Arglist: Roman (German Edition)
ein stadtbekannter Mistkerl war, warum sollte er mit Freddie über Rudy reden?«
»Treffer«, gab Decker zu, »aber Freddie hat mir auch erzählt, dass Ben Little Cal J zu Hilfe kam. Vielleicht hat Cal Senior deshalb nichts unternommen. Irgendwann war die Sache geklärt, und Rudy wurde von der Schule verwiesen. Und da Arnie Lamar meinte, Big Cal sei von der Homosexualität seines Sohnes nicht gerade begeistert gewesen, könnte ich verstehen, wenn Cal Senior jemand anderen die Sache klären ließ.«
»Falls Little Banks rausgeschmissen hat«, sagte Oliver, »dann hätte Banks einen guten Grund, ihn zu hassen.«
»Aber Banks war schon seit fünf Jahren weg von der North Valley«, erwiderte Marge. »Er war ein Punkrock-Star! Warum sollte er so lange warten, um Little zu töten?«
»Vielleicht hatte er endlich genug Geld angehäuft, um für den Mord zu bezahlen«, sagte Decker.
Marge malte Diagramme auf. »Banks quält Cal J, Little schmeißt Banks von der Schule. Dann tötete Banks Little … und fünfzehn Jahre später begeht Cal Senior Selbstmord?«
»Ach ja, ich habe mit Detective Shirley Redkin über den Selbstmord geredet. Die Todesursache gilt als ungeklärt.« Als seine beiden Kollegen aufblickten, setzte Decker zu einer Erklärung an: »Inoffiziell glaubt sie, dass die Gerichtsmedizin sich alle Türen offen halten will, falls noch andere Informationen ans Licht kommen.«
Im Büro war es einen Moment lang still. »Könnte Rudy von der Wiederaufnahme des Falls erfahren und darum Cal Senior ermordet haben?«, fragte Oliver schließlich.
Decker zuckte mit den Achseln.
Marge schüttelte den Kopf. »Na ja, wir haben Banks nie von Angesicht zu Angesicht befragt.«
»Ich habe mit ihm geredet.«
»Für wie lange?«
»Ungefähr fünf Minuten.«
»Hiermit schließe ich mein Plädoyer ab«, entgegnete Marge. »Wir scheinen ihn zu unserem geeigneten Prügelknaben zu machen.«
»Sein Name taucht eben immer wieder auf«, erwiderte Oliver.
»Wie wär’s damit?«, fragte Decker. »Freddie hat mir berichtet, dass Rudy als Drogenbeschaffer in der Schule tätig war. Ich habe gerade mit Liam O’Dell gesprochen, der mir sagte, Rudy besorgte auch die Drogen für die Band.«
»Banks war ein Drogenkurier, und Darnell war ein Drogenkurier«, sagte Oliver. »Das ist die Verbindung zwischen den beiden. Als Arlington wegen Drogenhandels angezeigt wurde, bekam Ben Little Wind von Banks’ Geschäften. Irgendwie hat er es geschafft, Arlingtons Anzeige unter den Tisch fallen zu lassen, weil er Arlington mochte. Aber Banks lag ihm lange nicht so am Herzen. Er gefährdete Rudys Geschäfte, also ließ Banks ihn umbringen.«
»Du gehst davon aus, dass Rudy immer noch an der North Valley Geschäfte machte, als Darnell auf die Schule kam«, gab Marge zu bedenken.
»Das Revier ist nicht so groß, und Darnell wäre perfekt für den Kurierjob. Dann wurde Darnell erwischt, und Little wurde zu einer Bedrohung. Rudy trug Darnell auf, die Sache in Ordnung zu bringen. Dann war Darnell schon weggezogen, aber es gab ja noch seine Freunde. Vielleicht hat er einen seiner Lakaien angeheuert, den Mord zu begehen.«
Decker sah skeptisch aus. »Wenderhole und Josephson wurden befragt. Sie hatten beide ein Alibi.«
»Und warum hat Vitton Rudy nicht verhaftet, wenn er ihn verdächtigte, mit Drogen zu handeln?«, wollte Marge wissen.
»Wahrscheinlich hatte er keine Beweise«, meinte Oliver. »Genauso, wie wir keine Beweise haben.«
Marge hielt einen Finger hoch. »Oder Rudy hatte etwas gegen Cal Senior in der Hand. Etwas, was wichtig genug war, um Cal Senior zurückzuhalten.«
»Zum Beispiel?«, fragte Oliver. »Dass Cal J schwul ist?«
»Freddie deutete an«, sagte Decker, »Cal Juniors Schwulsein sei auch schon vor seinem Coming-out ziemlich offensichtlich gewesen.«
»Jeder wusste also davon?«, hakte Marge nach.
»Es klang für mich so«, erläuterte Decker, »als hätte niemand darüber geredet, aber trotzdem schlich es sich in Cal Seniors Bewusstsein ein.«
»Hast du mit Cal J gesprochen?«
»Ich will versuchen, mit ihm zu reden, bevor er nach San Francisco abreist. Übrigens, das Blut aus Banks’ Wohnung passt nicht zu Ekerling.«
Marge verzog das Gesicht. »Also haben wir noch eine Leiche mehr?«
»Ich wünschte, wir hätten noch eine Leiche«, sagte Decker. »Alles, was wir tatsächlich haben, sind Blutspuren. Ich habe keine Ahnung, von wem oder wie alt das Blut ist. Wann triffst du dich mit Wenderhole?«
»Heute
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