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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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ihnen weggelaufen ist. Das macht die Nachricht für die lieben Wähler doch viel leichter verdaulich. Und der ganze Snuff-Club-Mist ist reines Hörensagen; Bantling ist mit den versprochenen Namen natürlich nie rausgerückt. Und was den Verteiler angeht, erwartest du hoffentlich keine Sonderbehandlung. Du wohnst schließlich nicht mal mehr hier.»
    «Ich war an Cupido dran, es war mein Fall. Und C. J. war die Anklägerin, verdammte Scheiße!»
    «Ihr seid beide gegangen, weißt du noch?»
    Eine lange, unbehagliche Pause entstand.
    «Ja, stimmt schon, Bär. Tut mir leid.»
    Manny hatte auf die halbherzige Entschuldigung nicht reagiert, und Dominick konnte es ihm nicht mal verübeln. Zwei Jahre lang hatten sie Tag und Nacht zusammen am Fall Cupido gearbeitet, Seite an Seite. Sie waren mehr als Partner – der Bär war für Dominick wie ein Bruder gewesen. Aber als C. J. und er ihre Sachen gepackt und Miami verlassen hatten, stand ihr Entschluss fest: Sie wollten alles hinter sich lassen. Einschließlich Brüdern. Seither hatte Dominick viele neue Leute kennengelernt, doch ein Ersatz für den Bär war bisher nicht dabei gewesen.
    «Der Punkt ist, Dom, sie haben keine Ahnung, wo Bantling steckt. Keinen blassen Schimmer.»
    «Aber du schon.»
    «Ich glaube, er ist unterwegs zu euch. Ich habe Bilder gesehen, die er in seiner Zelle gezeichnet hat. Der Mann ist besessen – besessen von deiner Frau.»
    «Wir sind nicht mehr zusammen.»
    Eine weitere lange Pause.
    «Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Dom.»
    «Sie hat mich verlassen, Manny. Hat bei Nacht und Nebel ihr Zeug gepackt und ist gegangen. Sie hat den Hund mitgenommen und einen Koffer und mir einen Brief dagelassen. Einen beschissenen Brief, kannst du dir das vorstellen? Nach allem, was war?»
    «Mensch, Dom. Das tut mir leid. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.»
    «Sie war …»
    Verzweifelt hatte Dominick nach den richtigen Worten gesucht. Es war jetzt fünfzehn Monate her, und er war immer noch nicht darüber hinweg, dass sie ihn verlassen hatte. Selbst jetzt war er noch wie gelähmt, wenn er daran dachte, wie er von der Tagung zu Cyberkriminalität in Phoenix zurückgekommen und sie fort gewesen war. Der Schrank leer, das Auto verschwunden, der Hund ebenfalls. Nach allem, was sie in der Vergangenheit durchgemacht hatte, war sein erster Gedanke, dass etwas Furchtbares passiert sein müsste. Das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte. Dass jemand sie entführt hätte. Dass die Vergangenheit sie wieder eingeholt und ihm erneut entrissen hätte. Nur war er diesmal zu spät gekommen, um sie noch zu retten. Aber dann hatte er den Brief entdeckt, der im Schlafzimmer lag, und ihm war klargeworden: Dass sie ihn aus eigenem Antrieb verlassen hatte, war noch schlimmer als alles, was er sich ausmalen konnte. Die zwei hingekritzelten Absätze voller Mist der Sorte «Es liegt nicht an dir, sondern an mir» interessierten ihn nicht weiter, aber die letzten beiden Zeilen vor der Unterschrift hatten sich ihm ins Gedächtnis gebrannt: «Ich werde dich immer lieben, Dominick. Nur dich.» Wenn das stimmt, wärst du noch hier , dachte er verbittert, als er den Brief in der Hand zerknüllte. Angeblich soll Liebe doch alles besiegen, behaupten das die Märchen nicht immer? Die Scheidungspapiere steckten ununterschrieben in seiner Aktentasche, neben ihrem zerknitterten, hilflosen Abschiedsbrief.
    «… alles für mich. Es war schwer, Manny. Richtig schwer. Sie hat viel zu verkraften, das weiß ich. Das verstehe ich auch. Mir ist klar, dass keiner das so einfach verarbeiten kann, was sie durchgemacht hat, und das habe ich auch gar nicht von ihr verlangt. Wahrscheinlich wäre ich an ihrer Stelle auch nicht fähig, mal für zehn Minuten an was anderes zu denken. Aber egal, was ich gemacht, egal, was ich gesagt habe, sie hat mich einfach nicht an sich rangelassen. Die Mauern wurden nur immer höher.»
    Immer weiter waren die Worte aus ihm herausgesprudelt. Es war Jahre her, dass die beiden Freunde miteinander gesprochen hatten. Und der Bär hätte nach Dominicks Abgang eigentlich jedes Recht gehabt zu gähnen und ihm zu sagen, er solle sich einen anderen Dummen suchen, der sich das anhört. Aber das tat er nicht. Stattdessen hörte er zu. Das konnte er gut, immer schon: zuhören. Aus einer Entfernung von fast zweitausend Kilometern hörte er Dominick zu, während der ihm am Telefon bei dem einen oder anderen kalten Bier von den vergangenen sieben Jahren erzählte. Und

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