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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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sich etwas nördlich des berechneten Zentrums Miami Beach gehalten. Ja, es hätte noch viel schlimmer kommen können, doch so, wie es war, war es schon schlimm genug. Bisher gab es 203 Tote, und die Zahlen stiegen weiter. Der Großteil des Südens rang noch immer darum, die notwendigsten Lebensgrundlagen wiederherzustellen: Sowohl in Miami als auch in Fort Lauderdale waren noch viele Haushalte und Betriebe ohne Strom. Palm Beach war praktisch komplett abgeschnitten, und die ganze Ostküste stand unter Wasser. Technikteams aus fünfzehn Bundesstaaten arbeiteten gemeinsam daran, die Stadt Miami wieder in Gang zu bringen. Bei der Polizei schoben County, City und State Zwölf-Stunden-Schichten, um die Plünderungs- und Betrugsversuche einzudämmen und die Gebiete, die es am schwersten getroffen hatte, mit Wasser, Lebensmitteln und Eis zu versorgen.
    Für Tru Zeffers und die übrigen rechtschaffenen Einwohner des Sonnenstaats – und im Grunde für alle anderen im Land – war das enorme Ausmaß des Ganzen kaum nachvollziehbar, doch Miami versank vollständig im Chaos. Da blieb einfach keine Zeit, nach Flüchtigen zu suchen, Spuren nachzugehen oder an einem Fall zu arbeiten. Nichts war mehr normal; jeder einzelne Cop in jeder einzelnen Vollzugsbehörde südlich von Martin County kämpfte ums nackte Überleben. Dieser Ausflug nach Starke war zwar nicht direkt eigenmächtig, aber es war Manny gewesen, der es zur obersten Priorität erklärt hatte, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit hierherzufahren. Morgen würden Mike und er wieder in Liberty City im Einsatz sein. Sein Lieutenant hatte Manny nur geraten, einen Haftbefehl für Bantlings erneute Festnahme zu beantragen, das FBI und die US Marshals zu benachrichtigen und auf deren Ressourcen zu setzen, die nicht mit Hurrikan-Noteinsätzen belastet waren. «Und», hatte er hinzugesetzt, «sorgen Sie um Himmels willen dafür, dass die Presse nicht mitkriegt, dass er weg ist.»
    Er war weg. Cupido hatte sich aus dem Staub gemacht.
    Was diesen letzten Auftrag des Lieutenant betraf, lief Manny die Zeit davon. Die Medien hatten die vielen Geschichten von Überlebenden langsam satt und suchten nach anderen Perspektiven auf die Hurrikan-Auswirkungen. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis jemand beim Herald anrief. Wahrscheinlich hatte es bisher nur noch keiner getan, weil niemand die Schuld daran auf sich nehmen wollte, dass ein Serienmörder entkommen war – und Schuldige gab es wahrhaftig mehr als genug. Allen voran die Gefängnisbehörde, die diesen Riesenbock überhaupt erst geschossen hatte, dann die Staatsanwaltschaft, die einen Deal mit Cupido schließen wollte, und jetzt auch noch das Police Department der City of Miami und jede andere beteiligte Behörde, die zu lange damit gewartet hatten, die Öffentlichkeit zu informieren. Und in Starke hatte niemand Alarm geschlagen, weil Tru Zeffers nicht als Sammler makaberer Serienmörder-Souvenirs enttarnt werden wollte, die er eines fernen Tages zu gepfefferten Preisen im Internet verscherbeln würde. Es würde Manny gar nicht wundern, wenn in ein paar Jahren auf wundersamen Wegen weitere Bantling-Zeichnungen auf eBay auftauchten.
    Mit jeder Stunde, die Bantling verschwunden blieb, wurde die Spur ein wenig kälter. Der Mann hatte keine Familie. Keine Freunde. Keine Komplizen und nach allem, was sie wussten, auch sonst keine Helfer. Er war wie ein gottverdammter Geist. Geld immerhin hatte er früher gehabt – so viel, dass er sich teure Strafanwälte leisten konnte und eine hübsche Junggesellenwohnung in Coconut Grove. Vermutlich hatte er einiges davon gebunkert, in der Hoffnung, irgendwann eine Gelegenheit wie diese zu bekommen.
    Das FBI war in die Bresche gesprungen und hatte Bantling immerhin bis zu einer Greyhound-Station in Orlando verfolgt, von wo aus er nach Opelika in Alabama gefahren war. Dort verlief sich die Spur. Inzwischen konnte Bill Bantling praktisch überall sein. Er konnte aussehen wie ein anderer Mensch: neue Frisur, neue Augenfarbe, neue Hautfarbe. Vielleicht war er fett geworden oder stark abgemagert. Wenn er tatsächlich Geld hatte, dann konnte er sich auch plastische Chirurgie leisten, sich Pässe beschaffen, sich außer Landes bringen lassen. Innerhalb weniger Wochen konnte er sein Aussehen komplett verändert haben und nicht mehr wiederzuerkennen sein. Ohne Freunde, Geliebte oder Verwandte war es unmöglich, einen Ansatzpunkt zu finden.
    Die meisten flüchtigen Häftlinge wurden innerhalb der

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