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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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potenziell verstörendste. Eine Überwachungskamera hatte die Nummernschilder sämtlicher Fahrzeuge eingefangen, die zu der Zeit, als Daria neben dem großen, dunkelhaarigen Fremden mit der Sonnenbrille das Hotel verließ, vom Parkplatz gefahren waren. Alle Nummernschilder waren überprüft worden. Die meisten gehörten zu Mietwagen, und die Fahrer waren ausfindig gemacht und befragt worden. Alle – bis auf einen.
    Am Morgen des Sonntags, an dessen Abend Daria verschwunden war, hatte ein gewisser Reid Smith aus Uniondale, New York, bei der Hertz-Niederlassung am Flughafen von Orlando einen schwarzen Ford Flex angemietet. Der Wagen war dort am nächsten Tag wieder zurückgegeben worden. So weit, so unspektakulär. Aber als die Ermittler aus Nassau County versuchten, Reid Smith unter der auf seinem Führerschein angegebenen Adresse zu erreichen, stellten sie fest, dass er dort schon seit Jahren nicht mehr wohnte. Noch viel verstörender allerdings war der Ort, der sich hinter der Anschrift verbarg: Die Wohnung befand sich im Souterrain eines seit langem geschlossenen und verrammelten Beerdigungsinstituts, das im Jahr 2007 der Schauplatz eines grauenvollen Verbrechens gewesen war.
    Das Beerdigungsinstitut Kreller war in die Schlagzeilen geraten, nachdem die kleine Tochter des Inhabers John Kreller einem Kindergartenfreund von den Scheußlichkeiten erzählt hatte, die sie regelmäßig in Papas Keller beobachtete und bei denen es oft um Leichen ging, die noch nicht so richtig tot waren. Der vierjährige Kindergartenfreund bekam daraufhin verständlicherweise Albträume, aus denen er nachts schreiend aufwachte. Schließlich brachte seine besorgte Mutter ihn zu einem Kinderpsychologen, der dem kleinen Jungen das schreckliche Geheimnis, das er zu bewahren versprochen hatte, entlocken konnte, und ein Ermittlungsverfahren wurde, wenn auch widerwillig, aufgenommen. Während die Rechtsmedizin noch damit beschäftigt war, die Besitzer der diversen Körperteile, die im Keller des Beerdigungsinstituts in einer Plastikwanne gefunden worden waren, zu identifizieren und herauszufinden, wie sie jeweils gestorben waren, brachte John Kreller seine Frau und seine vierjährige Tochter Eva mit einer Schrotflinte um und richtete sich anschließend selbst. Unter den Opfern aus der Wanne waren zwei minderjährige Prostituierte. Die Überreste zweier weiterer Leichen konnten nicht identifiziert werden.
    Reid Smith war John Krellers Cousin. Er war in die Morde im Beerdigungsinstitut zwar nicht direkt verwickelt, wurde aber zeitweilig von der Polizei in Nassau County zur Vernehmung gesucht. Man hatte ihn nie gefunden.
    Die Fotos aus Reid Smiths Führerschein erinnerten sehr an den dunkelhaarigen Fremden, mit dem Daria zuletzt das Hotel verlassen hatte, auch wenn seine Augen hinter den dunklen Gläsern der Sonnenbrille verborgen blieben. Dieser Ansicht war auch die Kellnerin aus der Hotelbar, die die beiden am fraglichen Abend bedient hatte. Und als Manny eine Karte von Long Island konsultierte, stellte er fest, dass Uniondale nur einen Steinwurf von Westbury entfernt war, wo man 2006 auf einer Baustelle Gabriella Vechios Leiche gefunden hatte. Zudem entsprach Reid Smith weitgehend der Beschreibung des Mannes, der sich an dem Abend, als Gabby Vechio verschwand, mit ihr unterhalten hatte.
    Inzwischen wurde also auch nach Reid Smith gefahndet. Eine Überprüfung der Führerscheindaten hatte wenig brauchbare Informationen geliefert. Der Mann war nicht vorbestraft, er war nicht beim Militär gewesen und auch nie ernsthaft krank. Vor der Adresse in Uniondale lag der Führerscheinstelle keine weitere vor, eine Nachsendeadresse gab es auch nicht. Keine lebenden Verwandten. Sein Name stand bei keinem Flug, der Orlando verlassen hatte, auf der Passagierliste. Wie das von Daria, so war auch sein Foto an jede Polizeistation landesweit geschickt worden. In den Fahndungsunterlagen bezeichnete die Polizei aus Orlando ihn einfach nur als «gesuchte Person» im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Assistant State Attorney Daria DeBianchi aus Miami-Dade County.
    Und während sämtliche Vollzugsbeamten in Orlando und Miami aufgeregt nach dem dunkelhaarigen Fremden aus New York fahndeten, postierte Manny sich weiterhin jede Nacht außerdienstlich vor Talbot Lunders’ Wohnhaus, ein Fernglas mit Nachtsichtfunktion in der Hand und zwei Sixpacks neben sich auf dem Beifahrersitz: sechs Flaschen Corona und sechs Dosen Red Bull. Am liebsten hätte er sich ins Koma

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