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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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offensichtlich brutal gefoltert. Auf einem Bild wurde sie sogar vergewaltigt. Manny drehte sich zu Tru Zeffers um. «Und Sie sind nicht auf die Idee gekommen, irgendwen anzurufen und davon zu erzählen, als er verlegt wurde? Die Zeichnungen haben bei Ihnen keinen Alarm ausgelöst, Sergeant?»
    Trus innerliches Grinsen verschwand, als er plötzlich für seine Handlungen zur Verantwortung gezogen wurde, anstatt dass man ihn lobte, weil er die Polizei benachrichtigt hatte. «Ist ja nicht meine Entscheidung, Sie wegen irgendwas zu benachrichtigen, Detective. Da müssen Sie sich mit dem Direktor auseinandersetzen. Ich hab die Bilder da in der Matratze entdeckt, ganz klein zusammengefaltet. Die Matratze sollte weggeschmissen werden. Wenn ich nicht nachgeschaut hätte, dann hätte kein Mensch die Zeichnungen überhaupt gefunden.»
    «Und wann haben Sie sie entdeckt?»
    «So eine Woche nachdem Bantling verschwunden war, würd ich sagen.»
    Manny musterte Zeffers und hob eine Augenbraue. «Hier? Sie haben die Matratze hier auseinandergenommen?»
    Zeffers wand sich ein wenig. «Ja, sag ich doch.»
    «Ich würde eher meinen, Sie wollten sich vielleicht ein kleines Cupido-Souvenir sichern, nachdem er nach Miami gebracht worden war. Was richtig Fieses, das Sie dann irgendwann bei eBay versteigern können, wenn Sie mal nicht mehr in diesem Loch hier arbeiten. Aber dann haben Sie mitgekriegt, dass er abgehauen ist, und da die Matratze, die Sie mit nach Hause genommen hatten, auf keiner Liste der entsorgten Gegenstände steht, haben Sie entweder Schiss bekommen oder sind neugierig geworden und haben sich Ihre Beute mal ein bisschen genauer angesehen. Haben Sie da die Zeichnungen gefunden, Sergeant? Und dann so richtig Angst gekriegt, es könnte sich um Beweismaterial für die Ermittlungen nach seiner Flucht handeln? Hat es deshalb eine ganze verdammte Woche gedauert, bis Sie uns angerufen und uns erzählt haben, Sie hätten Beweisstücke zu dem vermissten Serienmörder? Oder wollten Sie die Zeichnungen vielleicht auch auf eBay verticken?»
    Zeffers lief rot an. «Die wollten die Matratze wegwerfen, hab ich doch schon gesagt. Die wär längst weg gewesen. Sie hätten überhaupt nie davon erfahren. Sie sollten mir dankbar sein.»
    «Seien Sie mir nicht böse, wenn ich mir das spare. Sind das alle? Oder halten Sie noch welche zurück?»
    Zeffers schüttelte den Kopf. «Ich halte gar nichts zurück.»
    «Und die hat er gezeichnet?» Dickerson nahm eins der Bilder in die Hand. «Bantling?»
    «Der hat ständig irgendwas gekritzelt. Pornos oder Gewaltsachen haben wir ihm verboten, wahrscheinlich hat er die Bilder deswegen versteckt. Er wollte nicht, dass wir sie ihm wegnehmen.»
    «Warum wohl?», schoss Manny zurück.
    «Auf allen Bildern dieselbe Frau», meinte Mike, während er die Zeichnungen betrachtete. «Wenn man sie ein bisschen umsortiert, sieht es fast aus, als würde sie immer älter, als hätte er sie den Jahren entsprechend gezeichnet.» Er drehte sich zu Manny um. «Du hast doch im Fall Cupido ermittelt. Sie kommt mir so bekannt vor. Wer ist das? Eins der Opfer?»
    Manny nickte. Die Frau auf den Bildern war schön, erotisch, unschuldig, verängstigt. Eine Frau, die einfach von Natur aus umwerfend aussah, egal, was sie trug und was sie sonst noch tat, um das zu verstecken. Auf den späteren Zeichnungen war ihr langes, lockiges blondes Haar zu einem dunklen Bob gestutzt, hinter dem sie ihr Gesicht zu verbergen suchte. Krähenfüße ließen die Augen älter erscheinen, Marionettenfältchen den Mund. Unter den hypnotischen, verängstigten grünen Augen lagen dunkle Ringe. Die Zeichnungen waren wie Fotos: genauso detailliert, genauso perfekt, genauso exakt.
    «Weißt du, wer sie ist?», fragte Mike noch einmal.
    Manny fuhr sich mit der Hand durch das nicht vorhandene Haar und wünschte sich, den Anruf, den er gleich tätigen würde, nicht machen zu müssen. Sosehr er sich dagegen sträubte, sosehr er sich weigerte, die geheimen Gedanken eines Wahnsinnigen nachzuvollziehen: Er wusste, was er hier sah.
    Mehr als eine Woche war vergangen, seit Bantling aus einem Gefängnisbus gestiegen und in dem gewaltigen Hurrikan verschwunden war, der im ganzen Süden Floridas von Fort Lauderdale bis nach Miami Shores gewütet hatte. Zum Glück war Artemis nur als Wirbelsturm der Kategorie 4, mit andauernden Windstärken von 220 Stundenkilometern, auf die Küste getroffen und nicht, wie befürchtet, als katastrophale Kategorie 5. Zudem hatte sie

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