Argus #5
Fernsehkanälen verbreitet.»
Daria hielt ein Poster hoch. «Sind das die betreffenden Fotos?»
«Ja. Das ist das Fahndungsplakat. Für sachdienliche Hinweise zu Hollys Verschwinden wurde eine Belohnung von eintausend Dollar ausgesetzt.»
Sie legte das Poster zurück auf den Beweistisch und fuhr fort: «Was ist passiert, nachdem Holly ins NCIC eingetragen wurde?»
«Am 25. April wurde Hollys Leiche gefunden, und ihr Tod wurde als vorsätzliches Tötungsdelikt eingestuft. Ein paar Wochen später meldete sich bei mir eine Ms. Marie Modic aus Hallendale in Florida. Sie sagte aus, dass sie am Samstagabend, dem 7. Mai, im Menace gewesen sei und auf der Damentoilette das Fahndungsplakat gesehen habe. Sie erkannte den Mann auf dem Foto des Überwachungsvideos und rief mich an. Ich habe sie in dem Nagelstudio, in dem sie arbeitet, befragt, und sie hat den Mann auf dem Foto als ‹T› identifiziert, einen Mann, mit dem sie am Abend des 16. April im Menace gesprochen hatte – demselben Abend, an dem Holly Skole dort gewesen und später verschwunden war. Ms. Modics Aussage zufolge hat er mit einem dicken Portemonnaie gewedelt und war auffällig schick gekleidet. Behauptete, er, Zitat, ‹mischt sich in Miami unters gemeine Volk›. Sagte, er stamme aus dem Land der Trumps und Kennedys, wo das große Geld ist.
Dieser ‹T› hat Marie Modic also auf ein paar Drinks eingeladen und sie dann gefragt, ob sie mit ihm in seine Suite im Mandarin Hotel kommen wolle. Zuerst sagte sie ja, und als er beim Zahlen der Rechnung seine Schlüssel auf den Tresen legte, erkannte sie einen Autoschlüssel mit dem Mercedesstern. Außerdem hing ein metallener Anhänger mit der Aufschrift ‹Automotive Experts› daran. Daraufhin entschuldigte sich Ms. Modic, um die Toilette aufzusuchen, wo sie ihre Entscheidung, mit ‹T› zu gehen, revidierte, wie sie sagte. Laut ihrer Aussage hatte sie irgendwie kein gutes Gefühl bei ‹T›, und außerdem fühlte sie sich nicht wohl, also schickte sie eine SMS an eine Freundin, die auch im Club war, und bat sie, den Wagen zu holen und vor dem Club auf sie zu warten. Sie schlich sich aus dem Hintereingang. Dass sie ins Auto stieg, ist das Letzte, woran sie sich erinnert. Sie kam erst am nächsten Morgen wieder zu sich, als sie nach ungefähr siebzehn Stunden in ihrer Wohnung aufwachte. Ihre Freundin sagte ihr später, sie sei direkt nach dem Einsteigen im Auto eingeschlafen. Im Nachhinein ist Ms. Modic überzeugt, dass der Angeklagte ihr etwas in den Drink getan hat.»
«Einspruch! Was lassen Sie der Anklage noch alles durchgehen, Herr Richter? Hörensagen über Hörensagen, und jetzt lassen Sie auch noch von einer Nagelpflegerin, die ein paar Gratis-Drinks zu viel gekippt hat, eine medizinische Diagnose stellen», bellte Varlack. Empört warf er die Hände in die Luft.
«Stattgegeben», antwortete der Richter. «Fahren Sie fort, Ms. DeBianchi.»
«Wie kamen Sie dazu, ‹T› als den Angeklagten, Talbot Lunders, zu identifizieren?»
«Ich habe die Firma Automotive Experts kontaktiert, ein hochklassiges Autohaus mit Geschäftsräumen in Palm Beach und Stuart. Ich sprach mit dem Inhaber und ließ mir die Verkaufsunterlagen der neueren Mercedesmodelle der letzten zwei Jahre zeigen. Dann überprüfte ich alle Fahrzeuge, die von Automotive Experts verkauft wurden und deren Kennzeichen mit Z endete, und fand schließlich einen schwarzen S-Klasse-Mercedes von 2010, der auf Abigail Charmaine Lunders, Alter 46, registriert war. Die Überprüfung ergab, dass es sich um die Ehefrau von Frederick Alastair Lunders, Alter 67, handelt. In den Unterlagen der Autoversicherung ist als autorisierter Fahrer außerdem Talbot Alastair Lunders, Alter 28, eingetragen. Ich nahm Einsicht in Mr. Lunders’ Führerschein und identifizierte ihn als den Mann, der auf dem Überwachungsvideo zu sehen ist, als er mit Holly Skole das Menace verließ. Auch Marie Modic identifizierte ihn auf dem Führerscheinfoto. Ein Durchsuchungsbefehl für den Mercedes wurde beantragt und am 13. Mai ausgeführt.»
«Was haben Sie gefunden?»
«Unter dem Beifahrersitz haben wir einen Lippenstift und drei lange blonde Haare gefunden, an denen im Labor die chemische Zusammensetzung von Holly Skoles Haarfarbe nachgewiesen wurde. Am Lippenstift wurden Fingerabdrücke genommen, die zum Zeigefinger und Daumen von Ms. Skoles rechter Hand passen. Die DNA-Analyse des Lippenstifts steht noch aus. Außerdem wurden Fingerabdrücke, die zu Ms. Skoles
Weitere Kostenlose Bücher