Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
Vom Netzwerk:
immer verbissener, immer öfter. Die selbstauferlegte Zurückgezogenheit. Der Alkohol. Ihre Schuldgefühle fraßen sie von innen auf, und er hätte das sehen müssen und darauf bestehen, dass sie gemeinsam daran arbeiteten. Dass sie ihn endlich teilhaben ließ. Andererseits war sie ohne ihn ja vielleicht besser dran. Womöglich erinnerte er sie ständig an das, was sie getan hatte, so wie sie ihn ständig an seine eigene Tat erinnerte.
    Doch nichts half gegen den unerträglichen Schmerz seiner Sehnsucht nach ihr. Hätte er die Möglichkeit gehabt, alles noch einmal anders zu machen, er wusste doch, dass es letztlich wieder genauso gekommen wäre: Er hätte abgedrückt, ohne zu zögern, weil er sie anders nicht retten konnte.
    Und nun saß er im Flieger nach L.A., um den Wettlauf mit der Zeit zu gewinnen, sie aufzusuchen und ihr zu sagen, dass ihre schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheitet hatten. Dass sie nicht mehr in Sicherheit war, obwohl er ihr immer versichert hatte, er würde nicht zulassen, dass man ihr jemals wieder etwas antat. Denn das Schreckgespenst aus ihren Albträumen war auf freiem Fuß.
    Dominick sah auf die Uhr und wandte sich dann erneut zum Fenster, während das Flugzeug zum Landeanflug auf die Stadt der Engel ansetzte. Er konnte nur hoffen, dass er zu ihr gelangte, bevor sie die Nachricht in der Zeitung las.
    Oder schlimmer noch.
    Bevor William Rupert Bantling ihr die Neuigkeit höchstpersönlich überbrachte.
    Live und in Farbe.

44
    K omm schon, Manny, geh endlich ran», murmelte Daria in ihr Handy.
    Überall in der ultramodernen Hotelhalle des Hilton Bonnet Creek in der Nähe von Disney World standen drei Meter hohe Topfpalmen, trendig in Lila und Blau angestrahlt. Daria saß in der Piano-Bar neben einer dieser Palmen und sah zu, wie sich eine Armee von Ameisen-Einsatzkräften um ein halbgegessenes Eis scharte, das irgendein Kind in die Blumenerde gesteckt hatte. Soweit sie Ameisengedanken lesen konnte, überlegten sie gerade, wie sie die Eiswaffel am besten ausgraben und abtransportieren konnten. Selbst wenn es ihnen gelang, etwas hochzuheben, das vermutlich zehntausendmal so viel wog wie sie, fragte Daria sich doch, wo sie dann damit hinwollten: Der Blumentopf hatte einen dicken Rand, und dann ging es einen halben Meter in die Tiefe.
    «Du kannst mich jetzt doch nicht hassen», fuhr sie leise fort. «Das ist einfach nicht richtig. Es tut mir leid. Es tut mir leid. Ich muss unbedingt mit dir reden, Manny. Ich muss das klären. Wir müssen das klären. Ich weiß, es war ein Fehler, aber ich dachte wirklich, ich tue das Richtige, wenn ich zulasse, dass Vance diesen Deal macht. Das ist natürlich keine Entschuldigung, aber ich … Es tut mir leid. Ich hätte dir das nicht verheimlichen dürfen. Ich wollte …»
    Eine Automatenstimme schaltete sich ein: «Sie haben noch fünfzehn Sekunden Sprechzeit.»
    Mist . Wie sie Mailboxen hasste! «Du kannst mir doch nicht ewig aus dem Weg gehen. Wir arbeiten schließlich immer noch am selben Fall», sagte sie rasch, dann wurde sie wieder unterbrochen: «Auf Wiederhören.»
    Sie drückte die Auflegetaste und nahm einen großen Schluck von ihrem Cosmopolitan. Die Bar war voller Menschen, und fast alle lachten oder lächelten oder führten tiefsinnige Gespräche mit ihren Begleitern. Für einen Sonntagabend war ziemlich viel los. «Die Nacht der Verzweifelten» – so hatte ihre Mitbewohnerin an der Uni den Sonntag immer genannt. Und genau so fühlte sich Daria: verzweifelt in der Nacht der Verzweifelten. Sie griff in den Blumentopf und kippte das Eishörnchen zur Seite. Die Ausgrabungsfrage war damit geklärt. Jetzt musste die Ameisenarmee das blöde Ding nur noch abtransportieren.
    «Na kommt, auf geht’s», sagte sie leise. «Keine Müdigkeit vorschützen! Nicht aufgeben! Ihr schafft das. Los, versetzt den Berg!»
    Dann wählte sie noch einmal Mannys Nummer.
    «Sie sind mit der Mailbox von Detective Manny Alvarez verbunden. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.» Piiiieeep .
    «Nur damit du’s weißt, Vance hat mir nicht gesagt, dass die Sache heute auffliegt», fing sie an. «Du bist wahrscheinlich stinksauer, aber ich war auch nicht vorgewarnt.»
    Tatsächlich hatte der Herald am Morgen über die Stümperei der Gefängnisleitung berichtet, und Vance Collier hatte es nicht für nötig befunden, Daria darüber zu informieren, dass es so weit kommen würde. Beziehungsweise schon so weit war. Den ganzen Tag hatte sie nichts von ihm gehört. Am

Weitere Kostenlose Bücher