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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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auch nur mit halbem Ohr hinhört, wenn es um Haftbefreiung geht. Die Beweise in diesem Fall werden belegen, dass Talbot Lunders Holly Skole gefoltert, vergewaltigt und brutal ermordet hat.»
    Steyn schüttelte den Kopf. «Nein, werden sie nicht, Staatsanwältin, da Sie nicht …»
    Von draußen auf dem Flur war plötzlich ein lautes, ausgelassenes Prusten zu hören; Köpfe drehten sich, und Richter Steyn brach mitten im Satz ab. Den Bruchteil einer Sekunde später ging die Tür auf, und herzliches Gelächter füllte den Raum.
    «… bereit sind», beendete der Richter seinen Satz.
    Es war nicht schwer, das Lachen zuzuordnen. Es konnte nur zu einem großen Körper gehören.
    «Ich bin bereit, Euer Ehren», verkündete Daria, noch bevor sie sich umdrehte, um sich zu vergewissern, dass es Manny war, der eintrat, in Begleitung von zwei Kollegen aus seinem Bezirk, die ebenfalls lachten, wenn auch nicht halb so laut. Keiner der drei schien zu merken, dass sie das Gericht für einen Moment zum Stillstand gebracht hatten.
    Richter Steyn blickte finster in die Runde. Die Verteidigung verdrehte die Augen.
    «Detective, wie nett, dass auch Sie zu uns stoßen», knurrte Steyn.
    «Ich war die ganze Zeit draußen auf dem Flur, Richter. Dixon kam gerade und sagte mir, dass Sie unseren Fall aufgerufen haben?» Dixon war der Vollzugsbeamte, der die Tür zum Gerichtssaal bewachte und dem Richter zunickte.
    Steyn funkelte Daria an.
    Dann war das Rasseln von Ketten und Fußschellen aus dem Geschworenenzimmer zu hören. Die Tür ging auf, und eine neue Schar ungebärdiger Angeklagter wurde in den Saal geführt, während die erste Charge hinausschlurfte. «Nehmen Sie alle Ihre Plätze ein und halten Sie den Mund», brüllte der Gerichtsdiener, als er sie auf die Bank dirigierte. «Der Angeklagte ist anwesend, Richter.»
    «Danke», sagte Steyn und rieb sich die Schläfe. «Sie müssen ihnen nicht den Mund verbieten. Es reicht, wenn sie leise sind.»
    «Darauf hören sie aber nicht», gab der Gerichtsdiener zurück. «Wir haben einen rauen Haufen heute.»
    Daria sah hinüber zur Geschworenenbank. Ihr Angeklagter stach aus der Menge hervor, und das nicht nur, weil er der einzige Weiße war. Offenbar ungerührt von dem Aufruhr, der um ihn herum stattfand, starrte er in den Zuschauerraum, ein neugieriges Lächeln auf dem Gesicht, als würde er sich über einen Witz amüsieren, den sonst niemand verstand. Selbst in dem hässlichen orangefarbenen Overall, ausstaffiert mit Handschellen, Ketten und Fußfesseln, mit Dreitagebart und leicht fettiger Surferfrisur, war er immer noch – durfte sie das auch nur denken? – attraktiv. Wirklich attraktiv. Zum Dahinschmelzen, attraktiv wie Brad Pitt in Thelma und Louise . Doch bei dem Gedanken sträubten sich ihr die Haare, und schaudernd verdrängte sie ihn sofort wieder.
    «Hallo? Staatsanwältin? Sind Sie bei uns?», fragte der Richter.
    Daria sah Manny an. «Euer Ehren, könnte ich bitte einen kurzen Moment mit meinem Ermittler sprechen?»
    «Nein», entgegnete Richter Steyn genervt. «Der Angeklagte ist hier, der Verteidiger ist hier, Ihr Ermittler ist endlich hier, Sie sagen, Sie seien bereit, also legen Sie los.» Er lehnte sich in seinen Sessel, der ein lautes Quietschen von sich gab, und verschränkte die Arme vor der Brust. «Sie brauchen uns keine Einführung zu geben; ich habe den Haftbefehl gelesen. Kommen Sie gleich zur Sache, damit wir’s hinter uns bringen können.»
    In einer perfekten Welt hätte Daria wenigstens ein paar Minuten Zeit gehabt, um mit Manny die Fragen durchzugehen, die sie stellen würde. Doch die Welt war alles andere als perfekt.
    Also schlug sie ohne weitere Verzögerung die Akte auf und rief Detective Manny Alvarez vom City of Miami Police Department in den Zeugenstand.

7
    N ennen Sie bitte fürs Protokoll Ihren Namen und Ihren Dienstgrad.» Da sie ihn nicht anschreien konnte, bedachte Daria Manny mit einem Blick, der Wasser zu Eis gefrieren ließ.
    Er grinste zurück. «Manuel Alvarez. City of Miami, Mordkommission.»
    «Wie lange sind Sie schon im Polizeidienst?»
    Manny zog nachdenklich an seinem riesigen Schnauzbart. «Also, seit neunundachtzig bin ich Polizist und seit zweiundneunzig bei der Mordkommission, das macht zusammen dreiundzwanzig Jahre, Staatsanwältin.» Er lächelte wieder.
    Sie funkelte ihre Unterlagen an.
    Und so begann das Direktverhör von Manny Alvarez.
    Um einen Angeklagten ohne Kaution in Untersuchungshaft zu behalten, musste die

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