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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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anschließend den Eindruck habe, dass die Staatsanwaltschaft keine weitere Verzögerungstaktik versucht und wenn genügend Beweise vorliegen, die eine Ergänzung der Anklage und/oder weitere Anklagen rechtfertigen, werde ich das Verfahren weiterführen. Womöglich lasse ich Mr. Lunders angesichts der Schwere der Vorwürfe auch wieder inhaftieren. Bringen wir das schnellstmöglich hinter uns, es liegt schließlich ein Antrag auf Verfahrensbeschleunigung vor.»
    «Euer Ehren», protestierte Varlack, «mein Mandant hat sich keinen Verstoß gegen seine Kautionsbedingungen zuschulden kommen lassen …»
    «Eins nach dem anderen, Mr. Varlack. Erst will ich diesen Zeugen hören.»
    «Euer Ehren, darf ich nochmals um ein Vieraugengespräch bitten?», sagte Vance leise.
    Die Richterin runzelte die Stirn. «Was gibt es denn jetzt schon wieder, Mr. Collier? Wo liegt das Problem, mir diesen Zeugen vorzuführen? Es ist doch ein Problem, oder?»
    «Der Zeuge steht augenblicklich nicht zur Verfügung. Das wird sich aber hoffentlich sehr bald klären. Wenn ich Sie kurz allein …»
    Die Richterin zog eine Augenbraue hoch, als ihr klar wurde, worum es hier ging. «Ist Ihr Zeuge etwa nicht verfügbar, weil er flüchtig ist?»
    Vance senkte den Blick. «Der Zeuge ist nicht verfügbar, Euer Ehren.»
    Richterin Becker ließ sich auf ihrem Stuhl zurücksinken. «Jetzt verstehe ich. Jetzt wird mir alles klar. Meine Güte! Zwei plus zwei ergibt vier. Ihr Zeuge ist William Bantling, Staatsanwalt, ist das nicht so? Ich kann es nicht glauben – Ihr Zeuge ist Cupido!»

55
    E s waren zwar keine Kameras im Gerichtssaal, aber das hieß noch lange nicht, dass die Äußerung der Richterin und Vance’ unvermeidliche Bestätigung nicht umgehend landesweit Schlagzeilen machen würden.
    «Ja, Euer Ehren. Der Zeuge, auf den die Staatsanwaltschaft sich beruft, ist William Bantling.»
    Die Richterin schüttelte den Kopf. «Dann ist Ihr Zeuge nicht nur nicht verfügbar. Ihr Zeuge ist ein verurteilter Serienmörder, der augenblicklich Platz zwei auf der Liste der vom FBI meistgesuchten Straftäter einnimmt. Er ist flüchtig. Mein Gott!»
    «Es liegen mildernde Umstände vor, Euer Ehren.»
    Wieder schüttelte sie den Kopf. «Ich weiß, was Sie vorhaben. Jetzt durchschaue ich das alles, Mr. Collier. Bill Bantling hat anscheinend irgendeine Aussage gemacht, die Mr. Lunders mit kriminellen Handlungen in Verbindung bringt, was vermutlich auch der Grund dafür ist, dass er überhaupt hierher verlegt wurde. Und Sie wollen jetzt von mir, dass ich Mr. Lunders in Gewahrsam halte, weil Sie hoffen, dass Ihre Freunde vom FBI Bantling finden, bevor Ihnen in diesem Fall die Zeit ausgeht. Ich weiß Bescheid. Sie haben einen Deal mit einem Serienmörder gemacht. Aber Mr. Bantling ist nicht mehr in Staatsgewahrsam. Er ist flüchtig, und kein Mensch weiß, wo er steckt. Vielleicht bleibt er die nächsten zwanzig Jahre verschwunden. Und ich habe immer noch dasselbe Problem wie vor einer halben Stunde: Es ist nicht meine Aufgabe, Ihren Angeklagten hinter Gittern zu halten, wenn Sie mir keine Fakten liefern, die das rechtfertigen. Die Aussicht, dass Bill Bantling gegen Mr. Lunders aussagen könnte, ist an und für sich zwar verstörend, ändert aber nichts an den Tatsachen. Ich bin also noch in derselben Lage wie vor einer halben Stunde.»
    «Euer Ehren, ich möchte noch einmal beantragen, sämtliche Klagen gegen Talbot Lunders abzuweisen», schaltete sich Varlack ein.
    Die Richterin seufzte tief auf. «Stattgegeben, unbeschadet des Rechts der Staatsanwaltschaft auf erneute Klage. Falls Sie also weitere Beweise auftreiben sollten, Mr. Collier, oder vielleicht sogar William Bantling selbst, dann nur zu.»
    «Einspruch!», brüllte Vance.
    «Zur Kenntnis genommen», sagte die Richterin und schnitt ihm damit jedes weitere Wort ab.
    Talbot strahlte seinen Anwalt an. Dann drehte er sich zu seiner Mutter um, die auf der Zuschauerbank gleich hinter ihm saß, und boxte triumphierend in die Luft.
    «Ich werde den Entlassungsbeschluss selbst aufsetzen.» Richterin Becker erhob sich und sah zum Tisch der Verteidigung hinüber. Dabei runzelte sie die Stirn auf eine Weise, die sich deutlich von ihrer entnervten Miene während der Anhörung unterschied. Sie sah plötzlich besorgt aus. «Das Verfahren ist eingestellt. Mr. Lunders, Sie sind ein freier Mann.»

56
    D as Hotelzimmer war blitzsauber, Detective Alvarez», berichtete Brian O’Dea, der Mordermittler aus Orlando, am

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