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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Verbrechen zum Opfer zu fallen. Sie schloss immer sorgfältig ihre Haustür ab. Sie verriegelte ihr Auto. Sie ging nie allein durch dunkle Straßen oder über unbeleuchtete Parkplätze. Sie hatte Tränengas in der Handtasche und eine Beretta Tomcat im Handschuhfach ihres Wagens. Sie hielt Vorträge an Schulen und in Bürgerzentren darüber, wie man sich vor Internetkriminalität oder vor Stalkern schützen konnte. Sie wusste mehr als genug, um sich von allem Bösen fernzuhalten; die Tatsache, dass sie immer noch verschwunden war, sprach also Bände. Es musste schlimm um sie stehen.
    Ihr Bruder Marco kam in die Küche, die Arme vor der Brust verschränkt. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Hinter ihm kam CeCe, seine Frau, die ihm sanft die Schulter tätschelte. Manny hatte den Mann, über den Daria so viele Kindheitsgeschichten erzählte, heute zum ersten Mal gesehen. Den großen Bruder, der ihr bester Freund gewesen war, als sie beide noch Kinder waren. Die Drillinge, die Daria so oft hütete und für die sie jedes Mal, wenn sie an einem Süßwarenladen vorbeikam, Poprocks und Charleston Chews kaufte, waren zu Hause geblieben, wie Marco ihm erzählt hatte. Darias Mutter passte auf sie auf. Ihr Vater hatte die Nachricht vom Verschwinden seiner Tochter sehr schlecht verkraftet. Er hatte Schmerzen in der Brust bekommen und lag jetzt im Memorial West auf der Intensivstation. Es sah nicht gut aus.
    «Gibt’s was Neues?», flüsterte Marco kaum hörbar.
    Manny schüttelte den Kopf. «Also, halten Sie mich auf dem Laufenden», sagte er ins Telefon. Inzwischen war auch Mike Dickerson mit trübsinniger Miene in die Küche gekommen. Manny drehte sich von Mike und Marco weg. «Wir suchen hier weiter. Vielleicht finden wir ja was.» Aber er glaubte selbst nicht daran. Wie Holly Skole und Gabriella Vechio und Marie Modic und die Unbekannte aus Tampa und Kevin Flaunders und Cyndi DeGregorio sowie alle elf Opfer von Cupido war auch Daria DeBianchi in eine Bar gegangen, hatte dort jemanden kennengelernt und war danach spurlos in der Nacht verschwunden.
    Der stämmige Detective musste die Tränen unterdrücken, als er sah, wie die Spurensicherungsbeamten in ihren Schutzanzügen Darias toten Garten durchkämmten. Er war voller Selbstvorwürfe. Wäre er bloß ans Telefon gegangen an dem Abend, als sie ihn immer und immer wieder anrief. Hätte er bloß mit ihr gesprochen …
    Dann hätte er es erwidern können. Denn es stimmte. Er liebte sie.
    Aber er war nicht rangegangen. Er war wütend gewesen, störrisch und dumm. Er dachte an ihr Gesicht, als sie draußen im Garten gearbeitet hatte. Schweiß hatte sich einen Weg durch die Blumenerde auf ihrer Wange gebahnt. Ihr rotes Haar war zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden, und ihre Hände waren schwarz von Erde. Sie trug sein Hemd – und selbst im Garten zehn Zentimeter hohe Plateausandalen, die ihre Beine gut zur Geltung brachten. Ihre wunderschönen Beine, die dringend ein bisschen Sonne vertragen konnten. Und nun war sie fort. Und er würde keine Gelegenheit mehr bekommen, ihr zu sagen, was er wirklich für sie empfand. Denn tief im Herzen wusste er, dass er sie nie wiedersehen würde.
    Jedenfalls nicht lebend.

57
    W ir, das Volk von Santa Barbara County im Staate Kalifornien, befinden den Angeklagten Richard Kassner im minderschweren Anklagepunkt des Totschlags an Elizabeth Fabrizio einstimmig für schuldig. Im Anklagepunkt zwei des Anklagebeschlusses, schwere Brandstiftung, befinden wir, das Volk von Santa Barbara County in Vertretung des Staates Kalifornien, den Angeklagten Richard Kassner ebenfalls einstimmig für schuldig.»
    Die zwölf Geschworenen sahen gezielt nicht zum Tisch der Verteidigung, während der Richter sie noch einmal alle einzeln befragte, ihnen dann für ihren Einsatz dankte und sie entließ. Richard Kassner saß schweigend neben seinem Anwalt. Seine schicke junge Frau weinte. Die Ex-Frau jubelte. Und C. J. musste an den Tag im Gerichtssaal zurückdenken, als er ihr diesen selbstgefälligen, drohenden Blick zugeworfen hatte. Eigentlich wäre sie jetzt dran. Aber es gelang ihr nicht, zu triumphieren. Sie wandte den Blick ab, als er in Handschellen durch die Seitentür geführt wurde und sich mit Tränen in den Augen von seinem kleinen Sohn verabschiedete.
    Es war ein langer Kampf für die Gerechtigkeit gewesen, der sich über fast zehn Wochen hingezogen hatte, doch C. J. fühlte sich nicht als Siegerin. Das tat sie nie nach einem Schuldspruch. Eine Frau

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