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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gleichzeitig als Bürostuhl. Keine Gelegenheit weit und breit, ihren Hintern zu parken. Also lehnte sie sich wieder gegen die Wand. »Danke, dass Sie Zeit für mich haben, Mr. Wenderhole.«
    »Jervis reicht.« Er drehte sich ganz zu ihr um, bis er ihr direkt gegenüber war. »Hatten Sie Gelegenheit, sich umzuschauen?«
    »Kaum, aber ich wollte auch niemanden stören.«
    »Bei dem ganzen Krach hier glaube ich nicht, dass das jemandem aufgefallen wäre.« Wenderhole lächelte. »Was halten Sie von dem, was Sie gesehen haben?«
    »Ich finde, Sie erreichen viel mit begrenzten Mitteln.«
    Der Mann nickte. » Sehr begrenzten Mitteln.«
    »Meine Tochter geht auf die Cal Tech. Sie arbeitet in einer Gruppe mit, die alte Computer auf Vordermann bringt und sie dann anerkannten Organisationen spendet. Meistens sind wir die Empfänger. Das LAPD ist ziemlich schlecht ausgerüstet. Ich kann Ihre Adresse an sie weitergeben, wenn Ihnen das recht wäre.«
    »Danke, Sergeant, aber es würde uns nicht groß weiterhelfen. Alles, was wir nicht an der Wand oder am Boden befestigen können, wird am Ende gestohlen. Ich persönlich hätte jedoch nichts gegen einen Laptop einzuwenden.«
    Marge lächelte. »Ich sage ihr Bescheid.«
    »Cal Tech...« Wenderhole schüttelte den Kopf. »Sie muss ein Genie sein.«
    »Stimmt, aber das liegt nicht an mir. Sie ist adoptiert.«
    »Ist sie Asiatin?«
    Marge brauchte einen Moment, bis sie antwortete. »Sie glauben, sie sei asiatischer Abstammung, weil sie auf die Cal Tech geht?«
    Jetzt lächelte Wenderhole. »Rassistisch, stimmt’s? Und?«
    »Sie ist Chinesin. Sie wurde als Jugendliche Vollwaise, und ich hatte Glück.«
    »Klischees fallen nicht vom Himmel.« Wenderhole lehnte sich zurück, wobei seine Schultern zusammensackten. »Geographisch gesehen, bin ich nicht gerade weit von zu Hause weggekommen. Ich wurde ungefähr einen Kilometer südlich von hier geboren. Als ich ein Teenager war, bot die Schulbehörde von Los Angeles ein Freiwilligen-Programm an, das Busfahrten zu besseren Schulen organisierte. Das Los brachte mich auf die North Valley, zusammen mit Darnell Arlington und Leroy Josephson. Wir waren ein elendes Trio – fehl am Platz, falsch beraten und schlecht behandelt. Nachdem Darnell verlegt wurde, blieben Leroy und ich nicht lange dabei. Wir gingen in der zehnten Klasse ab, aber keiner von uns beiden beichtete das seiner Mutter, denn wir wussten, wie man gute Gelegenheiten nutzte. In diesem weißen Viertel konnten wir viel leichter Hasch verkaufen. Für eine Weile waren wir die einzige Nummer in der Gegend.«
    »Sie verkauften Drogen. Wer hat Sie damit versorgt?«
    »Darnell kümmerte sich um fast alles. Nachdem er geschnappt – und verlegt – wurde, verfrachtete man Leroy und mich auch wieder nach Hause. Dann wurde Leroy niedergeschossen, und ich nahm eine Kugel mit und war gelähmt. Ich hätte wahrscheinlich immer so weitergemacht, wenn mich diese Kugel nicht gestoppt hätte. Wahrscheinlich wäre es mir wie Leroy ergangen.«
    »Wie lange haben Sie für den Sinneswandel gebraucht?«
    »Sie meinen, vom Gangsta zum verlässlichen Bürger?« Er dachte einen Moment lang nach. »Ich mache meine Arbeit jetzt seit sieben Jahren. Aber psychologisch hat es länger gedauert, mich daran zu gewöhnen, einfach weil ich mich in so vielen dieser Kids hier wiedererkenne.«
    Marge zückte ihren Notizblock. »Sie sagten, Sie fühlten sich auf der North Valley fehl am Platz, schlecht behandelt und...«
    »Falsch beraten.«
    »Ja, falsch beraten. Hat niemand versucht, Ihnen zu helfen?«
    »Niemand.«
    »Und was ist mit Bennett Little? Er schien doch immer eine Hand ausgestreckt zu haben.«
    Wenderhole starrte sie an. »Dr. Bens Projekt war Darnell, nicht ich. Ich nehme mal an, in seinen Augen war ich ein hoffnungsloser Fall. Oder... vielleicht hat er versucht, mir zu helfen, aber ich habe ihn nicht gehört – nicht wirklich hingehört. Seine Worte waren ein einziges weißes Rauschen.«
    »Und warum?«
    »Weil ich stinksauer war und zugedröhnt. Ich habe weder auf meine Oma noch auf meine Mutter, meinen Pfarrer oder auf meinen Jugendberater gehört. Und da wollte ich ganz bestimmt nicht wissen, was mir irgendein weißer Pisser zu sagen hatte.« Er lächelte. »Ich war so ein dämliches Arschloch damals. Obwohl ich fast immer die Schule geschwänzt habe, hatte ich bei meinem Eignungstest fürs College fast 1100 Punkte. Wäre ich mit einer anderen Hautfarbe geboren oder in einem anderen Stadtteil, dann

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