Argus #5
da solche Beißer gesehen habe …»
«Zum Totlachen. Gehen Sie mir nicht auf die Nerven, Detective. Wir sehen uns um zehn.»
«Ich hab Sie durchschaut», sagte Manny schmunzelnd. «In Wirklichkeit meinen Sie zwölf.»
«Grrrr. Nein. Ich meine zehn. Sagen Sie mir, dass Sie was für mich haben. Bitte.»
Er drehte den Fernseher leiser und versuchte, nicht auf die Baseballergebnisse zu achten. «Sie klingen ja ziemlich verzweifelt. Haben Sie nicht gerade Anklage gegen den Scheißkerl erhoben?»
«Ja, und ich wiederhole, Ihre Aussage ist in weniger als zwei Wochen», gab Daria mit einem frustrierten Schnauben zurück. «Seien Sie gewarnt: Die Sache wird schnell gehen.»
«Was haben Sie da von einer Kreuzfahrt gesagt?»
«Mexiko», antwortete sie seufzend. «Mein erster Urlaub seit vier Jahren, und ich kann nicht fahren. Und ich kriege nicht mal die Anzahlung zurück, das tut weh. Sie wissen, was ich verdiene, oder? Oder besser, was ich nicht verdiene.»
«Sie wollen doch gar nicht nach Mexiko, Counselor. Lesen Sie keine Zeitung?»
«Um Kreuzfahrtschiffe machen die Kartelle einen Bogen. Die bringen sich nur gegenseitig um. Ich hätte mich bestens amüsiert. In der Sonne braten und relaxen. Mit Piña Coladas am Swimmingpool.»
«Wann sollte die Kreuzfahrt stattfinden?»
«Letzte Augustwoche.»
«Hurrikan-Saison», sagte Manny lachend. «Hoffentlich haben die Ihnen einen Riesenrabatt gegeben, Counselor. Aber fangen Sie nicht gleich an zu heulen. Vielleicht beantragt Lunders gar keine Beschleunigung. Oder noch besser, wir sind bis dahin mit der Sache durch.»
«Dazu bräuchten wir mehr Beweise, Manny. Mehr und bessere. Irgendwas Handfestes, das ihn dazu bringt, sofort zu gestehen. Ist bei den Fasern was rausgekommen?»
Manny stand auf und ging zum Kühlschrank. Er öffnete die Tür und inspizierte das Innenleben. Es war Zeit für ein Sandwich. «Scheint Ihr Glückstag zu sein. Oder Ihre Glücksnacht. Ich habe wirklich interessante Neuigkeiten. Ich habe mich ein bisschen umgehört, und raten Sie mal, was ich entdeckt habe?»
«Keine Ahnung. Talbot Lunders’ Sperma im Müllcontainer?»
«Wie ekelhaft. Nein. Aber ich wiederhole, ich habe was ziemlich Interessantes rausgefunden. Erinnern Sie sich an Ihre Frage, wo unser Knabe die Schwefelsäure herhat?»
Daria hielt die Luft an. «Sagen Sie bloß, Sie haben die Quittung!»
Manny legte Mayonnaise, Brot, Schinken und Käse auf den Küchentresen. «Raten Sie mal, was in Waschmittel drin ist?»
«Na?»
«Schwefelsäure», sagte er zufrieden und fing an, sich ein Brot zu schmieren. «Wer hätte das gedacht? Und raten Sie mal, welche Firma in The Acreage im Bezirk Palm Beach eine neue Serie von Waschmitteln testet?»
«Flower & Honey?», fragte Daria aufgeregt.
«Ja. Um genau zu sein, eine Tochterfirma von Flower & Honey, denn Waschmittel ist ziemlich weit entfernt von natürlichen Inhaltsstoffen wie Blumen und Honig. Ob Sie’s glauben oder nicht, Waschmittel wird aus synthetischer Seife aus Rohöl hergestellt. Denken Sie das nächste Mal daran, wenn Sie sich in Ihren frisch gewaschenen Pulli kuscheln. Der Name der Tochterfirma ist PowerX. Und sie wird von keinem anderen geleitet als unserem Knaben Talbot, der die Lieferung der Schwefelsäure eigenhändig unterschrieben hat.»
«Sehr schön. Und warum haben Sie mich wegen dieser Info nicht angerufen, Detective?»
«Weil ich, anders als Sie, außerhalb des Büros auch noch ein Leben habe. Ich hätte Sie morgen früh angerufen. Zu einer zivilen Zeit.» Während er sich die Mayonnaise von den Fingern leckte, warf Manny einen Blick auf den Fernseher. Er bereute es sofort. Die Marlins hatten schon wieder verloren.
«Toll. Schicken Sie mir eine Kopie der Lieferscheine mit seiner Unterschrift. Gibt es eine Methode, die chemische Zusammensetzung verschiedener Flaschen Schwefelsäure voneinander zu unterscheiden?», fragte Daria hoffnungsvoll.
«Nette Idee, Counselor, aber leider nein. Wir können die Schwefelsäure von PowerX nicht als genau die identifizieren, die Holly Skoles Hornhaut verätzt hat.»
Sie seufzte. «War nur so ein Gedanke.»
Manny konnte nicht länger warten. Das Sandwich sah einfach zu gut aus. Er biss hinein. «Es gibt aber noch was, das Sie vielleicht interessant finden», sagte er kauend.
«Ich wusste doch, dass Sie noch mehr haben. Essen Sie etwa gerade?»
«Ja. Zeit für einen Mitternachtssnack.» Er biss noch einmal in das Brot, schluckte und führte den Gedanken zu Ende. «Ich weiß,
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