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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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zumindest am Telefon hatte es sich irgendwann so angefühlt, als hätte das Gespräch wieder zurück in die alten, vertrauten Bahnen gefunden. Wie man ein Paar alte Hausschuhe anzieht, die man ewig nicht getragen hat: Sie passen noch und sind immer noch urgemütlich, genau an den richtigen Stellen eingetragen.
    «Wo ist sie jetzt, Dom?»
    «Sie hat keine Adresse hinterlassen. Sie will von alldem nichts mehr hören, Bär.»
    «Sag bloß. Aber jetzt ist ein Psychopath entkommen, den sie in die Todeszelle gebracht hat, da könnte ich mir denken, dass sie doch für einen Hinweis dankbar wäre. Die Feds und die Marshals sind vielleicht zu blöd, um sie zu finden, aber irgendwas sagt mir, dass Bantling schlauer und entschlossener ist als der durchschnittliche FBI-Agent.»
    «Sie vertraut keinem. Erst recht keinem Polizisten.»
    «Absolut verständlich, nach der Sache mit Masterson. Ich sehe meine Brüder in Blau seitdem auch irgendwie anders. Aber wir müssen sie finden. Wir müssen ihr sagen, was los ist.»
    «Sie hat sich eine neue Identität zugelegt. Sie ist untergetaucht.»
    «Ich sag’s noch mal: Das interessiert den nicht die Bohne, und das weißt du genau.»
    «In all den Jahren haben wir nur ein einziges Mal darüber gesprochen. Über die Vergewaltigung. Und selbst da gab es noch Sachen, über die sie nicht reden konnte. Sachen, die dieses Schwein ihr angetan hat. Ich kenne die Narben, und ich habe die Polizeiberichte gelesen, aber … sie hat immer noch viel für sich behalten. Sie hat die Last niemals losgelassen, die Schuld, die sie sich selber gibt, weil sie ein einziges Mal das blöde Fenster nicht verriegelt hat …
    Außerdem hat sie auch nie zugegeben, dass tatsächlich Bantling sie vergewaltigt hat, Manny. Sie hat es immer abgestritten, weil sie mich nicht in das hineinziehen wollte, was sie getan hat, damit er verurteilt wird. Auch diese Schuld hat sie ganz allein getragen. So viel Last hält doch kein Mensch aus. Aber was immer sie getan hat, damit er hinter Gitter kommt, mir war das egal. Ich habe aus nächster Nähe erlebt, was er ihr angetan hat. Es beeinflusst alles, was sie macht, jeden Tag: die Leute, mit denen sie sich anfreundet, die Stellen, die sie annimmt, die Wege, die sie geht. Wir konnten keine Kinder kriegen wegen diesem Kerl, Manny. Auch das hat er ihr genommen, in dieser einen Nacht damals in New York. Ich wünschte, der Staat hätte ihm schon vor Jahren die Lichter ausgeblasen. Ich wünschte, sie hätten mich das machen lassen.»
    Dominick holte tief Luft. Der Alkohol hatte ihm die Zunge gelöst – der Alkohol und die ganze aufgestaute Verbitterung.
    «Dom …», warf Manny ein.
    «Masterson hat davon gewusst, Manny. Er hat mir so einiges erzählt in der Nacht, als er starb. Und was er mir nicht erzählt hat, habe ich im Lauf der Jahre selber rausgefunden. Er war Mitglied, Bär. Chris Masterson war Mitglied in diesem Snuff-Club. Greg Chambers auch. Und Bantling. Eigentlich soll keiner die wahre Identität der anderen Clubmitglieder kennen, deswegen haben sie alle Pseudonyme. Aber Masterson hatte Angst, Bantling könnte ihn irgendwie identifizieren und seinen Namen im Tausch gegen eine Strafminderung nennen. Und dann hat Bantlings frühere Anwältin, Lourdes Rubio, eine eidesstattliche Versicherung eingereicht, in der sie behauptet hat, sie hätte einen Mitschnitt des Notrufs, der beim Prozess zurückgehalten worden sei. – Manny, die Stimme auf diesem Mitschnitt, das war Masterson. Auf seinen Hinweis wurde Bantlings Wagen in der Nacht damals angehalten. Er wusste, wenn Bantling das Band hört, kommt er sofort darauf, dass Masterson ihm das alles angehängt hat. Und dass es zusätzliches Beweismaterial ist, das er für seine Verhandlungen mit den Justizbehörden hätte verwenden können. Aber Bantling saß im Todestrakt, an den kam er nicht ran, deswegen hat Masterson alle anderen umgebracht, die von dem Notruf wussten. Darum ging es bei den Morpheus-Morden – das war kein Krieg zwischen Kartellen, sondern Masterson, der Bantling direkt in die Todeskammer befördern wollte.»
    «Großer Gott … Dom, ich glaube, diesen ganzen Mist solltest du mir nicht erzählen.»
    «Ich will, dass du es verstehst, Manny. Das bin ich dir schuldig. Masterson meinte, wenn er verhaftet würde, dann würde er dafür sorgen, dass sie auch C. J. drankriegen. Wegen versuchten Mordes. Sie hat vorsätzlich einen Fall manipuliert, damit der Mann, der sie vergewaltigt hat, zum Tod verurteilt wird –

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