Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
John nichts weiter als ein besoffener Idiot.«
Eshe sah Cedrick mit großen Augen an. John hatte zwar davon gesprochen, dass er als Sterblicher gern getrunken hatte, aber sie hatte diesen Worten nicht entnommen, dass er ein Trinker war. Aber andererseits gab es für ihn auch keinen Grund, ihr so etwas anzuvertrauen. Sie sah zu Bricker, der genauso überrascht zu sein schien wie sie. Er hörte auf, die Beutel aus dem Kühlschrank zu nehmen, sondern legte sie wieder zurück, schloss die Tür und drehte sich um, damit er aufmerksamer zuhören konnte.
Eshe richtete ihren Blick wieder auf Cedrick, dann ging sie mit ihrer Blutkonserve zum Tisch, setzte sich und fragte: »Was hat ihn denn zum Alkohol getrieben?«
»Gar nichts«, gab Cedrick zurück und setzte sich gemeinsam mit Bricker zu ihr. »Er war nur der zweitgeborene Sohn ohne Verantwortung und ohne Zukunftsaussichten und mit einer Vorliebe für alles Alkoholische.«
»Hm«, machte Eshe und drehte den Blutbeutel nachdenklich in ihren Händen hin und her.
»Und er war der Tochter eines benachbarten Adligen versprochen«, fügte Cedrick hinzu. »Die Kleine hätte es auch besser antreffen können, aber sie und John waren völlig vernarrt ineinander, und ihr ursprünglicher Verlobter war verstorben, als sie noch ein Kind war. Deshalb erklärte ihr Vater sich mit der Heirat einverstanden. Bis zur Hochzeit waren es noch gut drei Monate, als John zur Burg kam, um herauszufinden, warum Agnes nicht mehr im Kloster war. Und dann ging er auf diese nächtliche Jagd, bei der er sich das Genick brach.« Cedrick presste einen Moment lang die Lippen zusammen. »Als wir losritten, war er noch nüchtern, aber in seiner Satteltasche befand sich ein Weinschlauch voll mit Whiskey. Ich erwischte ihn ein paar Mal dabei, wie er einen Schluck trank, und ich gab zu bedenken, dass es nicht ratsam sei, sich während einer Jagd zu betrinken. Aber er lachte nur und behauptete, der Whiskey würde ihn wärmen.« Cedrick stieß angewidert den Atem aus. »Ich versichere euch, der Kerl war mehr als nur volltrunken, als er von seinem Pferd fiel und sich das Genick brach.«
»Und Agnes hat ihn daraufhin gewandelt«, fügte Eshe hinzu.
»Ja, dumm wie sie war. Ich hielt es damals für eine völlige Vergeudung.«
»Und heute?«, hakte Eshe nach.
Cedrick zuckte mit den Schultern. »Die Wandlung hat ihn vom Alkohol weggebracht. Alkohol zeigt bei ihm keine Wirkung mehr, und Armand hat uns alle dazu verpflichtet, ihm gegenüber kein Wort davon zu erwähnen, was mit uns passiert, wenn wir das Blut eines Betrunkenen schlucken. Ich bin mir sicher, er hat es inzwischen herausgefunden, aber seit Susannas Tod hat er keinen Tropfen mehr angerührt.« Er schürzte die Lippen und fuhr fort: »Vermutlich aus Schuldgefühl. Wäre er nicht zu diesem Gasthof geritten, dann hätte er vielleicht mitbekommen, wie das Feuer ausbrach, und Susanna würde vielleicht heute noch leben.«
Eshe nickte.
»Und was wurde aus seiner Verlobten?«, wollte Bricker wissen.
»Ach ja«, gluckste Cedrick und schnalzte mit der Zunge. »Armand warnte ihn, er solle warten, bis er die Fähigkeit erlernt hatte, die Gedanken anderer zu lesen, um sich zu vergewissern, ob sie seine Lebensgefährtin war. Aber er liebte sie immer noch und er hätte sie auf der Stelle geheiratet, wenn sie dazu bereit gewesen wäre.«
»Was sie aber nicht war, richtig?«, folgerte Eshe.
»Ganz und gar nicht. Er ging zu ihr und erklärte ihr ohne Umschweife, was aus ihm geworden war. Die junge Frau war sehr fromm, so wie die meisten Menschen zu der Zeit, und als sie vernahm, was er ihr erzählte, blieb ihr fast das Herz stehen. Für sie war er nichts anderes als eine Ausgeburt des Teufels, und sie konnte sich gar nicht schnell genug vor ihm in Sicherheit bringen. Wäre ich nicht dabei gewesen, hätte sie es ihrem Vater erzählt, und dann wäre das ganze Dorf gegen uns vorgerückt, um uns zu pfählen und unsere Leiber zu verbrennen.«
»Du warst auch dort?«, fragte Eshe erstaunt.
Cedrick nickte. »Armand hat sich noch nie etwas vormachen lassen. John hatte ihm zwar versprochen, mit der Hochzeit zu warten und sich nicht zu erkennen zu geben, solange er sie nicht lesen konnte und er nicht in der Lage war, notfalls ihre Erinnerungen zu löschen. Aber Armand traute ihm nicht über den Weg, deshalb schickte er mich hinter ihm her. Ich löschte ihre Erinnerung und verankerte stattdessen in ihrem Bewusstsein einen schrecklichen Streit mit John, der sie zu der
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