, dass er bei einem Anschlag auf sie mit ums Leben kam, so
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