Argeneau Vampir 16 - Der Vampir in meinem Bett
als sie sich umdrehte, blickte sie in Zanipolos Gesicht. Der sah sie mit ernster Miene an, dabei fiel ihr ein, was Julius ihm eben noch zugerufen hatte. »Oh, du musst nicht mit mir tanzen.«
»Sei nicht albern. Es ist mir immer ein Vergnügen, mit einer schönen
Frau
zu tanzen«, erwiderte er und zog sie mit sich zur Tanzfläche.
»Aha«, seufzte sie leise.
Ein langsames Stück wurde gespielt, aber Carolyn wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte, weil sie schon so lange nicht mehr zu solcher Musik getanzt hatte. Robert hatte sich immer geweigert zu tanzen, und es war eine Weile her, seit sie Brent das letzte Mal zu irgendeiner Veranstaltung mitgenommen hatte, wo getanzt wurde. Als Zanipolo sie nun in die Arme nahm, war sie zunächst völlig verkrampft.
»Entspann dich«, forderte er sie auf. »Ich bin ein guter Tänzer. Ich tanze oft … mit
Frauen
. Weil ich Frauen mag. Sehr sogar.«
Carolyn sah ihn ein wenig ratlos an. »Aha. Das ist schön … denke ich.«
»Das ist es auch«, versicherte er ihr. »Gefällt dir mein neuer Haarschnitt?«
Sie betrachtete seinen Bürstenhaarschnitt, der ihm wirklich gut stand, und nickte zustimmend. »Sieht gut aus.«
»Sehr männlich«, betonte er. »Und kein bisschen schwul.«
»So, so.« Sie biss sich auf die Lippe, um nicht darüber zu lachen, dass er noch immer in Sorge um sein Image war, nur weil sie ihn für den Schwulen in der Band gehalten hatte. Entspannt tätschelte sie seinen Arm. »Keine Sorge, Zanipolo. Gia hat dich nur ein bisschen auf den Arm genommen. Ich habe nie behauptet, dass ich dich für schwul gehalten habe«, versicherte sie ihm. »Ich weiß nicht mal, woher sie wissen will, dass ich das gedacht habe. Ich habe es schließlich nicht laut ausgesprochen.«
Zanipolo hatte sich eben erst ein wenig entspannt, da bewirkten ihre letzten Worte das genaue Gegenteil. Innerlich verfluchte sich Carolyn, dass sie überhaupt etwas gesagt hatte.
»Ich meine … ach vergiss es einfach. Ich wollte nur …« Da sie nicht wusste, wie sie den angerichteten Schaden wiedergutmachen sollte, räusperte sie sich und fragte stattdessen: »Wieso ist Julius mit Christian weggegangen?«
Nach kurzem Zögern hellte sich seine Miene auf, und er antwortete: »Julius hat gesehen, wie er einem der Kellner zugezwinkert hat. Ganz bestimmt will er jetzt dafür eine Erklärung hören.«
»Oh weh«, hauchte Carolyn und sah beunruhigt in Richtung Toiletten.
»Nein, das hat vielleicht auch sein Gutes«, besänftigte Zanipolo sie. »Vielleicht wird Christian jetzt die Wahrheit sagen, und dann muss er nicht länger dich vorschieben und dich damit in Verlegenheit bringen.«
Carolyn zog die Stirn in Falten. Einerseits wäre sie erleichtert, nicht länger sein Versteckspiel mitmachen zu müssen, andererseits war sie in großer Sorge um Christian, weil sie nicht einschätzen konnte, wie Julius auf die Offenbarung reagieren würde. Wenn er wirklich so gegen Homosexualität eingestellt war, dann … dann würde es für Christian zumindest sehr unangenehm werden. Aber es war auch nicht auszuschließen, dass die beiden aufeinander losgingen. Abrupt blieb sie stehen. »Du musst nach Christian sehen!«
»Julius hat gesagt, ich soll mit dir tanzen.«
Ungläubig stöhnte sie auf. Welche Macht besaß dieser Julius nur über all diese Leute, dass sie ihm widerspruchslos gehorchten? Sie löste sich aus Zanipolos Armen und erklärte: »Du kannst Julius doch sagen, dass ich mich geweigert habe. Was ich hiermit auch tue. Jetzt kannst du nach Christian sehen, andernfalls marschiere ich selbst in die Herrentoilette und vergewissere mich, dass mit ihm alles in Ordnung ist.«
»Schon gut, ich gehe ja. Aber nur, weil ich gute Neuigkeiten überbringen kann«, ließ Zanipolo sie wissen, als er sie an den Tisch zurückbrachte. Sie machte sich nicht die Mühe zu fragen, welche guten Neuigkeiten er denn meinte, sondern lächelte nur, weil sie froh darüber war, dass Christian nun Unterstützung erhielt.
»Wenn die Leidenschaft doch so stark ist, dann wird sie mir bestimmt nicht widerstehen können«, murmelte Christian und ging vor den Waschbecken auf und ab. Seine Gedanken überschlugen sich bei der Suche nach einem Vorwand, warum er zurück an den Tisch gehen und Carolyn auf der Stelle mitnehmen und mit ihr zurück ins Resort fahren sollte.
Aber das Resort war so weit von diesem Club entfernt, das würde alles viel zu lange dauern. Bestimmt gab es hier in der Nähe ein Hotel, in dem sie
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